18 Jahre NiL Theater AG

Schüler entdecken jedes Jahr Schauspiel für sich

Im Juni veranstaltet die NiL Theater AG das „Internationale deutschsprachige Jugendtheaterfestival“ in Temeswar. Foto: Zoltán Pázmány

In Dea Lohers “Blaubart – Hoffnung der Frauen” geht es um einen Serienmörder, der Frauen ermordet, die auf der Suche nach der vollkommenen Liebe sind, für die sie bereit sind zu sterben. Es ist harter Stoff, an dem man sich die Zähne ausbeißen kann. Darum versucht auch die Inszenierung der NiL-Theatergruppe bissig zu sein. Denn es geht schließlich um Mord, um Sex und um unglückliche Liebe. Es ist düster, es ist pessimistisch und wirf dem Zuschauer die Frage auf, wieso eigentlich? Denn schließlich geht es um Schultheater.

Aber wichtig ist, dass die Jugendlichen Spaß an der Arbeit haben und einmal im Rampenlicht stehen dürfen. Und das trifft jedes Mal zu, wenn die Theater AG der Nikolaus-Lenau-Schule ihren langen Vorführtag im Deutschen Staatstheater hat. Inzwischen besteht die AG seit 18 Jahren und es fing damals 1996 mit einer Theatergruppe an. Der deutsche Schauspieler Christian Bormann spielte als Gast am DSTT und gründete in seiner Zeit in Rumänien die NiL-Theatergruppe. Die Schauspielerin Isolde Cobet übernahm die Leitung, nachdem Bormann zurück nach Deutschland ging.

Seitdem ist Cobet das Gesicht der Gruppe bzw. der AG, denn inzwischen gibt es mehr als eine Truppe. Seit einigen Jahren produziert NiL mehrere Produktionen jährlich. Aufgrund der Fülle wurde der „Lange NiL-Theatertag“ eingeführt, als eine Art Showcase.

Es war das hohe Interesse seitens der Schüler, das dazu geführt hat, dass es inzwischen mehrere Theatergruppen gibt. Denn Isolde Cobe] stellt keine Anforderungen an Interessenten. Jeder darf mitmachen und jeder kriegt auch eine Rolle. Zu den Gruppen bestehend aus Lyzeumsschülern gesellt sich noch eine Juniorgruppe und eine Gruppe bestehend aus Studenten bzw. Absolventen der Nikolaus-Lenau-Schule.

Die NiL-Theater AG hat sich zu einer Startrampe für einige junge Schauspieler entwickelt. Viele Schauspieler, die heute im Ensemble des DSTT sind, begannen bei Isolde in der Theatertruppe. Bestes Beispiel ist Horia Savescu, der im Winter den Pro-Cultura Timisiensis-Preis erhielt.

Viele Mitglieder der Theater AG haben auch schon in Produktionen des Deutschen Staatstheaters mitgewirkt. Zuletzt in Ödön von Horvaths „Jugend ohne Gott“ in der Regie von Clemens Bechtel.

Doch es geht nicht nur darum Nachwuchs für das Theater zu gewinnen, sondern auch junges Publikum.

Das Deutsche Staatstheater hat in den letzten zwei dreißig Jahren sein Stammpublikum verloren. Die Banater Deutschen wanderten in Wellen nach Deutschland aus. Schon in den 1980er Jahren hat das Haus zuerst einen Großteil seines Personals und dann seiner Zuschauer verloren. Nach der Wende kämpfte die Leitung darum, das Theater am Leben zu erhalten, indem sie eine Schauspielschule gründete. Heute werden die Stücke auch ins Rumänische übersetzt.

Mit der NiL-Theatergruppe wurde eine Brücke zwischen der deutschsprachigen Schule und dem Theater geschlagen. Durch sie wird auch seit über zwölf Jahren das internationale Jugendtheaterfestival in deutscher Sprache veranstaltet. Jährlich pilgern Schülern von anderen deutschsprachigen Schulen aus Osteuropa sowie aus dem deutschsprachigen Raum nach Temeswar, um selber produzierte Stücke vorzustellen. Es ist zu einem der erfolgreichsten Veranstaltungen des Theaters geworden. Vier bis fünf Tage lang werden neben den Vorstellungen auch Werkstätten angeboten.

Viele befürchteten, dass mit der Zeit das Interesse am deutschsprachigen Theater schwinden würde. Doch die NiL erhält jedes Jahr immer mehr Interessenten. Nicht alle Schüler machen mit, weil sie das Theater lieben. Für viele ist es auch eine Gelegenheit Gleichaltrige kennenzulernen.

In diesem Jahr wurden während dem Langen NiL-Tag sieben Stücke gezeigt. NiL-Junior präsentierte „Die Bank“, ein Stück von Isolde Cobet, die Lyzeumsgruppen spielten „Diener zwei Herren“, Dea Lohers „Blaubart oder die Hoffnung der Frauen“, „Stimmungen und Hokkuspokus“, „Manchmal schneit es im April“ sowie das Mondrama „Warum nicht Hamlet“ von Isolde Cobe] und Jonas Gardell „Die Hölle ist die Erinnerung ohne die Kraft noch etwas zu verändern“.