Die heilende Kraft des Salzes

Aerosolklima kann auch künstlich erzeugt werden

Die erste künstliche Salzgrotte Temeswars wurde 2009 eröffnet. Foto: salinadinoras.ro

Die Erwachsenen spielen Schach oder lesen, die Kinder schaufeln das Salz in bunte Eimerchen und leeren es ein paar Schritte weiter wieder aus. Entspannungsmusik ertönt aus den Lautsprechern, ein mildes Licht trägt zur angenehmen Atmosphäre bei. In der künstlichen Salzgrotte aus dem Mehala-Viertel in Temeswar/Timişoara treffen jeden Tag Jung und Alt aufeinander. Die meisten der Patienten, die eine Kur in der Salzgrotte machen, haben eines gemeinsam: die eine oder andere Erkrankung des Atemtraktes. Manche kommen nur zur Entspannung hierher, denn schaden kann es ja nicht, behaupten sie.
 

Der neunjährige David leidet an Bronchialasthma und besucht schon seit drei Jahren regelmäßig die „Salzgrotte aus der Stadt“ – Salina din Oraş, die erste künstliche Salzgrotte Temeswars. Der Junge hat auch seine Schwester Sara und seine Freunde Robert und Denisa mitgebracht. „Ich konnte nicht schlafen, musste ständig husten. Jetzt schlafe ich tief und kann ungestört spielen. Es geht mir viel besser, seit ich hierher komme“, sagt der Junge. Eine Salzkur wird aber nicht nur Asthmatikern empfohlen, sondern soll auch bei empfindlichen Atemwegen, Raucherhusten, Bronchitis und Heuschnupfen helfen. Stressgeplagte finden hier die Entspannung, auf die sie schon lange gewartet haben. Auch für Personen, die an Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Psoriasis leiden, verschafft die Salzkur eine Linderung.
 

Die Idee, eine künstliche Salzgrotte in Temeswar zu eröffnen, gehört der Familie Pelivan. 2009 eröffnete die damalige Medizinstudentin Alexandra Pelivan (24) diese künstliche Salzgrotte. Mit einem Salzgenerator wird hier das heilsame Aerosolklima erzeugt. Die lungengängigen Salzpartikel gelangen direkt in den Atmungstrakt. Das Salz, das die Wände kleidet und auf dem Boden liegt, wurde aus dem Salzbergwerk Ocna Dej gebracht. Für den Bau der Salzgrotte wurden sechs Tonnen Salz verwendet. „Ein erster Vorteil wäre die Nähe zum eigenen Heim. Menschen wie wir, die in der westrumänischen Tiefebene leben, kommen viel leichter dahin. Eine künstliche Salzgrotte ist zugänglicher - sowohl finanziell, als auch, was die Zeit angeht.

Viele Eltern können sich nicht zehn Tage frei nehmen von der Arbeit, um ans Meer oder zu einer natürlichen Salzgrotte zu fahren“, sagt Alexandra Pelivan. Darüber hinaus sei auch die Tatsache vorteilhaft, dass „Salina din Ora{“ eine trockene Salzgrotte ist. Die Patienten, die an Asthma oder Sinusitis leiden, können das Klima hier besser vertragen. Eine natürliche Salzgrotte liegt in der Tiefe und der Druckunterschied könnte bei einigen Patienten gesundheitliche Probleme verursachen.

Eine Salzkur dauert zehn Tage. Jeden Tag muss der Patient 45 Minuten in der Salzgrotte verbringen. Dann gilt es, einen Monat Pause machen. Erst danach wird die zehntägige Kur wieder aufgenommen. Es folgen Pausen von drei bzw. sechs Monaten.

Nach dieser Therapie kann die Salzkur alle sechs Monate stattfinden. Bis zu zehn Erwachsene und vier Kinder können zu jeder genauen Stunde eine Sitzung in der Temeswarer Salzgrotte antreten.

Die Inhaberin der ersten Salzgrotte Temeswars, Alexandra Pelivan, hat zusammen mit Investoren aus anderen rumänischen Städten die erste Kette von künstlichen Salzgrotten in Rumänien aufgebaut. Im Jahr 2010 wurden unter dem Namen „Salina din Oraş“ drei künstliche Salzgrotten in Drobeta Turnu Severin, Târgu Jiu und Galatz/Galaţi ins Leben gerufen. In Galatz war eine solche Einrichtung notwendig, weil da wegen des Hüttenkombinats die arbeitsbedingten Erkrankungen des Atemtraktes sehr häufig auftreten.

Etwa zehn Salzgrotten sind derzeit in Temeswar in Betrieb, doch die junge Ärztin betrachtet sie nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil: Da Statistiken nach im Jahr 2015 zwei von fünf Personen an verschiedenen Allergien leiden werden, sei es sogar erfreulich, dass es mehrere Salzgrotten gibt.

In Helsinki, zum Beispiel, sind 50 Salzgrotten in Betrieb und keine meldet Insolvenz, glaubt Alexandra Pelivan zu wissen. Inzwischen haben es auch die Bürger Rumäniens erfasst, dass Salz viel mehr als nur ein Mittel zum Würzen ist.