Arbeitskräfteschieber

Unlängst traf ich einen ehemals beim Demokratischen Forum der Banater Berglanddeutschen in der Tanzbewegung sehr aktiven jungen Ingenieur, der zu den Anfang Mai im Reschitzaer Maschinenbauwerk Entlassenen gehört. „Ich hab natürlich begonnen, mir einen Arbeitsplatz zu suchen – auch, weil ich mich nicht aufs Arbeitsamt verlassen möchte. Da hab ich alle „Vermittlungsstellen von Arbeitskräften fürs Ausland abgeklappert. Ich denke, Altenpflege, vor allem für einen Lohn, der mit meinem nach 20 Dienstjahren und diversen Spitzenqualifizierungen nicht vergleichbar ist, ist keine Schande. Hab leider nichts gefunden”, sagte er.

Trotzdem: tausende (vor allem Frauen) fahren im Dreimonatsrhythmus nach Westeuropa, mit dürftigen Deutsch-, Französisch- oder Italienischkenntnissen und mit noch dürftigeren Fachkenntnissen zur Seniorenbetreuung und –pflege ausgestattet. Manche treffen`s gut, andere werden als Menschen zweiter oder letzter Klasse betrachtet und behandelt; viele halten`s durch, andere nicht.

Der Trend hält an. Die geflügelten Worte der 1990er – „Lieber arbeitslos im Westen, als Arbeiter im Osten” – haben sich gewandelt: „Lieber erniedrigt im Westen, aber als reich geachtet im Osten”. Rund um diese periodischen Arbeitsmigranten haben sich ganze Wirtschaftszweige entwickelt – Bauwesen, Personentransport – aber auch der Handel profitiert kräftig. Ihr Beispiel macht immer noch Schule.

Wie Pilze aus dem Boden geschossen sind die Arbeitsvermittlungsfirmen/Jobbüros. Mein Bekannter erzählte mir, wie dürftig die Deutschkenntnisse der jungen Damen waren, die seine Deutschkenntnisse zu prüfen hatten – er schrieb seinen rein deutsch klingenden Namen selber auf ihr Prüfungspapier – und um das Attest als Kranken- und Altenpfleger solle er sich mal keine Sorgen machen: die Firma beschafft ihm das Diplom. Um 50 Euro.

Zahllos die Geschichten über diese Firmen. Wie sie „das Eiapopeia vom Himmel” versprechen und ganze Transporte Arbeitswilliger einfach vor den Toren westlicher Arbeitsämter abladen. Oder im Park gegenüber... Wie die Verträge mit ihnen wertlos sind, weil die Firma im Ernstfall nicht mehr existiert. Wie zum Eröffnen einer solchen Firma eine einfache Anmeldung beim Arbeitsinspektorat ITM als Vermittlungsagentur für Arbeit ausreicht...(ob auch „auf byzantinisch nachgeholfen” werden muss, will keiner vollmundig bestätigen). Wie sie „Vorschüsse” fordern, für die Katz im Sack und wie es später niemand schafft, die meist quittungslosen – ergo steuerfreien - Vorschüsse zurückzufordern, wenn was in die Hosen geht. Wie im Banater Bergland der Leiter der ITM persönlich mehrere solcher Arbeitsvermittlungsagenturen betreiben soll – einfach, weil dem Staat das Phänomen entglitten ist und der sogar froh scheint, dass seine Arbeitslosenzahlen (auch so) niedrig gehalten werden.

Konkurrenz- und kontrolllos sind die natürlichen Personen, die Geld von Gutgläubigen sammeln mit dem Versprechen, ihnen Arbeit im Westen zu beschaffen.