Zugebissen: Schwäne im  Plastikmüll

Frühstück in einer fremden Stadt. Ich bestelle einen Cappuccino und ein süßes Gebäck namens „covrig polonez“ (polnische Brezel). Und ich bekomme zum Kaffee einen Pappbecher mit dem Aufdruck „teilweise aus Plastik“, etwas Zucker in einer Verpackung aus plastikbeschichtetem Papier, ein Rührstäbchen, ebenso verpackt, eine Papierserviette sowie ein papiernes Tablett. Darauf liegt wie ein Juwel der covrig polonez, mit extra Serviette und, man möchte es kaum glauben, zwei weiteren Päckchen. Messer und Gabel, Einweg, voll aus Plastik, mit je einer weiteren Serviette umhüllt, in Zellophan gewickelt, liegen neben meiner Brezel. Die esse ich sonst mit der Hand.

Nach diesem Frühstück bleibt ein Haufen Müll übrig, den ich pflichtgemäß in einen Behälter entsorge, und ich verlasse enttäuscht den Laden . Diese Mahlzeit hatte einen bitteren Beigeschmack. Wer auswärts isst, muss oft Verpackungen akzeptieren, selbst verbotene: Einwegbesteck aus Plastik, Trinkhalme, die nur braun gefärbt sind, um natürliche Materialien vorzutäuschen, bei Mitnahme der Mahlzeit dickes Styropor. Gerne auch noch mit Alufolie und im Plastikbeutel.

Wohin wandert das alles nach wenigen Augenblicken der Benutzung? Das habe ich kürzlich an einem Staudamm des Alt-Flusses in Siebenbürgen gesehen. Eine riesige Insel von Müll drängte der Staumauer entgegen. Wie zum Hohn schwammen zwei Schwäne durchs Areal. Alles nicht Recycelte einer ganzen Kleinstadt waberte auf der Wasseroberfläche. Zutiefst entsetzt sah ich, was unsere Umwelt belastet und musste mich fragen: Wie wandern solche Mengen in einen Fluss? Kann es sein, dass die Müllabfuhr…? Hoffentlich nicht, aber flussaufwärts, in jedem Ort bis zur Quelle, gibt es Menschen, die Reste auf diese Weise entsorgen. Nichts davon verrottet schnell. Der Anblick weckte Aggressionen, nicht nur bei mir: Ein entgegenkommendes Auto hielt am Staudamm, der Fahrer sprang heraus und begann, wütend auf die Mauer einzuschlagen. Er schimpfte laut und schnauzte alle Anwesenden an. 
Ähnlich ergeht es jedem, der hierzulande spazieren geht und am Dorfrand zunächst eine Fläche voller Müll durchqueren muss. Was sammelt sich hinter meinem eigenen Garten nicht alles an, obwohl wir die pünktlichste Müllabfuhr weit und breit haben? Wut packt mich, schlechte Laune breitet sich aus. Ich sehe nicht nur Flaschen, sondern auch Kinderwagen, Autoteile, Schafwolle, Klodeckel neben jeder Menge Folien und Tüten. Die Täter gehen straffrei aus. Sind sie aber nicht auch Opfer? Die eigene Umgebung zu verseuchen, den Kindern und Enkeln eine kaputte Umgebung zu hinterlassen, das schadet allen.

Es gibt ein Für und Wider bei Plastik. Wir leben damit und sind dankbar für  Einwegspritzen, für Atemschutz und Hygienestandards. Kein Weg führt mehr vorbei an diesem Stoff in allen seinen Variationen. Und er bleibt uns erhalten, zersetzt sich kaum.

Aber die Vorgaben der europäischen Union auf so plumpe Weise zu missachten, indem man Plastikgeschirr braun wie Holz färbt, alles ungeniert verpackt, wenig mehrfach verwendet, das macht einfach nur wütend. 

Jede und jeder von uns könnte aktiv werden, einen winzigen Beitrag gegen die Plastikflut leisten. Fantasie ist gefragt und ein wenig Zivilcourage.