Die Planeten haben sich ausgerichtet

Langjährige Arbeit zahlt sich für Temeswarer Schülerin aus

Die Oxford-Universität hat eine stattliche Anzahl von Berühmtheiten hervorgebracht. Insgesamt haben hier sechs Könige, fünf Staatspräsidenten und Premierminister, 46 spätere Nobelpreisträger und 25 britische Premierminister studiert.
Foto: studentlifeonline.org

Mathematik, Physik und Süßigkeiten – das sind Paula Gherghinescus große Leidenschaften. Die Temeswarer Schülerin lebt derzeit ihren größten Traum. Nur einen Mausklick entfernt stand Anfang Januar ihre Zukunft geschrieben: Ab Oktober wird sie an einer der ältesten und renommiertesten Universitäten der Welt, der University of Oxford in England, studieren. Um ihren Traum hautnah zu erleben, verbrachte Paula Gherghinescu unzählige Stunden in ihrem Zimmer im Haus am Stadtrand von Temeswar/Timi{oara und löste nach und nach immer kompliziertere Mathe- und Physikaufgaben.

Schon als Grundschülerin hatte Paula Gherghinescu eine Leidenschaft für Astronomie entwickelt. Ihre harte Arbeit brachte ihr in den vergangenen Jahren zahlreiche Auszeichnungen u.a. je eine Bronze- und Silbermedaille bei der rumänischen Landesolympiade für Astronomie und Astrophysik. Ein Fach, das in der Schule gar nicht unterrichtet und allein absolut Begeisterte frönen einem solchen „Hobby“.

Die ehemalige Lenauschülerin ist derzeit in der 12. Klasse am „Grigore Moisil“-Lyzeum Temeswar, doch sie wurde bereits à priori an verschiedenen international bekannten Universitäten aufgenommen: The University of Nottingham, The University of Birmingham, The University of Manchester und The University of Oxford - alle wollen sie ab Herbst begrüßen. Vom Imperial College London wartet sie noch auf eine Antwort und in Rumänien kann sie auch an jedwelcher Uni studieren, ohne überhaupt noch eine Aufnahmeprüfung dafür ablegen zu müssen. Doch Paula interessiert derzeit keine andere Uni mehr. Mit der Oxford University ist für sie ein Traum in Erfüllung gegangen. Die Aufnahme hier war sehr kompliziert, lässt sie wissen. „Zuerst musste ich im November des vergangenen Jahres eine Online-Prüfung ablegen. Dies war die erste Auswahl, sozusagen die Vorauswahl, infolge deren ich im Dezember nach Oxford zu einer weiteren Prüfung eingeladen wurde. Vier Tage lang hatte ich verschiedene Interviews und Gespräche: Mathe, Physik, und beide Fächer zusammen waren die Schwerpunkte. Aufgabenlösen und Diskussionen über verschiedene Problematiken sollten uns ausgiebig und vielseitig testen“, erzählt Paula Gherghinescu. Von den rund 1500 Eingeschriebenen zur Vorauswahl wurden 450 zu den ausführlichen Interviews nach Oxford eingeladen. Aufgenommen wurden etwa hundert künftige Studenten.

Auch wenn ihr Studiumswunsch Astrophysik war, wird Paula an der Oxford Uni Physik studieren. „In Oxford studiert zu haben, das bereitet dein ganzes Leben sorgfältig vor. Ich werde mir hier in den kommenden vier Jahren die Basis für meine Karriere aufbauen. Dann kann ich mich für eine Fachrichtung in Astro- oder Partikelphysik orientieren“, sagt die Temeswarer Schülerin erwartungsvoll.

Ruhe bekommt die 18-Jährige auf keinem Fall. „Ich bin sehr aufgeregt und gespannt, was ich alles ab Herbst lernen werde. Auf dem Stundenplan werden klassiche und relativistische Mechanik, Elektromagnetik und Optik und viel Mathematik stehen. Ich kann es kaum erwarten, Differentialgleichungen zu lösen – diese sind die coolsten Sachen im Bereich Mathematik“, sagt die Jugendliche echt begeistert. Allein bei dem Gedanken, dass sie im selben Campus wie andere ehemalige und heute bekannte Oxforder sein wird – darunter Oscar Wilde, J. R. R. Tolkien, Stephen Hawking, Bill Clinton, Margaret Thatcher und David Cameron – flippt sie aus.

Dass sie es geschafft hat, bedeutet für sie längst nicht, dass mit der langwierigen intensiven Arbeit Schluss ist. Schwere Aufgaben und Dokumentation im Internet werden weiterhin auf ihrem Tagesprogramm stehen, denn Paula hat sich die guten Leistungen selbst zu verdanken. Da dieses Fach nicht in der Schule unterrichtet wird, wurde die Temeswarer Schülerin früher von einer Professorin privat betreut, später hat sie selbständig Mathematik und Physik auf Uni-Niveau geübt. Dass sie mal später im Ausland studieren wird, war ihr schon längst klar. „Hier im Lande fehlt die notwendige Ausstattung und Dokumentation in dieser Hinsicht und man hat auch danach kaum eine Möglichkeit, sein Wissen und die Informationen anzuwenden“, schließt Paula.