Banat: Weniger Insolvenzen, mehr Neugründungen

Pleitegeier beeinträchtigt gesamtes Wirtschaftswachstum

Wenn einer in der Wertschöpfungskette nicht rechtzeitig bezahlt, stockt die Tätigkeit in vielen Unternehmen - Insolvenzen und Pleiten sind vorprogrammiert. „Viele der Unternehmen haben zu wenig Geld, um auch Engpässe zu finanzieren“, sagt Nicolae Ţăran der BZ. Im Bild: Ein frisch saniertes Gebäude an der Mihai-Viteazu-Straße, unweit des Stadtzentrums, das als Firmensitz gemietet werden kann.
Foto: Andreea Oance

Insolvenz ankündigen, das war lange Jahre und für viele mit einer Steuerflucht gleichzusetzen. Ab 2014, mit dem neuen Insolvenzgesetz, ist die Zahl der Anträge dazu sichtlich zurückgegangen. Ohne die vielen Insolvenzen von Großunternehmen wäre das Wirtschaftswachstum gehörig über die durchschnittlichen drei Prozent pro Jahr hinausgekommen. Noch mehr: Etwa ein Drittel des Haushaltsdefizits hätte aus verloren gegangenen Steuergeldern finanziert werden können, sagt Iancu Guda, Service-Direktor des Dienstleisters in Sachen Management von Kreditrisiken Coface CMS.

 

Pleiten machen Zulieferern zu schaffen

Im ersten Halbjahr 2016 ist in allen drei Verwaltungskreisen des Banats die Zahl der insolventen Unternehmen zurückgegangen. Prozentuell gesehen hat sich die Lage am meisten im Verwaltungskreis Karasch-Severin verbessert, wo in den ersten sechs Monaten d.J. 37 Unternehmen Insolvenz angemeldet haben – in der gleichen Zeitspanne des Vorjahres waren es noch 78. Zahlenmäßig lag in den beiden Vergleichsperioden der Kreis Temesch vorne. 211 in diesem Jahr bzw. 284  im Jahr 2015. Ein Vergleich der Statistik von Supervizor.ro zwischen den Gesamtjahren 2015 und 2014 ergibt, dass im Kreis Arad sich die Lage in dieser Hinsicht prozentuell am meisten verbessert hat. Während in dem Kreis an der rumänisch-ungarischen Grenze im Jahr 2014 noch 484 Insolvenzen angemeldet wurden, ging deren Zahl im Jahr darauf um mehr als 50 Prozent zurück. Im Kreis Temesch waren es 494 im Jahr 2015 und 821 ein Jahr zuvor. Coface zufolge haben die Gläubiger die höchsten Einbußen hinnehmen müssen: Rekordverluste in Höhe von 127 Milliarden Lei seien es gewesen, schreibt Coface. Dabei seien am meisten die privaten Zulieferer betroffen gewesen. 47 Prozent aller Schulden der insolventen Unternehmen standen nämlich eben an diese Zulieferer aus.

 

Negativstatistik: Viele Finanzkräftige waren insolvent

Rumänien registrierte in den fünf Jahren, zwischen 2011 und 2015, 105.545 Insolvenzen, so Mediafax. Also im Schnitt 20.000 pro Jahr. Das heißt, dass bei 1000 aktiven Firmen 40 Insolvenz angemeldet haben. Dies sind vier Mal mehr als der Durchschnitt in Mittel- und Osteuropa, so der kürzlich veröffentlichten Coface-Bericht. „Dieses Volumen ist recht hoch, macht es doch 16 Prozent aller in Rumänien registrierten  Firmen aus, bzw. ein Viertel aller aktiven Firmen“. Und weiter im Coface-Bericht heißt es, dass nicht nur die Zahl der insolventen Unternehmen sehr hoch ist, sondern dass es sich dabei um große und wirtschaftsstarke Firmen handelt. So hatten nahezu 3000 der in fünf Jahren insolventen Unternehmen einen Jahresumsatz von über einer Million Euro. Noch besser veranschaulicht kann die Situation werden, wenn man bedenkt, dass der Durchschnitt der rumänischen Firmen einen Jahresumsatz von 23.455 Euro aufweist. „Berechtigterweise stellt man sich oft die Frage, ein rumänisches Unternehmen überlebt“, fragt sich der Temeswarer Wirtschaftsanalytiker Nicolae Ţăran. Relevant ist dazu auch ein Leistungsvergleich von Professor Nicolae Ţăran, der seine  Studien auf Eurostat-Daten aufbaut: Von den etwa 450.000 aktiven Unternehmen in Rumänien haben 425.000 rumänisches Kapital und zirka 3,8 Millionen Beschäftigte. Die etwa 25.000 Firmen mit ausländischem Kapital hingegen beschäftigen nahezu eine Million Mitarbeiter.  

So haben in Rumänien in den Jahren 2011 – 2015 etwa 13 Prozent der umsatzstarken Unternehmen ihre Tore geschlossen. Eine weitere Negativstatistik ist für das rumänische Unternehmertum spezifisch: Nur 2-3 Prozent der insolventen Firmen schafft eine erfolgreiche Umstrukturierung. Das sind laut Coface fast zehn Mal weniger als der Durchschnitt in den entwickelten Ländern der EU.

Beginnend mit dem Jahr 2014 ist die Zahl der Insolvenzanträge zunächst um 28 Prozent (2014) zurückgegangen, weitere 50 Prozent waren es im Jahr darauf und im ersten Halbjahr 20116 waren es noch einmal 56 Prozent. Parallel dazu ist die Zahl der Arbeitsplätze um 12 Prozent zurückgegangen.

 

Banater zeigten sich initiativfreudig

Den stufenweise rückläufigen Insolvenzen stehen auch verstärkt Firmengründungen gegenüber. Rekordhalter ist der Verwaltungskreis Temesch, wo in den ersten vier Monaten d.J. 1974 neue Firmen registriert wurden. In der gleichen Zeitspanne des Vorjahres waren es 1626. Platz zwei im Banat belegt der Kreis Arad, in dem mit 953 Unternehmen nur halb so viele Neugründungen erfolgten, als im Nachbarkreis Temesch. 2015 waren es im ersten Jahresdrittel 871. Genauso wie in Temesch und Arad, legte auch im Kreis Karasch-Severin die Zahl der Neuinitiativen in der Wirtschaft zu. Von 409 im Jahr 2015 auf 447 in der Zeitspanne Januar - April diesen Jahres.