Ausland und Konzerne: Blitzableiter für Politiker

Über fake-news, hohe Politik und Medienlandschaft

Beim Oktobertreffen des DWC (v.l.n.r.): DWC-Vorsitzender Peter Hochmuth, Vlad Tăușance und Marcel Tolcea. Foto: der Verfasser

Die Fragen nach Tendenzen von Illiberalismus, Populismus und "Fake News" in Rumänien, was damit beabsichtigt wird und wem solche Praktiken nützen, hatten sich die Mitglieder des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs DWC Banat gestellt und um diese zu beantworten hatte der Vorstand den Publizisten und Hochschullehrer Marcel Tolcea, sowie den freiberuflichen Kommunikationsberater und Journalisten Vlad  Tăușance als Gäste.

 

Konkret standen dann die politische Situation und ihre Ausblicke, die Art der Kommunikation, durch die neuen Medien, die (Nicht)Implikation verschiedener Branchen und Interessensgruppen, sowie die Manipulation durch die Medien zur Debatte, als der DWC Banat zu seinem Oktobertreffen eingeladen hatte. Der Begriff Fake-News stamme nicht von gestern, so Hochschullehrer Marcel Tolcea. In allen Lagen und bedeutenden Situationen des 20. Jahrhunderts sei dieser Ausdruck gegenwärtig: In Kriegen, in der Wirtschaft, oder in der Politik. Oft werden Begriffe ganz einfach übernommen, so habe der „Parallelstaat“ in der rumänischen Politik Einzug gehalten, nachdem die Medien die Aussage von Donald Trump übernommen hatten. Auch sonst „haben sich etwa nach dem Jahr 2000 die Werte in der Branche der Journalisten verschoben“ (…) „Zuvor war es eine Kaste, der man Glauben schenkte, heute können über Facebook und über Blogs die Informationen fast gleichzeitig mit dem Erscheinen kommentiert werden“, so Tolcea. Jene, die heute Informationen außerhalb der Medienbranche in die Welt setzen, können dies tun, ohne dass man ihnen gewissen Verhaltensnomen verlangen könne. „Diesen neuen Medien wird weder Ethik noch Disziplin gefordert“, setzt Vlad Tăușance drauf.

Sie beiden Redner sprachen auch die allgemein schwache politische Klasse in Rumänien an. Hochschullehrer Tolcea erwähnte, dass die Bürger, die eine Unterstützung aus der Politik erwarten, zu wenig tun, um ihre Erwartungen und Forderungen durchzusetzen. Auch die Wirtschaft würde in dieser Hinsicht zu wenig tun, ließ Tolcea wissen („Konzerne reagieren nicht rechtzeitig“). Man müsse zwischen Lobby und Beamtenbeeinflussung differenzieren. Der DWC-Vorsitzende Peter Hochmuth wies darauf hin, dass der ehemalige Premierminister Mihai Tudose im vergangenen Jahr die ausländischen Unternehmer bezichtigte, ihre Steuern nicht zu bezahlen. Tolcea und Tăușance sehen in solchen Vorgangsweisen „die Rolle eines Blitzableiters“, um von anderen Unzulänglichkeiten abzulenken.Bloß 15-20 Prozent der Wähler treffen eine freie Entscheidung. Die anderen werden entweder belohnt oder durch Versprechen und Angst einjagen für eine gewisse politische Orientierung gewonnen, so die Meinung der Redner beim DWC-Treffen. Um entscheidend was zu ändern, sei, so Vlad Tăușance, der rumänische Mittelstand zu schwach. Seinen Hochrechnungen nach hatten im Jahr 2016 bloß 250.000 Bürger Rumäniens ein Einkommen zwischen 1000-2000 Euro/ Monat.