AMG-Haus: Grundstückstausch ist die Lösung

Kommunalverwaltung erhielt zweiten Antrag auf Rückerstattung

Die Hälfte des Grundstücks, auf dem sich das AMG-Haus befindet, wurde bereits rückerstattet. Nun liegt bei der Stadt ein zweiter Antrag auf Rückgabe auf. Foto: Zoltán Pázmány

Ein neuer Antrag auf Rückerstattung steht ins Haus: Marina Bonaparte, amerikanische Staatsbürgerin, möchte die Hälfte des fast 3.000 Quadratmeter großen Grundstücks, auf dem sich das Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus erhebt, rückerstattet bekommen. Es ist die zweite Anfrage auf Rückgabe, die die Stadt Temeswar/Timişoara im Bezug auf dieses Gelände bekommen hat.  Knapp einige Monate ist es her, seitdem die in Karlsruhe lebende Delia Crăcălianu die eine Hälfte des Grundstücks vom Obersten Gerichtshof in Bukarest zugesprochen bekam.

„Wir hoffen, dass im zweiten Fall die Stadt gute Arbeit leistet und irgendwie auf Entschädigung plädiert“, sagt Helmut Weinschrott, Vorsitzender der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung. Auf eine Entschädigung hatte die Kommunalverwaltung auch im ersten Rückerstattungsfall gehofft. Dies war auch der Grund, weshalb am 28. Juli 2008 Gheorghe Ciuhandu, Bürgermeister von Temeswar, einen Beschluss herausgab. Dieser sah vor, dass die Erbin der ehemaligen Besitzer des Grundstücks unter dem AMG-Haus mit einem Geldbetrag entschädigt wird. Sowohl für das verlorene Grundstück, als auch für das abgerissene Haus ihrer Vorfahren sollte Delia Cr²c²lianu Geld bekommen. Zwar akzeptierte Crăcălianu die Summe für das demolierte Haus, das Grundstück wollte sie jedoch in Naturalien zurück. 2008 zitierte sie die Stadt Temeswar vor Gericht. Drei Jahre später gewann sie den Prozess. Dass es ihr gutes Recht war, bestreitet auch Helmut Weinschrott nicht. „Weil auf diesem Grundstück eine Sozialeinrichtung steht, hätte eine Entschädigung in dieses Bild besser hineingepasst“, sagt Helmut Weinschrott, Direktor des AMG-Altenheims.

Des Öfteren hatte man versucht, persönlichen Kontakt zur Antragstellerin Delia Crăcălianu aufzunehmen, doch das war nicht möglich. Die Anwälte der Antragstellerin verteidigten ihr Anliegen so gut, dass sie schließlich den Prozess gewann. Das Oberste Gericht erklärte den Beschluss des Temeswarer Bürgermeisters als ungültig und sprach Crăcălianu die Hälfte des 2877 Quadratmeter großen Grundstücks zu. Überrascht war man aber vor allem, dass das 1994 der deutschen Gemeinschaft per Konzessionsvertrag zugesprochene Gelände plötzlich nicht mehr lastenfrei war. Das Rückerstattungsgesetz Nr. 10 von 2001 hatte für viel Wirbel gesorgt.

„Die Lösung wäre nun, ein Grundstück im selben Wert zu finden. Das muss infolge einer technischen Untersuchung festgelegt werden. Dann soll ein Tausch vorgenommen werden, sprich Frau Crăcălianu soll ein Grundstück anderswo bekommen und das Gelände, auf dem das AMG-Haus steht, soll von der deutschen Gemeinde weiterhin genutzt werden können“, sagt Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu. Es ist praktisch ein Appell an den guten Willen von Delia Crăcălianu, die auch in Betracht ziehen solle, dass in dem Haus eine Sozialeinrichtung untergebracht ist. Sie hat nun zwei Alternativen: Entweder akzeptiert sie den Grundstückstausch, oder fordert Miete. Die Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung ist bemüht, über Gericht eine annehmbare Miete zu verhandeln. In dem Haus an der Gheorghe-Lazăr-Straße Nr. 10-12 sind das Demokratische Forum der Deutschen im Banat und in Temeswar, das Deutsche Forum der Banater Jugend, der Verein der Ehemaligen Russlanddeportierten, aber auch die AMG-Stiftung und das -Altenheim untergebracht. Einen Kauf des Grundstücks weist der Direktor der AMG-Stiftung, Helmut Weinschrott, von der Hand. „Der Anspruch, um das Grundstück zu kaufen, ist sehr hoch. Wir haben soviel Geld nicht zur Verfügung. Wir versuchen, an unsere Partner in Deutschland, an die Bundesregierung, zu appellieren. Sie wären die einzigen, die die Möglichkeit hätten, uns zu helfen“, sagt Weinschrott.

Der Rückerstattungsfall um das Grundstück, auf dem sich das AMG-Haus befindet, ist bei weitem noch nicht gelöst. Mit dem zweiten Antrag auf Rückerstattung muss nun die Stadt Temeswar klarkommen. Es scheint jedoch, dass es diesmal leichter für die Kommunalverwaltung sein wird, den von Marina Bonaparte aus Amerika eröffneten Streitfall zu gewinnen. Es gibt nämlich einige Ungereimtheiten in dem Antrag, die die Stadt gegen die Antragstellerin gewiss ausspielen wird.