Das Fahrrad – ein feminines Accessoire

In Temeswar fand am Sonntag das erste „Skirt Bike“-Treffen statt

Etwa 300 Radfahrerinnen machten am Sonntag bei „Skirt Bike“ mit. Foto: Raluca Nelepcu

Westeuropa hat die Nase vorn, wenn es ums Radfahren geht, denn dort gehört das umweltfreundliche Verkehrsmittel schon längst zum Alltag. In Rumänien gilt immer noch das eigene Auto als bequemstes und beliebtestes Fortbewegungsmittel. Sprit ist aber teuer und auch das Sitzen hinterm Lenkrad macht nicht gerade fit: Das haben inzwischen auch die Bürger Rumäniens erkannt und sich Velos angeschafft. In Temeswar/Timisoara wurde vor vier Jahren ein Förderverein gegründet, der sich durch verschiedene Ereignisse für das Radfahren stark macht.

So viele Frauen auf dem Fahrrad wie am Sonntag hat Temeswar bisher noch nie gesehen. Es war das erste Mal, dass in der Stadt an der Bega das Radelereignis „Skirt Bike“ veranstaltet wurde. Ziel des Ereignisses, das mehr als 300 Vertreterinnen des schönen Geschlechts um 10 Uhr auf die sogenannte Timco-Plattform in der Circumvala]iunii-Straße lockte, ist, das Radfahren in den Reihen der Frauen zu fördern. Mit oder ohne Rock, schick oder sportlich: Mädchen, Frauen und Seniorinnen schwangen sich auf die Drahtesel und radelten los. „Skirt Bike soll mehr Frauen dazu bewegen, das Fahrrad zu benutzen. Das Ereignis soll aber auch etwas Schönes zum Anschauen werden“, sagte Tina Pfaff (21).

Alle Blicke der Passanten und Pkw-Fahrer waren am Sonntag auf die bunte Frauengruppe gerichtet, die auf zwei Rädern durch die Innenstadt fuhr. Das Ereignis wurde in Temeswar von den Mitgliedern des Fördervereins „Grün für Fahrräder“ mit Unterstützung des Sportvereins Gratzu und der Bega-Stiftung organisiert. Das erste „Skirt Bike“-Treffen hatte 2010 der Bukarester Verein VeloBello ins Leben gerufen. Das Konzept wurde schnell auch von anderen rumänischen Städten wie etwa Jassy/Iasi oder Arad übernommen. Obwohl auch Männer teilnehmen durften, hielt sich das Interesse des starken Geschlechts eher in Grenzen. Nur wenige Temeswarer radelten mit, einige von ihnen waren jedoch so mutig, dass sie sogar Frauenkleidung anzogen. „Es ist praktisch ein Ereignis, das der Feminität gewidmet ist - ein Event für Frauen. Die Temeswarerinnen sind aktiv, froh gestimmt und führen ein gesundes Leben. Gerade das wollen wir durch unser Ereignis heute vermitteln“, sagte Romina Faur aus dem Veranstalterteam.

Fahrradfahren ist neben Schwimmen die gesündeste Sportart. Beim Radeln werden nahezu alle Muskelgruppen trainiert, Lunge und Herz rhythmisch belastet. Der Rhythmus führt dazu, dass die Lunge sehr gleichmäßig mit Sauerstoff durchflutet wird, der dann in alle Organe strömt. Eine US-Studie hat bewiesen: Regelmäßiges Radfahren drei bis viermal wöchentlich senkt das Risiko einer Herz-Keislauf-Erkrankung um mehr als 60 Prozent.

Etwa40 KilometerFahrradwege gibt es aktuell in Temeswar, berichtet der Verein „Grün für Fahrräder“. Das ist um ein Vielfaches mehr als vor fünf Jahren, aber immer noch nicht genug, meinen die Radler. Um genau zu wissen, wie viel Radpotenzial in Temeswar vorhanden ist, werden bei jedem organisierten Treffen des Vereins „Grün für Fahrräder“ Nummernschilder vergeben.

Mehr als 10.000 Fahrräder tragen in Temeswar ein solches Kennzeichen. Das, was die Bürger längst verstanden haben, müssen nun auch noch die Behörden kapieren: Nämlich dass in einem europäischen Temeswar Radwege zum Stadtbild gehören sollten.