Bogarosch für ein Wochenende wieder schwäbisch

Dorffest und Kirchweih nach mehr als drei Jahrzehnten

Über 30 Paare bildeten den Trachtenzug. Im Bild die Segnung des Straußes. Foto: Zoltán Pázmány

Seit dem letzten schwäbischen Kirchweihfest in der Banater Ortschaft Bogarosch waren 32 Jahre verstrichen. Am vergangenen Wochenende marschierten zwar keine Bogaroscher Jugendlichen durch die Dorfstraßen, doch immerhin waren es Jugendliche in schwäbischer Tracht. Mit Kirchweihbaum, Straußversteigerung, Hut und Tuchvergabe durch Losentscheid feierten sie Kirchweih nach altem Brauch und gleichzeitig auch 250 Jahre seitdem deutsche Einwanderer das Dorf neu gründeten. Den schwäbischen Anstrich brachten nicht nur die Trachtenträger aus Großjetscha, Warjasch, Billed und Hatzfeld unter der Leitung von Tanzlehrer Hansi Müller, sondern auch die nahezu 100 nach Deutschland ausgewanderten Bogaroscher, die für wenige Tage heimgekehrt waren. „Dass Heimat da ist, wo man sich zu Hause fühlt, zeigt auch Ihre Veranstaltung und Ihre Anwesenheit hier und heute“, sagte der DFDB-Vorsitzende Dr. Johann Fernbach in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche, in der innen noch einiges von der ordnenden Hand der Schwaben zu erkennen ist, an der Fassade sich jedoch Verwahrlosung breit macht.

Viele Jahre stand das schwäbische Dorf für Qualitätshandball, war die Handballmannschaft des Ortes doch bis in die A-Liga im Großfeldhandball aufgestiegen. Der wohl letzte der Großen im Bogaroscher Handball, sitzt mir am Kirchweihnachmittag im Kulturheim gegenüber. Johann Prunkl ist mit seinen 70 Jahren ein besonderer Gesprächspartner. Über seine Heimat, über das Leben im Kommunismus und die Auswanderung geht das Gespräch, wandert jedoch immer wieder ab, zu seiner Laufbahn als Handballer beim Armeesportklub in Neumarkt, in Hatzfeld bei Sideful, in Temeswar bei Tehnometal und natürlich im Heimattort Bogarosch. „Viele wären nicht ausgewandert, wenn die Wende einige Jahre früher gekommen wäre“, glaubt Prunkl. Seine Gattin Maria fühlt sich heute, mehr als drei Jahrzehnte nach der Auswanderung, „nicht fremd in Bogarosch, auch wenn einem die deutschen Nachbarn von einst fehlen“. Ihr Sohn Eduard ist stellvertretender Vorsitzender der HOG. „Freud und Lied waren ganz dicht beieinander in diesen Tagen“ sagt Eduard Prunkl. Er denkt dabei an die Gedenkmesse und die Kranzniederlegung auf dem Friedhof, aber auch an den Frohsinn beim Kirchweihfest. Der HOG-Vorsitzende Ewald Spang blickt unterdessen schon in die Zukunft: „Wir haben in den letzten Tagen viele Kontakte geknüpft und sind bestrebt, in Zukunft mehr Präsenz in Bogarosch zu zeigen. Nicht nur was die Friedhofspflege betrifft, sondern wir streben auch einen Partnerschaft mit einer Ortschaft in Deutschland an, wollen neue gemeinsame Perspektiven eröffnen und Projekte starten“.

(Die Banater Zeitung kommt in der nächsten Ausgabe mit einer Fotoreportage auf das Ereignis in Bogarosch zurück).