„Das Dirigieren hat mich schon immer fasziniert!“

Interview mit dem Dirigenten Walter Hilgers

Walter Hilgers hat das Festkonzert zum Abschluss des Festivals „Musikalisches Temeswar“ dirigiert. Das Konzert wurde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturzentrum Temeswar und mit Unterstützung des Goethe-Instituts und des Auswärtigen Amtes organisiert.
Foto: Zoltán Pázmány

Beim letzten außerordentlichen Konzert, das im Rahmen des Festivals „Musikalisches Temeswar“ stattgefunden hat, sind die Temeswarer Philharmoniker unter dem Stab des deutschen Dirigenten Walter Hilgers aufgetreten. Der Gastdirigent ist schon mehrmals auf der Bühne der Temeswarer Philharmonie „Banatul“ aufgetreten. Walter Hilgers ist als Dirigent u. a. auch in Bukarest/Bucureşti, Hermannstadt/Sibiu, Großwardein/Oradea, Arad, Klausenburg/Cluj, Neumarkt/Târgu Mureş und Ploieşti verpflichtet gewesen.

Der 1959 in Stolberg (im Rheinland) geborene Walter Hilgers studierte Tuba, Kontrabass und Klavier und wurde zunächst Tubist der Düsseldorfer Symphoniker. Er gehörte zwölf Jahre zum Bayreuther Festspielorchester und konnte mit 20 Jahren schon das Probespiel bei den Wiener Philharmonikern für sich entscheiden. Er schaut auf eine über 30jährige Orchestertätigkeit zurück. Als Gründungsmitglied gehörte er über 25 Jahre dem weltbekannten Blechbläserensemble „German Brass“ an. Bereits 1978 begann er seine Lehrtätigkeit und unterrichtete seither an den Musikhochschulen Düsseldorf, Aachen und Lübeck sowie von 1989 - 1995 als Professor für Tuba und Kammermusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg. 1995 erfolgte die Berufung an die Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar, wo er eine Professur für Bläserkammermusik innehat.

Seine Aktivitäten als Pädagoge, Solist, Kammermusiker und Dirigent führten ihn in den vergangenen Jahrzehnten auf fast allen Kontinenten.

Mit Walter Hilgers führte ADZ/BZ-Redakteurin Ştefana Ciortea-Neamţiu ein Gespräch.

 

Ihr Lebenslauf ist sehr komplex. Was macht mehr Spaß, das Dirigieren, das Tuba-Spielen oder der Unterricht?

Die Frage wurde mir oft gestellt. Die Jahre, in denen ich als Tubist tätig war, habe ich sehr genossen und auch mit 150 Prozent gelebt. Es waren immerhin zirka 35 Jahre in denen ich in den verschiedensten Orchestern gespielt habe, unter anderem bei den Wiener Philharmonikern. Ich habe auch 27 Jahre beim „German Brass“ gespielt, eines der zehn besten Blechbläserensembles weltweit. Da war ich mit Leib und Seele beim Tuba-Spielen. Dann habe ich den Entschluss gefasst, noch etwas anderes zu machen. Das Dirigieren hat mich eigentlich schon immer fasziniert und ich habe während meines Studiums Dirigier-Unterricht genommen und ich hatte eigentlich zwei Leben. 1995 habe ich an einem internationalen Workshop in Košice, in der Slowakei, teilgenommen, das in Form eines Wettbewerbs organisiert war. Der beste Teilnehmer hat in der nächsten Saison ein Konzert mit dem Orchester bekommen. Das war überhaupt das erste Mal, dass ich vor einem Symphonie-Orchester gestanden habe. Dann habe ich im nächsten Jahr dieses Konzert bekommen, mit der großen Schubert C-Dur-Symphonie als Hauptwerk und von da an ging es los, es hat sich entwickelt. Mittlerweile ist es so, dass ich nur noch dirigiere und natürlich meinen Job an der Hochschule erfülle. Ich habe eine Professur für Bläserkammermusik und für Tuba. Natürlich widme ich dem auch viel Zeit. Meine Studierenden sind mir sehr wichtig. Auf der Bühne erlebt man mich aber nur noch als Dirigent.

 

Ihr Name stand schon mehrmals auf den Plakaten in Temeswar. Wie ist die Zusammenarbeit mit den Temeswarer Philharmonikern?

Ja, ich war schon oft hier, es war das erste Orchester, das ich in Rumänen dirigiert habe, das war zum Millenniumswechsel 1999-2000. Die Zusammenarbeit ist durch die Initiative des Tubisten Siegfried Jung entstanden, der in Temeswar geboren ist. Mittlerweile sind es fünfzehn Orchester in Rumänien, mit denen ich zusammenarbeite. Hier in Temeswar habe ich sehr viele Freunde und eine sehr enge Beziehung zu dem Orchester und es macht mir Riesenspaß, wenn ich hier sein darf und es ist eine tolle Atmosphäre. Nicht nur als Musiker, sondern auch menschlich komme ich sehr gut zurecht.

 

Wie finden Sie das Festival „Musikalisches Temeswar“, das nun zum 40. Mal stattgefunden hat und mit dem von Ihnen dirigierten Konzert ausgeklungen ist?

Ich finde es großartig, dass es das Festival gibt und dass es auf einem so hohen Niveau durchgeführt wird. Ich hoffe, dass es weiterhin auf einem hohen Niveau erhalten bleibt.