Beiträge zur Banater Erinnerungskultur (12 - 2)

Foto: Zoltán Pázmány

Man kann heute noch auf den großen Schlacht-Feldern des ersten Weltkriegs (und nicht nur in Flandern oder Nordostfrankreich, sondern auch in den Alpen) die Spuren der übermenschlich umfangreichen Erdarbeiten sehen, welche Soldaten und Pioniere, oft auch mit dem unter Waffengewalt erzwungenen Beitrag der ortsansässigen Bevölkerung, durchgeführt haben. Die Heere vergruben sich buchstäblich.

Der Feind sollte zuerst mittels spanischer Reiter und Stacheldrahtverhauen beim unbemerkten oder nächtlichen Vorrücken gehindert werden. Die zweite Linie bildeten drei Grabenreihen oder –züge, wo die Wachtposten standen, die über Verbindungsgräben zur dritten Linie – den „Gräben der Hauptkampftruppe“ – verbunden waren. Die vierte Linie bildeten die „Gräben der Reservetruppen“, die „Erholungs- und Nachschublinie für das menschliche Material“. Man darf sich unter diesen Gräben keine geradlinige Gräben vorstellen: um keine Schusslinie zu bieten, waren alle Gräben Zick-Zackgräben und hunderte Meter in der Fronttiefe voneinander entfernt. Kilometerweit hinter diesen vier Frontlinien, die durch Erdarbeiten und meist manuell und unter Kugelhagel geschaffen wurden, gab es noch die Linien fünf und sechs, bestehend aus Gräben, Unterständen, MG-Stellungen (das Maschinengewehr war eine der Waffen, die damals höchstperfektioniert wurden), Schießscharten usw., von denen, ebenfalls im Zickzack, nach vorn weitere Nachschub- und Verbindungsgräben angelegt waren.

Um auf solchen Schlacht-Feldern effizient zu „Schlachten“ (es gibt nunmal leider keinen treffenderen Begriff für das Gemetzel des ersten Weltkriegs), suchten die Ingenieure nach immer „vollkommenerer“ Kriegstechnik. 60 Prozent der Kriegsopfer des Stellungskriegs gingen aufs Konto der Artillerie.

Freidorf, die heutige Vorortgemeinde von Temeswar und unlängst als Geburtsort des Schwimm-Olympiasiegers und Tarzan-Darstellers Johnny Weissmüller wieder ins Gedächtsnis gerufen, hat im ersten Weltkrieg als starke deutsche Gemeinschaft zahlreiche Kriegsopfer zu beklagen gehabt. In der Ortschaft gibt es zwei Denkmäler der Folgen des ersten Weltkriegs. Auf dem Friedhof (Fotos) steht das wahrscheinlich ältere der Denkmäler, in der Werkstatt von I. Granofsky in der Temeswarer Fabrikstadt angefertigt. Es ist „Gestiftet von der Gemeinde Freidorf und den in Amerika lebenden Landsleute (sic!).“ Dazu gibt es eine Hinzufügung: „Restauriert 1998 von der Heimatortsgemeinschaft Freidorf in Deutschland“. Über den Gefallenenlisten pragt die Inschrift: „Gewidmet der Treue und Tapferkeit 1914 – 1918“.