Bildrausch – Unser Filmtipp der Woche

Låt den rätte komma in/So finster die Nacht

Horror-Drama aus Schweden: Das junge Mädchen Eli (gespielt von Lina Leandersson) birgt ein fürchterliches Geheimnis.
Quelle: www.ficg27.mx

Hollywood produziert am laufenden Band Gruselfilme. Allein in 2008 erschienen rund 60 Horrorfilme. Mindestens ein Viertel davon handelte von Vampiren. Bei Gruselfilmen wird schon mal die Augenbraue hochgehoben und die Nase gerümpft. Ein waschechter Cineast, der tut sich so etwas nicht an. Zuerst muss ein Starkritiker wie Roger Ebert das OK geben.

Tomas Alfredsons „Låt den rätte komma in“ (Deutsch: So finster die Nacht) wird Cinephile überraschen. Auch Gruselfilme können anspruchsvoll sein. Das beweist Alfredson mit seinem Horror-Drama, dass unter die Haut geht. In „So finster die Nacht“ steht die Geschichte im Vordergrund.

Den zwölfjährigen Oskar kann man kaum als glücklichen Jungen beschreiben. Die Eltern sind geschieden, in der Schule wird er von den anderen Kindern gehänselt, Freunde hat er keine. Als dann in der Wohnung nebenan das junge Mädchen Eli einzieht, findet Oskar endlich einen Freund und sogar die erste, große Liebe. Doch Eli birgt ein schreckliches Geheimnis. Plötzlich werden Menschen aus der Gegend tot aufgefunden und der ältere Herr, mit dem Eli wohnt, ist weder ihr Vater noch ihr Großvater. Die Beziehung, die er zu dem Mädchen hat, wirft Fragen auf. Als Oskar hinter Elis Geheimnis kommt, ist es zu spät. Gut enden kann es nicht, dafür stehen Welten zwischen ihnen. Nur eins verbindet sie: ihre Einsamkeit.

Ohne Hoyte van Hoytemas Kameraführung wäre der Film vielleicht nur halb so gut. „So finster die Nacht“ könnte man für einen dieser Kunstfilme halten, der über den Sinn des Lebens nachgrübeln möchte. Denn die ernsten Themen überwiegen in diesem Horror-Drama und es sind allzu menschliche Themen, Themen, die Alfredson genauso gut ohne die Vampirthematik hätte behandeln können. Doch dann wiederum liegt eben darin das Besondere an „Let the Right One In“. Denn ein einfaches Kinderdrama wäre wohl zu einfach gewesen. Statt dessen spielt der Film mit den Gefühlen des Zuschauers. Die Geschichte wird kalt und präzise erzählt. Stille Aufnahmen überwiegen. Es herrschen oft lange Pausen. Karge Dialoge. Alfredson lässt Bilder sprechen. Er vermeidet es, explizit zu werden, und zu viel zu verraten. Am Ende fühlt man sich als Zuschauer überrumpelt. Schließlich, muß man an mehr kauen, als bloß an einer schwedischen Vampirgeschichte.