„Der Miller Lois kränkt sich“

Was aßen unsere Ahnen: Brotmehl aus Handstein-, Ross-, Schiffs-, Windmühlen (III)

Die Mühle von Nitzkydorf: “Die schönste Ruine in der Banater Hecke“, sagen die Nitzkydorfer heute. Foto: Zoltán Pázmány

Als unsere Vorfahren ins Banat einwanderten, gab es noch Handsteinmühlen. Im nördlichen Balkan waren diese noch lange erhalten. Daneben gab es Schiffsmühlen, schon im 11. und 12.Jahrhundert, und Rossmühlen. In Warjasch z.B. arbeiteten 1754 vier von Rumänen und Serben betriebene Rossmühlen. Nach der Ansiedlung entstanden noch weitere vier Rossmühlen. Es gab eine Art Mühlensprache. In Warjasch war der Rossmüller Iepo bekannt, der mit zwei schwachen Pferden sehr langsam mahlte. Er sprach die Worte vor sich hin: Ei, soll ich dann vor Hunger sterwe? Doch noch net, doch noch net, doch noch net! Ein anderer, Alois Müller, hatte zwei kräftige Pferde und mahlte schneller. Er sagte angeblich stolz: Dukaten, Dukaten, Dukaten! Er wartete auf viele Goldmünzen.

In Perjamosch, wo die ersten Ansiedler schon Schiffsmühlen vorfanden, reichte deren Kapazität nicht aus, um den wachsenden Bedarf an Mahlgut zu decken. So bauten die Deutschen Rossmühlen im Dorf. Dazu hatten die Perjamoscher Bauern folgenden Spottreim;

„Der Häpple-Bäck hatt e Rossmihl

Er verlangt far die Maut zuviel!“

Und wenn ein Kunde in Lenauheim nicht zufrieden war mit dem Mehl, sagte er:

„Die Mühle klappert, klapp, klapp, klapp,

das gute Mehl im Müller sei Sack!“

Ein Banater Müller hatte am Mühleneingang folgenden Leitspruch angebracht:

„Wir mahlen für jedermann,

Es gibt gut Brot, wer backen kann.

Es gibt kein Müller auf der Welt,

Der macht, wies jedem gefällt.“

Der stets wachsende Bedarf von Mahlgut in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts  führte zu dem Bau von Windmühlen in der Banater Heide. Die hohen steinernen Türme überragten weit die Häuser. Als in Warjasch 1883 die Windmühle gebaut wurde, sagte der Besitzer der Rossmühle Alois Müller erschrocken aber auch spöttisch: „Der Herrgott wird e Narr sen un eich die Pher schenke!“

Aber schon bald danach spotteten ihn die Bauern:

 „Der Haspl schwenkt sich, der Miller Lois kränkt sich!“

Auf diese Mühlen folgten bald die modernen Dampfmühlen.

Wenn die Einwanderer ihr Brot aus rauem Flachmehl backten (aus der Handsteinmühle), so hatten die Rossmühlen schon Siebvorrichtungen und stellten “gebeuteltes Mehl“ her. Mitte des 19.Jahrhunderts wird in den Ross- und Schiffsmühlen Weißmehl von guter Qualität gemahlen.

Als Ergänzung für das Schweinefett gebrauchten die Banater Schwaben auch das Speiseöl, das sie aus Reps-, Kürbis- und Sonnenblumenkernen in der “Olichmihle“, der Ölmühle pressten. Diese Mühle wurde von zwei Pferden angetrieben. Die ausgepressten Rückstände bildeten den „Ölkuchen“. Bei der Ölpresse versammelten sich oft Kinder und baten um ein Stück „Olichbrot“. Drauf meinte der Müller: Olich han ich genuch, awer Brot net! Die Kinder brachten demnach von zu Hause je ein Stück Brot mit. Der Müller legte es in die Presse, wo es mit Öl getränkt wurde.

In Großsanktpeter hat eine Ölpresse bereits 1825 gearbeitet. Sie wurde anfangs von sechs Männern, später von zwei Pferden und schließlich von einem Dieselmotor angetrieben. Hier sei auch eine Salzsteinmühle erwähnt, die früher Salzsteine zu gröberem Küchensalz zerkleinerte.

Fortsetzung folgt

(Studie von K.E. Reb, aus „Schwäbische Familie“, Facla Verlag Temeswar 1981)