Der Vater des Hubschraubers

Banater Gedenktage: Vor 60 Jahren starb der Banater Flugpionier Oskar Asboth

Die Arader Kleinstadt Pankota, Geburtsort des Flugpioniers Oskar Asboth Foto: Zoltán Pázmány

Wenn man hierzulande und gar im Banat von Flugpionieren spricht, so wird auf Anhieb der weltberühmte Name des Luftfahrtpioniers und Erfinders Traian Vuia genannt. Der 1872 in dem Banater Dorf Surducu Mic, Gemeinde Bujoru (Die Gemeinde trägt heute seinen Namen und hat ihrem berühmten Dorfsohn ein Traian-Vuia- Museum eingerichtet) geborene Vuia schaffte bekanntlich mit seinem Flugzeug „Traian Vuia 1“ am 18. März 1906 in Montessori, nahe Paris , den ersten freien Flug einer Flugmaschine mit Zugpropeller. Damals eine richtige Weltsensation: Er flog 12 Meter in einer Höhe von einem Meter.1907 baute er seine Flugzeug „Vuia II“. 1918-1921 baute er Experimentalhubschrauber in Frankreich.

Und damit kommen wir zu einem anderen Banater Flugpionier: Es handelt sich um den Ingenieur und Erfinder Oskar Asboth, der wohl in Ungarn bekannt und gar als “Vater des Hubschraubers“ geehrt wird, hierzulande jedoch kaum bekannt ist. Asboth wurde 1872 in der wohlhabenden Winzergemeinde Pankota (auch Geburtsort des ungarischen Dramatikers Csiky Gergely), heute Kleinstadt mit 8000 Einwohnern, 35 Kilometer westlich von der Kreishauptstadt Arad, geboren. Zu jener Zeit war Pankota- die ersten deutschen Ansiedler kamen mit dem ersten Schwabenzug schon 1776 nach Pankota- wichtigster Marktort des Komitats Arad. Vom ehemaligen Reichtum zeugt heute noch das schmucke unter Denkmalschutz stehende Herrenhaus des Herzogs Dieter Schulkowski, heute Sitz des Rathauses. Asboth gehörte einer bekannten aus England stammenden Familie an, in manchen Schriften erscheint der Familienname mit Adelstitel: Der Urgroßvater war aus England Ende des 18.Jahrhunderts eingewandert. Er übernahm damals die Leitung der Landwirtschaftsschule auf dem Gut des Barons Festetics. Sein Großvater war österreichischer Offizier. Als Hauptmann befehligte dieser eine Einheit der Nationalgarde im Banater Bergland im Sommer 1848. Ein Onkel emigrierte nach Amerika und wurde dort geschätzter Offizier in der Armee des Nordens. Oskar Asboth besuchte nach der Volksschule in Pankota das Lyzeum in Arad, darauf studierte er in Wiener Neustadt. Schon als Schüler las er fleißig die kühnen Zukunftsromane Jules Vernes, sein ganzes Interesse galt darauf ganz der Flugtechnik. Der 18jährige Asboth hatte großen Ehrgeiz: Er baute1912, übrigens als Erster in Ungarn, seinen eigenen Doppeldecker und erhielt dafür die Lizenz für den Flugzeugbau. Seine Fabrik hieß „Erste Ungarische Flugzeugfabrik, Teleki und Asboth“. Im Ersten Balkankrieg machte Asboth der Türkei den Vorschlag, deren Armee mit Flugzeugen auszurüsten. Es kam nicht dazu, denn die französische Regierung verhinderte das. Mit dem Beginn des ersten Weltkriegs kam Asboth zu einer Spezialeinheit, dem k.u.k. Flugarsenal Fischamende, nahe Wien. Er schlug erstmals den Bau eines Hubschraubers vor. Nach Kriegsende gründet er auf dem Flugplatz Albertfalva bei Budapest eine Firma für den Bau von Rotoren. Sein erster gebauter Hubschrauber stürzte 1918 ab. Erst zehn Jahre später,1928, kam es zum ersten Kurzflug eines senkrecht startenden Hubschraubers. Er wurde A.H. 1 genannt. 1929 flog sein A.H.3 schon 53 Minuten. Bis 1931 baute er vier bemannte Hubschrauber. Sein A.H. 4 hatte ein Gewicht von 410 kg und flog in einer Höhe von 30 Metern.1933-1936 war er als Konstrukteur in England und in Frankreich beschäftigt.1941 war er kurze Zeit in Deutschland und kehrte dann nach Ungarn zurück. In der letzten Periode seines Lebens arbeitete er am Bau von Flusschiffen mit Rotorenbetrieb. Oskar Asboth wurde 1854 mit dem Paul-Tissander- Diplom der Internationalen Föderation für Aeronautik FAI ausgezeichnet. Er starb 1960 in Budapest.