Cristian Sidas „Zeugen“

Temeswarer Künstler stellt Kunstband vor

Bei der Präsentation des Kunstbands „Zeugen“ (v.l.n.r.): Călin Beloescu, der Prodekan der Kunsthochschule, der Künstler Cristian Sida und der Hochschullehrer und Schriftsteller Marcel Tolcea. Im Hintergrund Cristian Sidas „Zeugen“.
Foto: Cosmin Damian Ioachim

Verschiedene Physionomien, gleichgültige, abwesende Gesichter, zum Teil verwischt, manche grotesk, Fratzen, entfremdete Gesichter, leere Blicke, in die Ferne blickend, in sich hineinkehrend. Es sind die 50 „Zeugen“ des jungen Temeswarer Künstlers und Hochschullehrers Cristian Sida. Auf einem Plakat, einer nach dem anderen, von links nach rechts, von oben nach unten, reihen sich in Grau-, Violet-, Olivgrüntönen die „Zeugen“ nacheinander. Eine „Galerie des Expressionismus“.

Als verschiedene Alter Egos, gleich einer Therapie, in der Cristian Sida seine Vision in eine Art Expressionismus hineinbringt, bezeichnet der Schriftsteller und Hochschullehrer Marcel Tolcea bei der unlängst in der Mansarda-Galerie der Kunsthochschule Temeswar über die Bühne gegangenen Vorstellung des Kunstbands mit dem selben Titel die „Zeugen“ (Martori) von Cristian Sida. Bei einem aufmerksameren Hinsehen soll anfänglich die Unruhe die Dominante der Bilder sein, aber noch mehr sei es die Gleichgültigkeit dessen, der weiß, dass während der Maler sein Porträt malt, mit dem, was sich auf seinem Gesicht abspielt, beschäftigt ist. Diese Gleichgültigkeit bedeute eine ganze Strategie des Sich-Entfernens von der Aufmerksamkeit, eine Art Anwendung eines Pietismus, einer inneren Ruhe, eines philosophischen Rücktritts, eines fast epikureischen Rücktritts, meint Tolcea.

„Die `Zeugen` bin ich in verschiedenen Lagen“, sagt der Künstler dazu. „Die `Zeugen` sind eigentlich Hunderte von Autoporträts mit verschiedenen Masken, Grimassen in unterschiedlichen Techniken“, fügt Sida hinzu. Er hat sie „Zeugen“ genannt, da sie Zeugen der großformatigen Bilder sind. Die 100 im Kunstalbum enthaltenen Zeugen finden sich wieder in -zig großformatigen Arbeiten, geschaffen durch u.a. Abdruck, Monotypie oder einer Art Décalcomanie, wie beispielsweise im Fall Óscar Dominguez`, erläutert der Künstler.

Auf Leinwand, Pappe, Zeitungspapier sind die Zeugen gemalt, wobei die Papiersorte besonders wichtig ist, wenn es um  derartige Abdrücke handelt. Wenn die Acrylfarbe zu schnell trocknet, können die Gesichter verloren gehen, da man den Abdruck von der Leinwand nicht mehr losbekommen könne. Etwa die Hälfte der 600 bisher geschaffenen „Zeugen“ habe der Künstler auf diese Art und Weise verloren. Entstanden sind die Zeugen in sieben Jahren: zwischen 2009 und 2015.

Ursprünglich stammt Cristian Sida aus Arad. Er hat an der Kunsthochschule der West-Universität in Temeswar studiert und sein Studium an der Panteon Sorbonne 1 in Paris vervollständigt. Im Laufe der Zeit hat er öfters in Frankreich Kunstprojekte durchgeführt, beispielsweise fertigte er im letzten Jahr innerhalb eines Projektes des Museums Louvre/Lens Monumentalgemälde an Gebäuden in Mericourt, in der Region Nord Pas de Calais, an. Zurzeit ist der 41-jährige Dozent an der hiesigen Kunsthochschule.

Der zweisprachige Kunstband auf Englisch und Rumänisch ist eine Initiative des aus Rumänien stammenden und derzeit in Deutschland lebenden Kunstsammlers Georg Lecca, der auch Herausgeber des in diesem Jahr beim Brumar-Cosmopolitan-Verlag erschienenen Buches ist. Lecca hat 2010 auch Sidas erstes rumänisch-englisches Kunstalbum mit den bis 2009 angefertigten Werke des Künstlers im Verlag der Triade-Stiftung veröffentlicht.

Werke von Cristian Sida können derzeit in einer Ausstellung in der Temeswarer Calpe-Kunstgalerie besichtigt werden.