Das Gefühl von Gemeinschaft am Portiunkula-Tag

Banater Deutsche kamen in Maria Radna zusammen

Am 2. August fand in Maria Radna die dritte Deutsche Wallfahrt statt.

Vor dem Gottesdienst beteten die Pilger den Kreuzweg. Foto: Zoltán Pázmány

Eine Jahrhunderte alte Tradition setzen die Banater Deutschen am 2. August in Neuauflage fort. In Maria Radna wurde bereits im dritten Jahr in Folge eine Deutsche Wallfahrt veranstaltet, nachdem zuvor solche Events lange Jahre ausgeblieben waren. Das Datum war nicht zufällig gewählt worden, verriet Domherr Andreas Reinholz, denn am 2. August kamen früher die Deutschen aus den Arader Gemeinden zum bekanntesten Wallfahrtsort in Westrumänien, um den Portiunkula-Tag zu begehen. In diesem Jahr waren es ungefähr 300 Gläubige, die die päpstliche Basilika füllten.

Portiunkula – unter diesem Namen ist heute die Kapelle Santa Maria degli Angeli, etwa drei Kilometer unterhalb von Assisi in Italien bekannt. Die Kapelle ist berühmt geworden, weil dort – in einem kleinen Kirchlein - der franziskanische Orden seinen Ursprung nahm. In dieser Kirche verstarb 1226 der Heilige Franziskus von Assisi. „Es ist wichtig, dass die hier verbliebenen Deutschen einen Tag haben, an dem sie gemeinsam hierherkommen und noch einmal das Gefühl von Gemeinschaft erleben dürfen“, sagt Andreas Reinholz, Domherr in Maria Radna. Pilger aus den Verwaltungskreisen Arad, Temesch, Karasch-Severin und Sathmar kamen zur deutschen Wallfahrt nach Maria Radna, darunter auch Erwin Josef Ţigla, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, der mit einer kleinen Gruppe aus Reschitza anreiste. „Schon als Kind kam ich nach Radna. Wir im Banater Bergland haben zwei Marien-Wallfahrtskirchen, die uns nahe liegen. Zum Einen ist es Maria Radna, andererseits ist es der Wallfahrtsort Maria-Fels in Deutsch-Tschiklowa“, sagt Erwin Josef Ţigla, der seit drei Jahren bei der Deutschen Wallfahrt dabei ist.

Die alten Gebete und Marienlieder ließen die deutschsprachigen Pilger auf dem Kalvarienberg und in der Kirche wieder aufleben. „In den 70er Jahren sind wir mit dem Zug hierher gepilgert – in einer Zeit, in der man dies gar nicht durfte“, erinnert sich Heimatpfarerr Peter Zillich, der jedes Jahr aus Deutschland an den heiligen Ort zurückkehrt. Pfarrer Zillich stammt aus dem Dorf Dolatz im Süd-Westen des Verwaltungskreises Temesch, er lebt allerdings seit Jahren in Regensburg, Deutschland. „Wir waren sehr betroffen gewesen, als wir sahen, dass diese Schönheit und dieses Heiligtum der Vergänglichkeit angehört.

Der Glaube von uns Banatern ist ja mit der Marienverehrung wesentlich verbunden“, sagt Pfarrer Zillich. Die ausgewanderten Deutschen sammelten Gelder für die Sanierung der Wallfahrskirche in Maria Radna. „Es ist ein großer Verdienst von Domkapitular Reinholz, dass die Sanierung der Kirche in die Wege geleitet wurde. Er hatte den Mut, ein solches Projekt in die Hand zu nehmen“, fügt Pfarrer Zillich hinzu.

Vor zwei Monaten wurde der Start für die Sanierungsarbeiten gegeben. Etwa 50 Arbeiter - vor allem aus der Sathmarer und Großwardeiner Gegend – sind aktuell in Maria Radna beschäftigt. „Die Arbeiten gehen zügig voran“, freut sich Domherr Andreas Reinholz. „Wir haben aber noch zwei Jahre vor uns“. Zu den Schwierigkeiten, mit denen sich die Arbeiter auseinandersetzen müssen, gehört die Positionierung der Kirche auf einem Hügel. „Deswegen muss das Material mit der Hand hinaufgebracht werden“, erklärt Domherr Andreas Reinholz.

Darüber, dass die Sanierung der römisch-katholischen Basilika nun endlich in die Wege geleitet wurde, freut sich auch der Abgeordnete der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Ovidiu Ganţ. Ganţ, der zusammen mit dem deutschen Konsul in Temeswar/Timişoara, Rolf Maruhn, wie auch mit dem Vizekonsul Siegfried Geilhausen zum Gottesdienst kam, hatte sich wiederholt dafür eingesetzt, dass das Sanierungsprojekt grünes Licht bekommt. „Für uns Banater Schwaben ist es eine Herzensangelegenheit, dass die Basilika saniert wird. Aber auch das rumänische Umfeld und auch die Stadt Lippa werden aus touristischen und wirtschaftlichen Gründen von dieser Sanierung profitieren“, sagt Ovidiu Ganţ.

Die Heilige Messe anlässlich der dritten Deutschen Wallfahrt zelebrierte der römisch-katholische Bischof in Temeswar, Martin Roos. Den musikalischen Rahmen gestalteten die Siebenbürger Blaskapelle Rüsselsheim unter der Leitung von Peter Pesch sowie der Organist Dr. Franz Metz. Weihbischof Dr. Reinhard Hauke aus Erfurt konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr nach Rumänien reisen. Das nächste Großereignis in Maria Radna findet am 15. August statt, als anlässlich des Hochfestes Mariä Himmelfahrt einige Tausend Pilger von überall erwartet werden.