Auf Kurzbesuch in Marienfeld und Kischinau in Bessarabien

Foto am Ortseingang

Denkmal, das die deutsche Besiedlung bezeugt. Fotos: DFBB

Der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ war seit der Wende stets bestrebt, Kontakte mit den deutschen Volksgruppen in Mittel- und Osteuropa, außerhalb der deutschsprachigen Länder, zu knüpfen und zu fördern. Dass es nicht immer gelungen ist, das ist nicht dem Reschitzaer Verein anzulasten, der war immer stets bereit, diese zu intensivieren und beiderseitig erfolgreich auszuführen.

Anfang März war es mir für drei Tage möglich, dass ich die Hauptstadt der Republik Moldau, Kischinau, besuche. Dank der Bereitschaft der Städtischen Zentralbibliothek „B. P. Hasdeu“ von Kischinau ist es mir nach meinem Wunsch ermöglicht worden, das Dorf Marienfeld zu besuchen. Das Dorf liegt im Rayon Cimișlia, im Süden der Landeshauptstadt, 49 km davon entfernt. Es wurde im Jahr 1911 durch deutsche Ansiedler gegründet. Im Jahre 1930 lebten hier 660 Deutsche, während 1940, 780 Deutsche und 32 Andersnationale hier lebten. In der Zeitspanne 1940 - 1944 war das Dorf nach „Heim ins Reich“ unbewohnt, danach wieder von neuen heimatsuchenden Moldauern wiederaufgebaut. Bis am 23. Januar 1965 trug das Dorf seinen deutschen Ursprungsnamen, als es dann in Pervomaisc umbenannt wurde. Erst ab dem 22. Januar 1992 bekam das Dorf wieder seinen ursprünglichen deutschen Namen zurück.

Wie ich auf den Besuch kam? In der zweiten Hälfte des Jahres 2017 besuchte der damalige Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk die Republik Moldau und hatte u.a. Gespräche mit Vertretern der in diesem Lande lebenden deutschen Minderheit. Er besuchte auch das Dorf Marienfeld. Ich verfolgte damals diesen Besuch und fand interessante Fotos dazu, auch zum Dorf Marienfeld.

Auf einem Schotterweg von der Hauptstraße Kischinau – Hânce{ti – Cimi{lia, etwa 7 km abweichend, gelangte ich zum Dorfeingang. Im Dorf selbst, wo zurzeit kein einziger Deutschsprechender lebt, besuchte ich im Zentrum das Kulturheim, an dessen Außenmauer ein gemaltes deutsches Volkstanzpaar zu sehen ist, und das im nebenstehenden Park errichtete Denkmal, das an die ehemalige deutsche Gründung erinnert. Von diesem Denkmal erfuhr ich einige Merkmale dieser ehemals deutschen Siedlung. Hier der Text in deutscher Sprache: „100 Jahre Marienfeld. 1910: Gründung von Marienfeld von 57 deutschstämmigen Familien aus ganz Bessarabien; 1940: Umsiedlung der Einwohner von Marienfeld in das damalige Deutsche Reich; 1945: Ende des II. Weltkriegs. Die Marienfelder suchen sich eine neue Heimat in Deutschland und weltweit; 2011: Gemeinsam feiern die jetzigen und ehemaligen Einwohner das 100-jährige Bestehen der Gemeinde Marienfeld. Sie wünschen ihrer Gemeinde eine glückliche und friedvolle Zukunft in einem vereinten Europa. Marienfeld, 12.06.2011. Der Gedenkstein ist eine Stiftung von Dr. Artur Schaible.“ Dieser Text ist auf der Vorderseite des Denkmals in Rumänisch und Russisch zu lesen, während der Text in Deutsch auf der Rückseite des Denkmals zu lesen ist.

Leider konnte ich mit den jetzigen Ortsbewohnern keine Verbindung aufnehmen, weil keiner zu sehen war. Genauso versuchte ich in Kischinau Verbindung mit den beiden Vereinen der Deutschen in der Hauptstadt der Republik Moldau aufzunehmen, doch ohne Erfolg. All meine Bemühungen, telefonisch und per Mail den Kontakt aufzunehmen, waren erfolgslos. Keine Reaktion dazu. Diese Vereine sind folgende: das Deutsche Kulturzentrum „Hoffnung”, 1990 gegründet, und die Gesellschaft der Deutschen „Einigkeit“.

In der Landeshauptstadt selbst besuchte ich den Deutschen Lesesaal innerhalb der Städtischen Zentralbibliothek „B.P. Hasdeu“ von Kischinau und führte Gespräche mit dem Leiter Ivan Pilkin über zukünftiges Zusammenarbeiten. Auch war es mir ein Anliegen, das Denkmal des langjährigen deutschen Bürgermeisters von Kischinau, Karl Schmidt (1846 - 1928), bessarabiendeutscher Herkunft, der maßgebend zur Entwicklung von Kischinau beigetragen hatte, zu besuchen. Er war zwischen 1877 und 1903 Bürgermeister hier. Die Büste des deutschen Bürgermeisters befindet sich in der unmittelbaren Nähe der Nationalen Philharmonie der Republik Moldau und wurde am 10. Mai 2014 enthüllt.

Zu erwähnen ist noch, dass im Jahr 1930 979 Deutsche hier lebten, während zehn Jahre später, 1940, es nur noch 252 waren.

Ich bin der Hoffnung, dass dieser Besuch nicht der letzte sein wird und dass es mir in der Zukunft möglich sein wird, trotzdem Kontakt mit der deutschen Minderheit in Kischinau aufzunehmen.