„Die Banater sind mit dem Herzen dabei“

Rückblick auf vier Jahre: BZ-Gespräch mit Deutschlands Konsul Ralf Krautkrämer

Bei der symbolischen Übergabe des Konsulatsschlüssels vor vier Jahren. Im Bild (v.l.): Der damals scheidende Konsul Rolf Maruhn, Ralf Krautkrämer und der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț

Seit zwei Tagen trägt Deutschlands Konsul in Temeswar, Ralf Krautkrämer, die Ehrennadel in Gold des Banater Deutschen Forums DFDB. Diese Auszeichnung wurde dem Diplomaten am Ende seines Vier-Jahres-Mandats in Temeswar verliehen. Die deutsche Gemeinschaft im Banat hat damit nicht nur die Leistung und die Zusammenarbeit des Konsuls in der Region gewürdigt, sondern wohl auch stellvertretend für die gesamte deutsche Minderheit im Amtsbezirk des Temeswarer Konsulats. Über die Jahre hatte Konsul Krautkrämer einen guten Einblick in die Wirtschaft, aber auch in das Kulturleben der Region. Er pflegte auch ein beiderseits sinnvolles Miteinander zu den Medien, verweigerte nie ein Interview, ein Statement oder eine Zusammenarbeit. So auch kurz vor seinem Abschied, als die Banater Zeitung zu einem Gespräch anfragte, dass ein Rückblick auf vier Jahre sein soll. Die Fotos auf dieser Seite tragen ihrerseits zur Vervollständigung des Rückblicks bei.

Beschreiben Sie den Unterschied zwischen ihren Erwartungen zu Mandatsbeginn und den Erkenntnissen zum Abschluss Ihrer Zeit in Temeswar.

Ich bin nun schon seit über 40 Jahren im Ausland gewesen und ich muss sagen, noch kein Posten hat mich emotional so sehr berührt wie die Tätigkeit hier in Temeswar, im Banat, in meinem Amtsbezirk. Es waren wunderbare Projekte und wunderbare Menschen. Ich konnte auch auf eine sehr gute Vorarbeit meiner Vorgänger aufbauen. Diese Vorarbeit konnte ich gerade in Gesprächen bei Amtsantritt spüren. Auch stand mir im Konsulat ein professionelles und menschlich beeindruckendes Team zur Seite.

Lange Zeit war das Konsulat in Temeswar vorwiegend eine Visastelle. Als diese Sparte nicht mehr notwendig war, mussten die Aufgaben des Konsuls neu definiert werden. Erläutern Sie bitte…

Es gibt bekanntlich die Deutsche Botschaft in Bukarest und die beiden Konsulate in Temeswar und Hermannstadt. Dies ist für ein EU-Land keine schlechte Situation. Diese Institutionen arbeiten eng zusammen. Das oberste Ziel ist, die Beziehungen zu den Stellen hier im Gastland zu fördern und zu verbessern. Wichtig ist für uns, als Service-Stelle für die deutschen Staatsbürger zu fungieren. Der zweite Bereich ist das sogenannte Public Diplomacy. Wir sind ein Konsulat, das konkret auf die Bevölkerung und unsere Partner zugeht. Wir haben uns auch als offenes Haus gezeigt. An unserer Arbeitsstelle haben wir Kunstausstellungen unter dem Stichwort Kunst und Curry gezeigt, indem wir nach den Ausstellungen eine Curry-Wurst und ein Glas Sekt ausgegeben haben. Die Menschen haben gesehen, dass wir auf sie zugehen, dass wir die Kontakte vertiefen wollen. Das war auch für die Bereiche der Wirtschaft und Kultur gültig. Auch zum Thema Verschiebung des Kulturhauptstadtjahres 2023 hat man mit uns gesprochen. Das zeigt eben das Vertrauen, das mit der Zeit aufgebaut wurde.

