Banater Schwaben für Rumänien

Banater Schwaben und die Friedenskonferenz von Paris 2019

Der DFDB-Vorsitzende Johann Fernbach begrüßt Gäste und Ehrengäste der Geschichtstagung im AMG-Festsaal Foto: Zoltán Pázmány

Im Rahmen einer vom DFDB organisierten Veranstaltungsreihe lud das Demokratische Forum der Deutschen im Banat am Wochenende im Temeswarer AMG-Haus zu einer  Tagung zum Thema "Die Teilnahme der Banater Schwaben an der Friedenskonferenz in Paris am 19.08.1919 und deren Beitrag zur Gründung Großrumäniens" ein. Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des DFDB, begrüßte herzlich das diesmal zahlreich erschienene Publikum aber vor allem die Ehrengäste , allen voran Ralf Krautkrämer, deutscher Konsul in Temeswar, Hochschullehrer, Forscher, Forumsmitglieder und nicht zuletzt die Referenten. Zur Freude aller kamen auch die Worte "Liebe Schüler und Schülerinnen" hinzu, denn mit von der Partie waren diesmal auch etwa 50 Lenauschüler. Konsul Ralf Krautkrämer unterstrich die wegweisende Rolle, die heute dem Umgang mit der Geschichte zugestanden werden muss, gezielt mit einem Ausspruch von G.B. Shaw "Geschichte ist wie eine Laterne...". Johann Fernbach wies darauf hin, dass es gleichzeitig auch ein  Jahrhundert seit dem unser aller Geschichte prägendem Entschluss der deutschen Gemeinschaft, für Rumänien zu sein, ist. Vorgestellt wurden auch die Referenten dieser Tagung: der Journalist Ernst Meinhardt, Redakteur der "Deutschen Welle" Berlin, der Historiker Josef Wolf vom IDGL Tübingen, Dozent Dr. Vasile Docea, Leiter der  Zentralen Universitätsbibliothek Temeswar, und der Historiker Vasile Calestru aus Husi.

Kernthema der geschichtlichen Tagung im AMG-Haus war die Teilnahme der Banater Schwaben an der Friedenskonferenz in Paris am 19. August 1919 bzw. die ebenda von der schwäbischen  Delegation unter Leitung des Temeswarer Juristen Stefan Frecot präsentierte Resolution (noch Memorandum oder schwäbisches Manifest).

Das geschichtliche Umfeld: Rumänien war bekanntlich mit dem Bündnisvertrag mit der Entente (17.08.1916) als Preis für den Kriegseintritt u.a. das ungeteilte Banat zugesprochen worden.1918 wurde die Banater Republik (1.-15. November) ausgerufen um das Banat (über 28.000 Quadratkilometer, 1582.000 Personen, davon nahezu 600.000 Rumänen, 400.000 Deutsche) vor der Teilung zu bewahren. Am 19. November besetzt Serbien große Teile des Banats. Auf die internationalen Proteste hin mussten die serbischen den französischen Kolonialtruppen Platz machen. Am 3. August 1919 marschierten rumänische Truppen unter Oberst Virgil Economu in Temeswar ein. Die Pariser Friedenskonferenz (18.01.1919-21.01.1920) hatte als Ergebnis den Friedensvertrag (oder Friedensdiktat) von Trianon (4. Juni 1920). In Paris wurde die Dreiteilung des Banats beschlossen: zwei Drittel zu Rumänien, ein Drittel zu Serbien und ein Zipfel im Nordwesten zu Ungarn. Eine Grenzbereinigung erfolgte noch am 24.11.1923 durch die Belgrader Konvention durch den Austausch einiger Gemeinden zwischen Rumänien und Serbien.

Die vorgenannte Resolution der Banater Schwaben, im ehemaligen Deutschen Haus im Stadtzentrum von Temeswar vor 100 Jahren verfasst und zehn Tage später auf der Friedenskonferenz in Paris am 19. August 1919 von der fünfköpfigen Delegation unter Leitung des Temeswarer Juristen Stefan Frecot (oder Frekot) präsentiert, blieb nach allen Daten der Geschichte ...ein unbeachtetes Memorandum, da sich die Sieger, die vier Vertreter der neuen Großmächte unter dem französischen Vorsitzenden Georges Clemenceau schon längst anders  u.a. für eine Dreiteilung des Banats entschieden hatten.

Das untersuchten und unterstrichen aus verschiedenen Blickwinkeln die Referenten dieser Tagung. Der bekannte Publizist Ernst Meinhardt (Berlin) beleuchtete in seinem Referat "Legenden und Wahrheit- Die Delegation der Banater Schwaben bei der Pariser Friedenskonferenz 1919" einige Aspekte aus den Kulissen der damaligen Präsenz der Banater Schwaben in Paris. Der Historiker Josef Wolf präsentierte seine Studie " Identität im Wandel. Die Banater Deutschen und die Entstehung Großrumäniens". Dozent Dr. Vasile Docea  behandelte eine geschichtliche Hypothese "Eine mysteriöse Verbindung: die Delegation er Banater Schwaben im August und die Parlamentswahlen im November 1919": Abschließend präsentierte der Historiker Vasile Calestru  (Huși) seine "Geschichte der Banater Schwaben". Auch ein Ersttagsbrief zu diesem historischen Ereignis wurde vorgestellt.