Als Germanist in die Privatwirtschaft

Eintägige Werkstatt eröffnete Studenten neue Berufsperspektiven

Vom Freiberufler zum Unternehmer: Volker Weise stellte Studentinnen neue Berufsperspektiven vor. Foto: Zoltán Pázmány

Volker Weise hat sich schon immer als Freiberufler durchgeschlagen. Heute ist er Unternehmer in Tschechien und leitet seine eigene Sprachschule. Seit vier Jahren versucht Weise, sein eigener Herr zu sein, nach Deutschland zurückkehren und an eine staatliche Schule gehen, schwebt dem Germanisten nicht vor. Man muss nicht gleich Lehrer werden, empfindet Weise. Der Unternehmer wollte in einer eintägigen Werkstatt jungen Germanistik-StudentInnen demonstrieren, dass  man auch andere Berufswege einschlagen kann. Man kann in die Privatwirtschaft gehen, sich als Verlagslektor versuchen oder als Journalist. Natürlich schließt Weise die klassischen Germanistenberufe, wie Übersetzer, Dolmetscher oder Lehrer nicht aus. Allerdings empfiehlt der Germanist, dass man sich beruflich nicht einschränken sollte. Für Weise selbst war es ein riskanter Schritt in eine unsichere Zukunft gewesen. Als er seine Sprachschule eröffnete, beging der Germanist die klassischen Fehler, vor denen Finanzberater immer warnen. Unnötige Investitionen erschwerten den Start und hätten fast zum Bankrott geführt. In Deutschland wäre sein Plan nicht aufgegangen. Eine Sprachschule hätte Weise dort schwer gründen können. Besonders an Kunden hätte es gemangelt. Auch so muss der Unternehmer mit Höhen und Tiefen rechnen, besonders weil seine Sprachschule 80 Prozent der Einnahmen aus einer Partschnerschaft mit dem tschechischen Automobil- und Motorenhersteller Skoda bezieht.

Die Gründungsgeschichte seiner Sprachschule war Ausgangspunkt der eintägigen Werkstatt, die an der Österreich-Bibliothek stattfand. Weise wollte anhand des eigenen Beispiels zeigen, dass man auch mit dem Germanistikstudium in die Privatwirtschaft gehen kann. Es geht darum die Trends zu erkennen und die eigenen Stärken auszuspielen. Bereits zum dritten Mal wurde die Werkstatt gehalten. Veranstalter sind die Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg, der DAAD Osijek in Zusammenarbeit mit der Österreich-Bibliothek Osijek und das Kulturforum Bukarest.

Mit dem Workshop möchten die Veranstalter jungen Germanistikstudenten aus Mittel- und Osteuropa helfen, erfolgreich in die Berufswelt einzusteigen. Es nahmen vorwiegend Studentinnen aus Kroatien teil, die für die Werkstatt extra nach Temeswar eingereist waren. Die meisten möchten nach dem Studium als Übersetzer oder Lehrer arbeiten. Einige ziehen auch den Journalistenberuf in Erwägung, besonders nachdem sie den Vortrag von Maria Sterkl gehört hatten. Die österreichische Journalistin erhielt 2007 den EU-Journalismuspreis und arbeitet als Redakteurin für die österreichische Tageszeitung „Der Standard“.

In Rumänien arbeiten oft Germanisten in Berufen, für die in Deutschland ein Germanistikstudium nicht ausreichen würde. Die Not hat Unternehmer erfinderisch gemacht. Darum hat es auch Volker Weise nach Tschechien verschlagen, weil er dort mit seiner Sprachschule gefragt ist.