„Bursche, setz´dich” oder die Heimat als Quelle der Kraft

Dr. theol. Adolf Fugel feiert goldenes Priesterjubiläum in Großsanktnikolaus

Priesterjubiläum in Großsanktnikolaus: Jubilar Adolf Fugel (links) und sein Jugendfreund, der römisch-katholische Bischof Martin Roos
Foto: Raluca Nelepcu

An einem Sonntag soll es gewesen sein, Mitte der 1950er Jahre, als der kaum Vierzehnjährige aus der Komloscher Gasse dem Pfarrer von Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare, Hans Fidelis Deschu, offenbart, er wolle Priester werden. „Bursche, setz´dich”, sagt der Pfarrer, er nimmt sich den Knaben vor und warnt ihn eindringlich: Ob er denn wisse, was das bedeute, er werde alleine leben müssen, er werde keine Familie haben können, keine Kindesaugen werden in seinen Augen die des Vaters suchen, die Leute auf der Straße werden ihn verspotten, im Lande herrsche der teuflische Kommunismus, der sogar den Bischof Pacha einsperren ließ; für den Glauben müsse man kämpfen, im Zweifelsfall sich aufopfern, belehrt ihn Pfarrer Deschu, versucht, den Knaben, der vor ihm sitzt, von dem Gedanken an die priesterliche Laufbahn abzubringen. Er wisse das alles, sagt der junge Adolf Fugel, gerade deshalb wolle er Priester werden.

Dann setzt sich Pfarrer Deschu hin und schreibt an den Temeswarer Ordinarius Konrad Kernweisz, für den 1943 in Großsanktnikolaus im Banat in eine aus Sukunden/Socond im Sathmarer Land stammenden deutschen Familie hineingeborenen Adolf Fugel geht somit ein Traum in Erfüllung. Das neunte Kind der Familie besucht zunächst die deutsche Grundschule in Großsanktnikolaus und bleibt Pfarrer Hans Fidelis Deschu ein Leben lang verbunden.

Am 2. April 1967 in Karlsburg/Alba Iulia durch den siebenbürgischen Märtyrer-Bischof Márton Áron zum Priester geweiht, begeht Pfarrer Dr. theol. Adolf Fugel in diesem Jahr sein goldenes Priesterjubiläum. Zu diesem Anlass feiert er Jubiläumsmessen in Rumänien, Deutschland, der Schweiz und Ungarn, den Ländern wo er gelebt und gewirkt hat. Die erste Jubiläumsmesse fand am Sonntag, den 26. März, in Fugels Heimatkirche in Großsanktnikolaus im Beisein seines Jugendfreundes und Kommilitonen am Karlsburger Priesterseminar, dem Temeswarer Bischof Msgr. Martin Roos, sowie seiner in Rumänien lebenden Familie und der Vertreter der deutschen Gemeinschaft im Ort statt. In seiner Predigt erinnerte sich der sichtlich gerührte Pfarrer Dr. theol. Adolf Fugel an die Stationen seines Lebens und Wirkens, die Gläubigen erinnerte er an das hundertjährige Jubiläum der Marienerscheinungen von Fatima, denen er sich in seinem Studium der Theologie gewidmet hat.

Der Temeswarer Bischof Martin Roos überreichte dem Jubilar die Maria-Radna-Medaille der Temeswarer Diözese, als Dank der Banater Katholiken für den Dienst Fugels an seiner Gemeinschaft, „der nicht vergessen wird und nicht umsonst war”, so Bischof Roos. In einfühlsamen Worten erinnerte sich Bischof Roos an die Jahre 1958 und 1959, als er gemeinsam mit dem späteren Priester Adolf Fugel per Fahrrad das Banat erkundete. Ein Jahr davor hatten die beiden Jungen gemeinsam mit dem späteren Bischof Sebastian Kräuter von Jahrmarkt/Giarmata aus die Wallfahrt nach Maria Radna zu Fuß vollbracht, dann erkundeten sie gemeinsam die Banater Dörfer, die Orte ihres späteren Einsatzes als Diener Gottes. Die Freundschaft blieb, denn beide wussten, dass sie gewissenhaft bleiben müssen, dass der Dienst an ihrem Banater deutschen Volke und an ihrem katholischen Glauben nur durch Zuversicht und Hoffnung, nur durch die Liebe Gottes zu bewerkstelligen war. „Heimat ist mehr als Vaterland, Heimat schenkt Glauben und Zuversicht”, deshalb seien beide in die Heimat zurückgekehrt, Pfarrer Fugel nun zu seinem 50. Priesterjubiläum, sagte Bischof Roos. 50 Jahre Priestertum seien ein Zeichen der Gnade, der Vorsehung und der Liebe Gottes, ein Beweis, dass die Quelle der Kraft nicht versiegt sei, setzte der Bischof fort. Da Pfarrer Fugel stets seiner Heimat und seinem Volk verbunden geblieben ist, gebühre ihm der Dank der Gemeinschaft, so Msgr. Martin Roos.

Der Domherr h.c. Pfarrer Dr. theol. Dr. h.c. Adolf Fugel diente zunächst in Neuarad/Aradu Nou und Sanktanna/Sântana, vor seiner erzwungenen Ausreise aus Rumänien war er vier Jahre lang Pfarrer in Neuburg an der Bega/Uivar. Da er dort mehrere antikommunistische Predigten hielt, geriet er schnell in das Visier der Securitate, wurde in Temeswar mehrmals verhört und verprügelt, bevor ihm 1973/1974 mit einem Schauprozess gedroht wurde. Anfang 1974 wurde er dann zur Ausreise gezwungen, das sozialistische Rumänien verhandelte mit dem Vatikan, ein Skandal um einen katholischen Dorfpfarrer im Banat war dem Regime unerwünscht. Ab 1975 arbeitete Fugel in Deutschland am Aufbau der Heimatortsgemeinschaft Großsanktnikolaus, deren erster Vorsitzender er war, 1981 ließ er sich in der Schweiz nieder, seine theologischen Studien setzte er in Fribourg fort. 1987 gründete er den Fatima-Verein, in den 1990er Jahren organisierte er mehrere Hilfstransporte nach Rumänien. Fugel ist Autor mehrerer Bücher zu Religionsfragen, bereits 1984 erschien sein erstes Buch, „Christen unterm Roten Stern”, das die Lage der christlichen Kirchen im damaligen Ostblock behandelt.

Sein goldenes Priesterjubiläum begeht Pfarrer Fugel in der Kathedrale von Karlsburg (3. April), in Gyál bei Budapest (17. April), in Kreuzlingen im Schweizer Kanton Thurgau (22. April) und in Großkarol/Carei (14. Mai). Die Hauptfeier findet am 23. April in Utzenstorf im Schweizer Kanton Bern statt, wo Adolf Fugel jahrelang gelebt hat.