Welche Vorgaben zu ihrer Arbeit bekommen Diplomaten mit auf den Weg, wenn sie eine Stelle im Ausland antreten?

Es gibt so etwas wie eine Zielvorgabe. Aber das ist eher die grobe politische Vorgabe – die Vertiefung der Beziehungen zum Gastland. Auch die deutsche Minderheit ist ein wichtiges Thema, genauso wie die deutsche Wirtschaft. Das sind die groben Bereiche für die wir arbeiten, aber wie man das gestaltet, das liegt in der Kreativität jedes einzelnen. Je stärker auf Menschen zugehen - das liegt sehr stark im Interesse des Auswärtigen Amtes.

 

Sie sind immer dabei, wenn das Deutsche Sprachdiplom an den Schulen vergeben wird. Wie vorteilhaft sehen Sie das Studium der deutschen Sprache außerhalb des Mutterlandes?

Sprache ist ein Medium der Identität. Sie kann eine Brücke sein, aber auch einen Art Klebstoff, der Menschen zusammenbringt. Rumänien ist weltweit eines der Spitzenländer, in denen wir das Deutsche Sprachdiplom verteilen. Und das ist nicht nur in den Großstädten der Fall. Und außerdem ist das hier nicht eine formelle Übergabe der Sprachdiplome. Da bereiten sich die Schulen Wochen lang auf unseren Besuch vor. Und es ist ein Riesenevent, wenn wir das Sprachdiplom vergeben. Die Rumänen haben verstanden, dass es wichtig ist, Fremdsprachen zu kennen.

Wie sind denn die Banater so allgemein?

Mit Herzblut. So könnte man sie mit einem Wort beschreiben. Die Banater gehen an viele Sachen mit dem Herzen dran. Es war bei den Gesprächen auch eine gewisse Formalität dabei, aber ich habe immer auch Wärme gespürt. Im Grunde ist es wichtig, dass man sich mit der Geschichte des Landes befasst, weil ja auch die Geschichte prägt.

Welchen Tipp würden sie gerne an Ihre Nachfolgerin weitergeben?

Mein Tipp wäre, Reisen, Menschen kennenlernen und etwas von der Geschichte, die in diesem Bereich sehr turbulent war, mitzubekommen. Die Banater haben gelernt, mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen. Wenn ich sage ´Geschichte´, dann reden wir auch über verschiedene Veranstaltungen. Ich selbst komme aus Mainz, wo Sie überall Geschichte sehen. Mainz ist aber auch bekannt für seinen Karneval. In humorvoller Form sagt man eigentlich Sachen, die eigentlich ernst gemeint sind. So haben auch die Banater Schwaben zum Beispiel mit ihrer Wurstverkostung, die in der Zeit der Diktatur entstanden ist, einen Weg gefunden, ihre Produkte zu zeigen und sie haben das dann auch gefeiert – alles jedoch mit einem ernsten Hintergrund.

In Temeswar gibt es ein einziges Konsulat aus einem EU-Land. Und das ist jenes der Bundesrepublik Deutschland. Der deutsche Konsul wird aufgrund seines Status´ oft ins Rampenlicht gerückt. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Temeswar ist die Stadt in Rumänien mit den meisten Konsulaten, wenn man die Honorarkonsulate dazuzählt. Es gibt insgesamt 19 Konsulate, zwei davon sind Berufskonsulate. Wir arbeiten sehr eng, teilweise freundschaftlich zusammen. Das hilft, denn die Honorarkonsuln leben im Gastland. Sie verfügen über gute Kontakte und Informationen. Man kann dann oft auf dem kleinen Dienstweg Sachen ohne großes Protokoll besprechen. Da wir das einzige Berufskonsulat aus einem EU-Land sind, ist protokollarisch bei manchen Veranstaltungen eine gewisse Hierarchie gegeben und ich lege auch Wert darauf, dass das Engagement Deutschlands wahrgenommen wird.