Aufgearbeitete Geschichte, Begegnungsnachmittag, Traditionsbewahrung

Banater Schwaben feiern ihren 30 Heimattag/ Drei Persönlichkeiten geehrt

Momente der Erinnerung und der Andacht am Ahnendenkmal, das am Donauufer in Ulm steht. Zuvor waren Trachtenzug und Mitwirkende im städtischen Rathaus zu Gast. Foto: Constantin Duma

Aus den USA, Brasilien, Argentinien, Österreich und aus Rumänien waren Banater Schwaben angereist, um sich mit jenen in Deutschland zu treffen. Der 30. Heimattag der Banater Schwaben in Ulm hatte auch sonst ein Jubiläum parat: Zum 20. Mal fand die Veranstaltung der Nostalgie, aber auch der Brauchtumspflege und des Bekennens zur alten Heimat in der Stadt an der Donau ihren Ablauf. Vor etwa 300 Jahren hat es von da aus die ersten deutschen Siedler in das damals unwirtliche aber freie Banat verschlagen. Bürger aus dem gesamten Süddeutschen Raum seien „gerufen worden, oder haben sich in der Not im Banat neues Glück und eine neue Heimat gesucht“, beschreibt Ivo Gönner, Bürgermeister von Ulm, offizielle Patenstadt der Banater Schwaben, die Beweggründe jener, die Anfang und Mitte des 18. Jahrhundert diesen Weg eingeschlagen hatten. Die junge Generation möge über ihre Herkunft Bescheid wissen und dies in ihrer Biographie festhalten, aber auch die neue Heimat in Deutschland kennen“, sagte zum Abschluss der Heimattage am Pfingstmontag der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter Dietmar Leber.

„Versöhnung mit der eigenen Geschichte“ nennt Bundesvorsitzender Leber die Präsenz und die Ehrung von Dr. Heinz-Günther Hüsch, Verhandlungsführer der BRD in Sachen Freikauf der Rumäniendeutschen in den Jahren 1967 - 1989. Dr. Hüsch wurde mit der Prinz-Eugen-Nadel, der höchsten Auszeichnung der Landsmannschaft der Banater Schwaben, geehrt. Ausgezeichnet wurden auch Dr. Karl Singer, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat und Helmut Weinschrott, Direktor der AMG-Sozialeinrichtungen im Banat. Dies sei als Zeichen dafür geschehen, dass man sich in der Landsmannschaft des deutschen Kulturlebens und des sozialen Engagements im Banat bewusst sei und dies „hoch einzuschätzen weiß“, so Peter Dietmar Leber.

Innerhalb von etwa zwei Jahrzehnten ist die Zahl der Beteiligten an den Heimattagen der Banater Schwaben um zwei Drittel zurückgegangen: Der biologische Prozess und die Integration der nach Deutschland ausgewanderten Banater Schwaben gehören mit zu den Gründen und Hintergründen dieser schrumpfenden Zahlen. Zwar kann der Verlust der älteren Generation nicht aufgefangen werden, doch Grund zum Optimismus ist angesagt. Jugendliche binden sich in das Kulturleben ein, Heimatortgemeinschaften sind von Personen geleitet, die in jungen Jahren ausgewandert sind, oder gar einer Generation angehören, die in Deutschland geboren wurde. Nicht nur rhetorisch sondern auch emotional hielt der Student Dennis Schmidt seine Rede am Ahnendenkmal. Zwar bei vielen Heimattagen als Journalist dabei, habe ich noch nie eine Rede gehört, die besser widerspiegelt hat, was Ein- und Auswanderung, aber auch Vertreibung der Banater Schwaben bedeutet hat. Dabei konnte sich das Mitglied im Vorstand der HOG Glogowatz/ Vladimirescu keinesfalls auf Nostalgie berufen – Dennis Schmidt ist nämlich in Deutschland geboren, bekennt sich jedoch als Banater Schwabe. Und gerade die Freiräume, die den Jugendlichen geschaffen werden, scheinen zu wirken. „Wir machen nicht nur mit, sondern wir dürfen über weite Strecken auch mitbestimmen“, sagt Harald Schlapansky, Bundesvorsitzender der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen.

Der Präsident des Landtags Baden Württemberg, Guido Wolf, hob in seiner Festrede hervor, dass sich die Banater Schwaben zu ihrer Herkunft und ihrer Tracht bekennen, ließ die Leistungen der Banater Schwaben in ihrer angestammten Heimat Revue passieren („Este elektrische Straßenbeleuchtung in Temeswar“), erwähnte die Auswanderung nachdem „Menschenrechte außer Kraft gesetzt wurden“, aber auch das gesellschaftliche und politische Wirken der Banater Schwaben nach ihrer Auswanderung nach Deutschland. Der aus Temeswar stammende 1. Sekretär an der rumänischen Botschaft in Berlin, Michael Fernbach, sieht die Heimattage als „wichtiges Forum zum Dialog, zu Integration und Tradition“. Ein reichhaltiges Rahmenprogramm, das zusätzlich zu den Gesprächen Banater Landsleute bei Musik in den beiden Donauhallen lief, rundete das Geschehen ab: Eine Ausstellung, ein Vortrag über Ahnenforschung, Vortrag zum Freikauf der Rumäniendeutschen, ein Lesenachmittag oder eine Zeitreise der Banater Jugend mit einem Kultur- und Brauchtumsnachmittag gehörten mit dazu.