Altmeisterin des Unterrichts wird 80

Prof. Erika Tacsi-Eisele - eine verdienstvolle Laufbahn

Das Béla-Bartók-Lyzeum heute.

Die Temeswarer Lehrerin i.R. Erika Tacsi war stets der Meinung, man lebt solange man Aufgaben erfüllen muss auf diesem Erdball. Sie war ein Leben lang auf Hochtouren und darum blickt sie hoffnungsvoll ihrem 80-sten Geburtstag entgegen.

Sie kam im Kriegsjahr 1940 zur Welt, als ihr Vater an der Front war. Nur kurze Zeit konnte er zu Hause in Arad weilen, da er verwundet war. er musste aber bald auf die Krim und nach Sevastopol zurück. Als er nach dem Krieg heimkam, war die Familie wieder vereint (Vater, Mutter, Erika und ihr kleinerer Bruder). Es ging ihnen materiell gesehen gut, da sowohl die Familie des Vaters (Eisele), als auch die der Mutter (Ablonczy) begütert waren. Der deutsche Zweig der Familie kam zur Zeit Maria Theresias nach Saderlach (Zădăreni, Kreis Arad). Sie wurden durch Fleiß und Ehrlichkeit Mitbesitzer der Ford-Werke in Arad. Woran man sich in Trauer erinnert, war das Sterben des Großvaters mütterlicherseits im 1. Weltkrieg in Serbien. Die Heirat der Tochter Margit Ablonczy brachte Frieden und eine schöne Kindheit für die kleine Erika. Man bedenke, dass auch nach dem 2. Weltkrieg die Mutter des Hauses vieles aus dem Haus verkaufen musste, die Wohnung wurde mit fremden Familien geteilt, aber die Kinder dieser Leute spielten im selben Hof, sodass ihre ersten vier Klassen in der Notre Dame - Bildungseinrichtung ungestört waren. Trotz der Armut, die damals herrschte, war in allen Schulen eine gewisse Freude zu bemerken, weil die besten Schüler rote Pionierkrawatten bekamen, wenn ihre soziale Abstammung entsprach. Wenn ich mich gut erinnere, Erika, die zukünftige Lehrerin, Absolventin der Babeș-Bolyai-Universität bekam diese Krawatte nicht, eben wegen ihrer Abstammung. Sie gehörte zwar zu den Besten, besonders in Mathematik, Geschichte und ungarischer Literatur. Dazu war sie äußerst sportlich. In Gymnastik erwarb sie mehrere Prämien, wurde ins Ferienlager geschickt. Und überhaupt hatten die Sportorganisationen aus Arad Ansehen und einen guten Namen.

Schwer waren die Jahre des Obergymnasiums (Lyzeum) damals, aber dank der gewissenhaften Lehrer, lernte man doch etwas. Sie waren stets bei Wettbewerben, bei Olympiaden dabei, sodass man hoffen konnte, auf eine Hochschule zu kommen. Im Jahr 1957 kandidierte Erika Eisele an der Klausenburger Uni (Philologie, Ungarische  und Deutsche Sprache): Auf drei Plätzen wurden zwei mit ihrer entsprechenden sozialen Abstammung zugelassen. Sie fiel mit der Mittelnote 9,50 durch. Aber im September wurden 10 Kandidaten mit hohen Noten zurückgerufen.

Man kann sich heute erinnern, dass das Jahr 1957 eben das verhängnisvolle Jahr nach dem Studentenaufstand war. Aus Erikas Jahrgang wurden einige Studenten eingesperrt, andere wurden exmatrikuliert. Der Sozialismus verordnete den patriotischen Arbeitsdienst. Vor der Uni hatten die Studenten den Unrat, die Abfälle wegzuschaffen. Im Jahr 1959 wurde die Uni aus Klausenburg eine rumänisch-ungarische und bekam den Namen Babeș-Bolyai. Erika Eisele gab Privatstunden, um das Geld von zu Hause aufzubessern. Im Jahr 1962 absolvierte sie, betrachtet als Dissidentin aber mit guter Abschlussnote. Sie bekam eine Stelle in Hatzfeld (Jimbolia) in einer sehr guten Schule mit “prima Kollegen”. Hier unterrichtete sie an drei rumänischen, zwei deutschen und einer ungarischen Klasse. Gleich war sie auch im Verein der Frauen tätig, im Schulrundfunk, bei den Schülerfreunden der Grenzsoldaten usw.

Im Jahr 1964 lernte sie ihren zukünftigen Gatten, Ladislau Tacsi kennen, den späteren wohlbekannten Temeswarer Schulinspektor. Er war ihr Kollege und bewog sie, in seinem Heimatdorf Ujszentes (Dumbrăvița) eine freie Lehrerstelle im Gymnasium anzunehmen. Auch diese Schule lobt unsere Kollegin aus ganzem Herzen, besonders die Disziplin war ausgezeichnet. Drei Jahre pendelte sie zwischen Temeswar und Ujszentes. Ich kann mich noch daran erinnern, dass es damals noch keinen Bus gab, da in diesem Areal auch mein Elternhaus war.

Als das ungarische Temeswarer Lyzeum noch nicht „Bartók Béla“ hieß und Teil des Loga-Lyzeums war, kam Erika Tasci in das Loga-Lyzeum, wo sie zwischen 1967-1971 stellvertretende Direktorin war. Als das Temeswarer Lyzeum Nr.10 entstand, gehörte auch das ungarische Lyzeum, dem Erika Tacsi als Direktorin vorstand, dazu. Größeren Bekanntheitsgrad erwarb sie sich, als sie den II. und I. Grad als Lehrerin für ungarische Sprache und Deutsch als Fremdsprache erhielt. Ihre Schüler beteiligten sich stets an den Landesolympiaden.

Ihr Familienleben musste ein harmonisches gewesen sein, da ihr auch die Schwiegermutter stets im Haushalt half. In späteren Jahren pflegte sie die alte Frau bis diese gut über 90 war. Leider wurden die anderen Familienmitglieder, selbst die einzige Tochter, von Krankheiten dahingerafft. Prof. Erika Tacsi blieb aber stark wie eine Eiche im Sturm, geschätzt von ihren Schülern und Freunden. Ich glaube, Prof. Erika Tacsi ist die einzige Lehrerkollegin, die bis ins70ste Lebensjahr unterrichtet hatte und darauf noch Jahre lang als Übersetzerin wirkte. Im Malteser-Verein, bei den Konzerten in der Millenniumskirche ist sie stets dabei, sie betreut den Chor “Béla Bartók“ auf seinen Ausfahrten in die West-und Nordzone des Landes, nach Ungarn, in die Baltischen Länder, in den Norden Europas, nach Mittel-und Südeuropa. Mit ihren ersten Schülerpromotionen trifft sie sich im Kafka- oder im Klapka-Klub. Ich selbst schätze die Teenachmittage mit ihr auf der „Grünen Terasse“ oder im Tukan-Kaffeehaus sehr. Wir harmonieren nicht immer im Gespräch. Prof. Tacsi belächelt selbstverständlich meinen “Hang zum Romantismus“. Ich kann ihre Aufrichtigkeit nicht genug schätzen.

Keiner meiner Lehrerkollegen hat je ein böses Wort über diese verdiente und unermüdliche Altmeisterin des Unterrichts verlauten lassen. Wir sind nur mehr wenige, die sie und ihre Art, ein tätiges, erfülltes Leben bis ins hohe Alter zu führen, verstehen, doch wir wünschen ihr aus ganzem Herzen noch viele Jahre und Gesundheit.