Arthouse Wolfsberg – „Ein Refugium für meine Kreativität“

Zu Besuch in Elisabeth Ochsenfelds Künstlerresidenz im Banater Bergland

Die bildende Künstlerin Rithika Merchant aus Indien, die in Spanien lebt, und die aus Rumänien stammende Schriftstellerin Carmen-Francesca Banciu, die in Deutschland lebt

Die rumänische Regisseurin und Dramaturgin Cristina Chirvase (links) und Elisabeth Lili Ochsenfeld (rechts). Im Hintergrund die Wolfsberger Hochzeitskränzchen in Ochsenfelds Bearbeitung

Der amerikanische Fotograf Roger Colombik vor Elisabeth Ochsenfelds ArtHouse in Wolfsberg Fotos: privat

„Als ich dieses Haus gekauft habe, habe ich mein Leben so weitergeführt, wie ich es mir immer vorgestellt habe: dieses Großelternhaus zu haben und dort Kultur weiter zu verbreiten“, sagt die Künstlerin Elisabeth Lili Ochsenfeld aus Heidelberg über ihr Künstlerprojekt Arthouse Wolfsberg/Gărâna (Kreis Karasch-Severin/Caraş/Severin). „Das Arthouse ist eine Residenz, aber nur so lange ich ein Symposium organisiere, ansonsten ist es nur von uns bewohnt“, so Ochsenfeld. Parallel mit dem Wolfsberger Jazzfestival organisiert sie entweder ein Symposium oder eine Ausstellung. „Immer im Juli, denn dann haben wir Publikum“, betont die Künstlerin.

Im Angebot des Arthouse Wolfsberg stehen: eine sieben- bis zehntägige Unterkunft, drei Mahlzeiten, präparierte Leinwand und Farben. Etwa 16 Personen werden in einem Wolfsberger Gasthaus untergebracht, geschaffen wird im Arthouse. „Wir stehen ihnen zur Verfürgung, so lange sie möchten, wenn nicht, ziehen wir uns zurück, man bekommt einen Schlüssel und ist frei für und mit sich“, erläutert Ochsenfeld. In Deutschland führt die Künstlerin ein ähnliches Projekt durch: sieben Tage in der Residenzwohnung in Heidelberg oder Frankfurt, wo „bed and breakfast“ gesichert wird, Stadtrundgang und Begleitung, ansonsten ist totale Freiheit angesagt. Die Künstlerresidenz in Wolfsberg ist jedoch „viel intensiver und professioneller“, da sie mit „Arbeit und Ausstellungen“ verbunden ist.

Die gebürtige Temeswarerin absolvierte die Kunsthochschule ebenda, wo sie Malerei mit Leon Vreme und Graphik mit Hildegard Fackner-Kremper (1933-2004) studierte. 1986 wanderte Ochsenfeld nach Deutschland aus. Hier war sie von 1987 bis Ende 2012 als Graphikerin an der Akademie für Wissenschaften in Heidelberg beschäftigt, wo sie Zeichnungen anfertigte und Publikationen graphisch betreute.  

Das Projekt Arthouse Wolfsberg wurde aus ihrer „unglaublichen Sehnsucht nach einem Haus“, dem Hause der Großeltern, ins Leben gerufen. Das Haus erstand sie nach der Wende, 1991, um sich und ihrer Tochter „ein Paradies zu schaffen“. Die Zusammenarbeit und das Zusammensein mit anderen ist eine Vorliebe der Malerin, denn dies läßt für sie die in Temeswar verbrachte Zeit vor der Auswanderung wieder aufleben. „Bei uns zuhause war es wie in einem Salon, wir haben Leute eingeladen, die bei uns gelesen und musiziert haben, es wurden Filme angeschaut und diskutiert“, erinnert sich die Künstlerin.

Wichtig ist Ochsenfeld, dass die ins Arthouse „eingeladenen Künstler in einem harmonischen Zusammensein kreieren können“. Deshalb ist bei der Aufnahme in die Künstlerresidenz die soziale Kompatibilität der Anwärter von großer Bedeutung.

Im Laufe der Jahre wurden im Arthouse Wolfsberg Kulturmenschen aus Rumänien und dem Ausland eingeladen. Es waren u.a. bildende Künstler, Kunstkritiker, Philosophen und Musiker wie Eugen Gondi (Holland), Horia Roman Patapievici oder Viktoria Auth (Deutschland), Rithika Merchand (Indien) und Els Geelen (Norwegen), Maria Cortese und Roberto Gianinetti (beide Italien). Auch bildende Künstler aus Rumänien waren hier tätig: die Temeswarer Costin Brăteanu, Renée Renard und Ciprian Chirileanu, der Reschitzaer Maler Nicolae Ungar, der Künstler Radu Belcin und der Kunstkritiker und Musiker Mihai Plămădeală – beide aus Bukarest.

Als eine Errungenschaft bezeichnet die Künstlerin den im letzten Jahr von der Mezzosopranin Aura Twarowska von der Wiener Staatsoper unentgeltlich gehaltene Workshop im Arthouse Wolfberg – ein Unterfangen, das mit einem Konzert in der hiesigen Kirche endete. Anschließend wurden in Temeswar eine Galaaufführung in der Staatsoper und eine Ausstellung in der Triade-Galerie mit den während des Symposiums enstandenen Bildern veranstaltet.

Jedes Jahr steht ein anderes Thema an. 2013 soll zum Thema „Eyemazing Florilesium“ geschaffen werden. Die Künstlerin erwähnt die Zusammenarbeit mit Marius Giura, dem Direktor des Gărâna Jazz Festivals: „Wir haben immer Ausstellungen während des Festivals präsentiert“. Dieses Jahr soll eine Ausstellung für den amerikanischen Saxofonisten Charles Lloyd stattfinden, der im Rahmen des Jazzfestivals auftreten und in diesem Jahr auch seinen 75. Geburtstag feiert. „Bevor das Festival zu Ende ist, haben wir open house vom Morgen bis am Nachmittag und dann präsentieren wird die Arbeiten“, so Ochsenfeld. Jedes Jahr unterstützt sie finanziell einen Fotografen, der eine Ausstellung in der „La Răscruce“-Gaststätte zeigt.

Laut Ochsenfeld ist außer der Charles Lloyd gewidmeten Ausstellung noch eine Ausstellung mit Landschaften aus Wolfsberg und Weidenthal/Brebu Nou mit Fotos von Carmen Keilhofer, die beim ersten Jazzfestival in Wolfsberg 1997 anwesend war, geplant. Ochsenfeld wünscht sich, mit diesen Bildern eine Kollektion zusammenzustellen, um die Tradition, die Landschaft und die Schönheit dieser Dörfer zu würdigen. Sie hofft, die Bilder in Reschitza und im Deutschen Kulturzentrum in Temeswar auszustellen.

Ein weiteres Projekt der Künstlerin ist die Herausgabe eines Buchs mit Bildern und Texten, die die Tätigkeit im Arthouse Wolfsberg im Laufe der Zeit widerspiegeln. Ab dem kommenden Jahr möchte Ochsenfeld in Wolfsberg ein Theaterfestival in Zusammenarbeit mit dem Auăleu-Theater aus Temeswar und ein kleines Klavierfestival veranstalten.