Buchtipp der Woche: Dan Lungus „Wie man eine Frau vergisst“

Eine telegraphische Abschiedsnotiz eben mit demselben Klischee-Satz: „Irgendwann wirst du es sicher verstehen“. Anfangs, denkt Andi, es sei ein Scherz von Magda: Einfach ein paar Stunden zu verschwinden, um zu sehen, ob er ihr treu bleibt. Er sucht sie im Kleiderschrank, in der Hoffnung, sie sei dort versteckt, um ihn „auszuspionieren“.

Doch irgendwann muss er es einsehen: ein ausgeräumter Schrank, eine stille Wohnung und eine leere Betthälfte. Dadurch setzt Marga der Beziehung mit Andi ein Ende. Ohne jedwelche Rechtfertigung, ohne Erklärung. Obwohl am Tag zuvor zwischen den Beiden alles noch in Ordnung zu sein schien – zumindest aus Andis Sicht.

Nun beginnt für den Journalisten der Kampf mit sich selbst und mit seinem Gedächtnis, um Marga so schnell wie möglich vergessen zu können. Er entwirft ein ganzes Arsenal von Strategien zum Vergessen. Denn Vernunft ist für den Enthüllungsjournalisten das oberste Prinzip im Leben. Doch die etwas  ausgefallene Liebesgeschichte mit umgangssprachlicher Nuancierung führt den Leser verblüffender Weise schon von Anfang an in eine andere Welt: die Welt der Neoprotestanten.

Als Andi von seiner Zeitung den Auftrag bekommt, über eine Gruppe gläubiger Protestanten zu recherchieren, verkompliziert sich Andis Situation. Denn es stellt sich plötzlich die Frage: Ist Gott hinter ihm her? Und wendet sich dadurch alles zum Guten?

Ein Liebesroman und ein Roman über die Liebe, zugleich – wie der in Botoşani geborene Schriftsteller Dan Lungu über sein Buch „Wie man eine Frau vergessen soll“ zu sagen pflegt. Ironisch und doch humorvoll erzählt Dan Lungu über Emotion, Verdrängung und der Flucht in neue Lebenshaltungen. Verstörend und amüsant, fiebernd vor existenzieller Unruhe.

Dan Lungu ist Dozent am Institut für Soziologie der Universität Iaşi/Iassy und zählt zu den meist übersetzten rumänischen Schriftstellern der jungen Generation. Seine Kurzprosa und die Bücher „Das Hühnerparadies“ und „Ich bin eine alte Frau und Kommunistin“ wurden in deutscher, französischer, italienischer sowie ungarischer Sprache übersetzt. In Rumänien wurde er mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.