Deutsche Schulen im Banat: Zulauf hält an

Kindergarten mit vielversprechenden Nachwuchszahlen Von Siegfried Thiel

Abwanderung der Schüler aus den deutschen Schulen und Abteilungen in Rumänien stellten diese kurz nach der Wende vor ein Existenzproblem, ein Vierteljahrhundert später ist der Zulauf so groß wie noch nie, doch die Situation an deutschen Schulen ist trotzdem alarmierend: Es fehlt nämlich an Lehrkräften, die die diversen Fächer vorzutragen vermögen. „Ich habe mein Kind an eine deutsche Schule geschickt, damit es alle Fächer in Deutsch erlernt“, so und ähnlich lautet der allgemein gültige Wunsch der Eltern. Doch überall in den ehemaligen Ballungsgebieten der Rumäneindeutschen ist das Interesse für deutsche Schulen immens, aber hier boomt auch die Wirtschaft und kaum jemand will in einer solchen Konjunktur den Lehrerberuf erlernen, oder ausüben. „Wir nehmen praktisch jeden, den wir kriegen können“, sagt vor kurzem ein ehemaliger Schüler des Nikolaus Lenau-Lyzeums, heute in einem multinalen Konzern mit Hauptsitz in Deutschland beschäftigt. Um die Dimension zu veranschaulichen fügt er spaßenshalber – aber gerade deshalb recht realitätsgetreu - hinzu: „Wenn wir in Temeswar auf der Straße jemanden Deutsch sprechen hören, nehmen wir ihn einfach mit“.

 

Viele Parallelklassen

 

Insgesamt 4637 Kinder waren Anfang des laufenden Schuljahres im Banat im Deutsch-Muttersprachenunterricht registriert – vom Kindergarten bis zu den Abiturklassen. Auch über sogenannten Nachwuchs für die Schulen braucht man sich wahrlich keine Sorgen zu machen, denn 1099 von der Gesamtzahl besuchen - einer Statistik des DFD-Landesforums nach - in den drei Banater Verwaltungskreisen Arad, Karasch-Severin und Temesch die deutschen Abteilungen. Verwiesen sei dabei schon allein auf die vielen Parallelklassen an der Lenau-Schule in Temeswar. Die Vorschule hat derzeit ganze sieben Parallelklassen, genauso wie in der 1. bzw. 3. Klasse, in der 2. sind es immerhin „nur“ sechs Parallelklassen. Die Hoffnung, die vor einigen Jahren in manchen Kreisen ausgesprochen  wurde, dass sich die Zahl der Schüler bis zur 5. Klasse halbieren werde, scheint sich nicht zu bewahrheiten: So gibt es am „Lenau“ in der 5. Klasse immer noch sechs Parallelklassen mit insgesamt 149 Schülern und in der 6. Klasse fünf Klassen. Auch am Banater Kolleg gibt es in mehreren Jahrgängen zwei Parallelklassen und im Kreis Temesch bestehen ehemals traditionsreiche deutsche Abteilungen in Lugosch, Großsanktnikolaus und Perjamosch fort. Von absoluten Topquoten kann man – geht man vom Anteil der deutschen Bevölkerung in der Ortschaft aus – in Großsanknikolaus sprechen. Einige Bespiele: Vorschule – 25 Eleven, 3. Klasse 23, 5. Klasse 24 Schüler.

 

Deutsche Kindergartengruppen auch auf dem Land

 

Gleichbleibendes Interesse auch an Arader Schulen. Am AMG-Lyzeum gibt es zwei Vorschulklassen mit je 30 Schülern, an der Aurel-Vlaicu-Allgemeinschule 28. Deutsche Klassen haben auch die Mihai-Eminescu-Allgemeinschule in Arad sowie die Kleinstadt Sanktanna.

Im Banater Bergland ist an den bisherigen beiden deutschen Abteilungen, in Reschitza und in Karansebesch, der Muttersprachenunterricht nicht nur erhalten geblieben, sondern der Trend geht nach oben. Am Diaconovici-Tietz-Lyzeum wurde die normale Schülerzahl in der Vorschulklasse erheblich überschritten: 34 Kinder besuchten zu Beginn des laufenden Unterrichtsjahres die sogenannte Klasse Null.

Auch in den Kindergärten des Banats erfreuen sich die Einrichtungen des Zulaufs für die Abteilungen in deutscher Sprache. Ganze 218 Kinder sind es im Kreis Arad. In der Gemeinde Semlak, gibt es zwar keine deutsche Schule mehr, dafür aber 18 Kinder in der deutschen Kindergartengruppe. An fünf Kindergärten in Arad und in Sanktanna wird ebenfalls Deutsch als Muttersprache vorgetragen. Im Kreis Karasch-Severin sind 168 Kinder im Kindergarten inskribiert: In Reschitza an vier Einrichtungen, in Karansebesch an zwei, sowie in Steierdorf und am neu gegründeten Kindergarten in Orawitza. Im Kreis Temesch sind allein im Lenau-Kindergarten 200 Kinder eingeschrieben, für die anderen 513 Kinder in deutschen Kindergärten auf Kreisebene stehen Klassenzüge in weiteren neun Kindergärten in Temeswar zur Verfügung, aber auch zwei in Lugosch sowie je einer in Großsanktnikolaus, Perjamosch, Hatzfeld und Billed.