Denkmal am Kreuzberg in Reschitza wurde 145 Jahre alt

Erwin Josef Tigla spricht über die heutige Lage des Denkmals am Reschitzaer Kreuzberg.

Sonderbriefumschlag und Sonderstempel, für den 29. Juni 2019, vom Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ herausgegeben bzw. angefertigt.

Ansichtskarte aus den ersten Jahren des XX. Jahrhunderts Fotos: der Verfasser

Am 27. Juni 2019 feierte die Gemeinschaft Reschitzas in der Organisation des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB) und des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ 145 Jahre seit der Errichtung des Denkmals am Kreuzberg.

Der Kreuzberg ist das Wahrzeichen der Altstadt von Reschitza, an dessen Fuße sich das Werk sowie die römisch-katholische „Maria Schnee“-Kirche, die evangelisch-lutherische Kirche und die alte rumänisch-orthodoxe Kathedrale befinden, und damit der eigentliche alte Kern, wovon sich die heutige Stadt entwickelt hat.

Warum ein Denkmal am Kreuzberg? Weil aus der Kanone, die die Stadt im Jahre 1848 von hier oben verteidigt hatte, die Arbeiter der hiesigen Werke das Kreuz gegossen haben. Da begann ebenfalls die Geschichte der Kreuzbergprozessionen, die auch heutzutage noch bei den Katholiken stattfinden. Somit bekam Reschitza auch seinen Pilgerort. Sporadisch zuerst, regelmäßig erst nach dem 50. Entstehungstag des heutigen Kreuz-Denkmals im Jahre 1924, kamen die Reschitzarer, um Schutz und Trost unter dem Kreuz zu finden, ganz besonders in der Fastenzeit vor Ostern. Der Höhepunkt der Teilnahme war in der Zeit der Russlanddeportation, als bis zu 200 Personen betend zum Kreuz pilgerten.

Am 29. Juni 1999 feierte die deutsche Gemeinschaft von Reschitza 125 Jahre seit der Errichtung des Kreuz-Denkmals. Danach ist man Zeuge einer Missetat ohnegleichen geworden. Das Denkmal wurde vernachlässigt, in Mitleidenschaft gezogen und von Menschen mutwillig zerstört. Das Kreuz-Denkmal stand über Alt-Reschitza thronend da, aber in einem Zustand, der dessen Zukunft in Frage stellte. Das DFBB in Reschitza und der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ haben damals versprochen, sich voll einzusetzen, dieses Denkmal zu renovieren, es an die Zukunft weiterzugeben. Genauso wie auch bei den anderen Projekten standen der deutschen Minderheit in Reschitza auch diesmal Freunde und Bekannte aus Reschitza und Rumänien, aus Österreich und aus Deutschland zur Seite. Hilfe wurde vom Bürgermeisteramt Reschitza durch die erwiesene logistische Unterstützung (das Projekt verlief unter dessen Obhut und in dessen Ausführung), vom Maschinenbaubetrieb Reschitza (alle neue Eisen- und Gussteile wurden hier unentgeltlich angefertigt), von Kurator Dr. Herwig Brandstetter aus Graz / Österreich (als Ehrenmitglied der „Deutschen Vortragsreihe Reschitza“ hat er sich voll dafür eingesetzt, Spenden aus der Steiermark zu bekommen) und von Dipl.-Ing. Anton Schulz (er hat die Spendenaktion in Deutschland seitens der ausgewanderten Landsleute gestartet und vollendet) geleistet.

Die festliche ökumenische Wiedereinweihung wurde am 28. Juni 2001, am Vorabend des Stadtfestes zu Peter und Pauli, zu deren Ehre auch das Kreuz errichtet wurde, vollzogen. Dabei waren Vertreter der römisch-katholischen Kirche, der evangelisch-lutherischen Kirche und der rumänisch-orthodoxen Kirche. Der Reschitzaer „Franz Stürmer“-Chor unternahm dazu die musikalische Begleitung. Die deutsche „Enzian“-Volkstanzgruppe flankierte das Denkmal ehrenvoll. Dabei war auch Kurator Dr. Herwig Brandstetter aus Graz.

In den letzten Jahren wurde am Denkmal eine Gedenkfeier vom Ungarnverband Karasch-Severin organisiert, im Andenken an die ungarischen Revolutionäre von 1848.

Einige Jahre danach wurde das Kreuzdenkmal teilweise wieder arg zerstört und heute sieht der Sockel erbärmlich aus. Wenigstens das Eisenteil des Denkmals ist intakt geblieben.  Der Vorsitzende des DFBB hat sich jahrelang bemüht, dass, mit Hilfe der Stadtverwaltung oder seitens der Hüttenwerke, das Kreuz in der Nacht beleuchtet wird, doch bis jetzt vergebens.

Am Samstag, dem 28. Juni 2014, sind etwa 40 Bewohner der Stadt zum Denkmal hinaufgestiegen. Vor dem teilweise verwüsteten Denkmal betete der damalige Domherr und römisch-katholische Erzdechant des Banater Berglands, József Csaba Pál, für den Frieden. Auf den Tag genau 100 Jahre zuvor fand auch das Attentat von Sarajewo statt. Umrahmt wurden die Gebete von Christine Maria Surdu an der Gitarre. Zum Schluss tanzte die deutsche „Enzian“-Volkstanzgruppe auf dem Plateau neben dem Denkmal.

Anlässlich des 145. Geburtstages des Denkmals am Kreuzberg fand im Deutschen „Alexander Tietz“-Zentrum am Donnerstag, dem 27. Juni 2019 eine vom DFBB-Vorsitzenden moderierte Veranstaltung statt. Prof. Dr. Rudolf Gräf, ein Kenner der Geschichte des Denkmals, sandte ein Material, das innerhalb des Abends vorgetragen wurde.

Die tags darauf geplante Veranstaltung am Kreuzberg fand wegen schlechten Wetters nicht mehr statt.

Zum Schluss sei noch vermerkt, dass anlässlich der Veranstaltungen in diesem Jahr der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ ein philatelistisches Produkt herausgebracht hat. Es geht um einen Sonderbriefumschlag und einen Sonderstempel, dem Ereignis gewidmet. Die gesamte Korrespondenz, die am 29. Juni aus Reschitza gesendet wurde, war mit diesem Stempel versehen. Dieser Stempel wurde vom Rumänischen Philatelistischen Verband und von der Rumänischen Post, auf Vorschlag der „Deutschen Vortragsreihe Reschitza“, genehmigt. Der Sonderbriefumschlag zeigt eine Abbildung des Denkmals von einer alten Ansichtskarte. Zum gleichen Anlass wurden drei alte Ansichtskarten mit dem Denkmal wiedergedruckt.