Die Maroschau unter touristischem Ansturm

Umweltschutz versus gewinnbringende Pläne der Kommunen

Arad - Besorgte bis vehemente Reaktionen lösten die Ankündigungen der Arader Lokal- und Kreisbehörden betreffend die in nächster Zukunft geplante Schiffbarmachung der Marosch bzw. die Erschließung des Flusses für Motorboote auf dem Gebiet des Landeskreises aus. Allen voran unter den Arader Umweltschützern ist die Verwaltung des Naturparks „Lunca Mure{ului“. Der Naturpark in der Maroschau erstreckt sich von der Kreishauptstadt Arad bis zur ungarischen Grenze auf einer Gesamtfläche von 17.455 Hektar, diesseits und jenseits des Flusses in den Kreisen Arad und Temesch. Die heutige Schutzzone ist das Ergebnis von über vier Jahrzehnten oft schwieriger Bestrebungen der lokalen Umweltschützer, meist im freiwilligen Einsatz: Erst 2005 wurde der heutige Naturpark durch Regierungsbeschluss gegründet, demgemäß befindet sich die Maroschau bis heute unter der Verwaltung und Bewachung von Romsilva.

Zum Verwaltungspersonal zählen 12 Mitarbeiter, das jährliche Budget beträgt zirka 150.000 Euro. Seit 2008 gehört die Zone auch zum Naturschutznetz 2000 von EU-Bedeutung. Im Rahmen des Naturparks gibt es vier Zonen mit Vollschutz: Prundul Mare (717,9 Hektar), der Tschanader Wald (310,5), die Große Insel von Tschanad (2,1) und die Igrischer Inseln (7).

Die rare und zum Teil einzigartige Flora und Fauna des Naturparks mit Flusswäldern, Teichen, Sümpfen und 40 Inseln, mit 200 Vogelarten, zahlreichen Arten von Amphibien, Fischen und Insekten, der einzigartige Bezdin-Teich mit Seerosen, nicht zuletzt die in dieser Zone gelegenen Klöster Hodo{-Bodrog (1177) und Bezdin (1539), die zu den ältesten des Banats aber gar des Landes zählen, wurden vor allem in den letzten Jahren zu einem zweischneidigen Schwert: Neben zahlreicher illegaler wirtschaftlicher Tätigkeiten wuchs hier auch der Tourismus aller und zum Teil unkontrollierter Art. Gemäß der Tourismus-Strategie des Kreises Arad von 2011 wurde dem Naturpark das größte touristische Entwicklungspotential bescheinigt.

Wie erwartet, erarbeiteten die Kreisbehörden aber auch die Kommunen dieser Zone touristische Entwicklungspläne für gewinnbringende Tätigkeiten. Die Verwaltung des Naturparks sieht jedoch darin etliche Gefahren für die Biodiversität und das ökologische Gleichgewicht dieser Zone.

Laut eines Kommuniques der Verwaltung wäre die einzige gefahrlose Tätigkeit auch in Zukunft der kontrollierte Öko-Tourismus, der hier schon seit Jahren praktiziert wird. Die geplante Schiffbarmachung, ein Massen-Wassersport mit starken Motorbooten auf der Marosch würde die Biodiversität und das gesamte Ökosystem in Gefahr bringen. Die resultierenden Dauerschäden für die Wasserflora und –fauna könnten selbst mit hohen finanziellen Mitteln nicht mehr wiedergutgemacht werden, wie es derzeit zahlreiche Beispiele in anderen Zonen Europas zeigen.

Als einzige Chance für das Überleben des Naturparks wird die Weiterführung der laufenden Programme für Ökotourismus angesehen.

So die beliebten Kanufahrten auf der Marosch, die Beibehaltung und der Ausbau der existierenden Radsporttrassen (derzeit 12,7 Kilometer), die Besichtigungen des Seerosenteichs Bezdin in der Schutzzone Prundul Mare oder die Vogelbeobachtungen- Es stehen die Beobachtungstürme „Andras Libus“ und „Prundul Mare“ zur Verfügung-, die in letzter Zeit immer stärkeren Besuch aus dem In- und Ausland verzeichnen.

Größte Aufmerksamkeit wird dem Programm ökologischer Erziehung für Kinder (u.a. ab September ein Lehrgang zum Bau von Vogelhäuschen) geschenkt. In den verflossenen acht Monaten des Jahres nahmen 2.567 Kinder an diesen Programmen teil.