Die unendliche Geschichte vom Müll

Müllbrand und überhöhte Rechnungen werden Ecosal vorgeworfen

Ähnlich wie die Abfallverwertungsanlage von Giseladorf im Verwaltungskreis Temesch (Foto) soll einmal auch die Anlage bei Lupak aussehen, die als zentrale Abfallverwertungsstelle des Banater Berglands fungieren soll. Aber wann sie fertig wird, weiß niemand. Foto: Zoltán Pázmány

Reschitza – In den letzten Wochen sind in Reschitza – wie übrigens schon Ende 2012 in Temeswar auch – an allen Blockeingängen „Warnungen“ aufgetaucht, die darauf aufmerksam machen, dass unbedingt Mülltrennung praktiziert werden muss, weil die Stadt Kontrollen macht und bei Zuwiderhandeln alle Bewohner eines Stiegenhauses mit Geldstrafen belegt werden („vorausgesetzt, die können nachweisen, dass der unsortierte Müll von uns stammt, mein lieber Nachbar“, hörte ich bauernschlau in unserem Stiegenhaus). Unverändert konnte aber jeder Laie feststellen, dass selbst dort, wo Container zum Sammeln von getrenntem Müll aufgestellt sind – Beispielfall Temeswar – die Mitarbeiter der Müllabfuhr beim Leeren der Container alles in den Bauch des selben Fahrzeugs entleeren – von Mülltrennung keine Spur mehr.

Andrerseits werfen die Bürger der Müllabfuhr vor, die eingesammelten Mengen, ob nun getrennt oder nicht, in der Buchhaltung „aufzublasen“ und so Geld für nichtexistierenden städtischen Abfall zu kassieren. Andrerseits hätte der allzuhäufige Müllbrand mit seinen giftigen Abgasen (es wird angenommen, dass der stinkende Rauch auch Giftstoffe enthält, denn analysiert hat ihn niemand...) mit den Abtransportverpflichtungen der Reschitzaer Müllabfuhr Ecosal zu tun: je mehr vor Ort verbrennt, umso weniger muss als Volumen und Masse abgeführt werden.

Zwischen Bürgern und Müllabfuhr steht wieder Mal das Rathaus Reschitza, zeitweise auch die Präfektur. Je nachdem, bei wem sich die Bürger beschweren. Am häufigsten in diesem Vorfrühling beschweren sich die Bürger wegen des Müllbrands, der in einem Teil der Stadtviertel Moroasa I und II ärgerlich oft die Luft kaum einatembar macht. Zwar hat die Deponie am Lupaker Berg nur noch den Status eines Zwischenlagers bzw. einer zeitweiligen Deponie – bis nämlich der Müll, nach einer Präliminärtrennung, weitergekarrt wird – aber trotzdem sammeln sich hier erhebliche Mengen.

Bürgermeister Mihai Stepanescu: „Wir haben die Mülldeponie zwecks Verwaltung und mit allen daraus folgenden Verantwortlichkeiten dem Verband für Interkommunitäre Entwicklung (ADI) überantwortet. Die wickeln dort gegenwärtig ein Projekt ab. Meines Wissens wird dort kurzfristig Müll zwischengelagert, um dann weitertransportiert zu werden. Zur nächstgelegenen Müllverarbeitungsanlage. Sie haben dazu 3000 Quadratmeter Gelände pachten können. Etwas überraschend war, dass sie sich plötzlich mit dieser Fläche ins Grundbuch eintragen ließen. Das ist ziemlich am Limit des Gesetzmäßigen. Wenn nicht ganz illegal, so doch unmoralisch. Die Pacht war auf unbestimmte Zeit begrenzt, weil niemand sagen kann, wann die Mülldeponie im benachbarten Lupak fertig sein wird. Aber der Zweck der Verpachtung mit dem Grundstück aus Stadtbesitz war klar: Zwischenlager bis zum Weitertransport nach Broos/Orăştie, wo die nächstgelegene Müllverarbeitungsanlage steht.“

Ob jemand jemals überprüft hat, wieviel Müll ankommt, wieviel weitergekarrt wird? Stepanescu behauptet, nur er selber habe das getan. Mit dem Ergebnis, dass buchhalterisch weniger reinkommt als rausgeht, aber doch mehr, als tatsächlich eingesammelt wird. Dass also mit dem Einkommen der Gesellschaft etwas nicht stimmen kann. Trotzdem stimme er der Kapitalerhöhung des Unternehmens – an dem alle Kommunen des Banater Berglands, ausgenommen Karansebesch, beteiligt sind – zu.

ADI muss die Müllabfuhr im Banater Bergland parallel zur Errichtung der ökologischen Mülldeponie in Lupak sichern.

Zur Organisierung und Abwicklung der Müllabfuhr ist von ADI das Unternehmen Ecosal gegründet worden. ADI widerspricht dem Reschitzaer Bürgermeister: man habe sich nicht als Besitzer im Grundbuch eingetragen, sondern als als Nutzer des Grundstücks. Dieses sei im Besitz der Stadt geblieben, behauptet Tiberiu P²durean, der ehemalige Reschitzaer Vizebürgermeister, der jetzt ADI leitet. Auf dem 3000 qm großen Grundstück stehe auch die Kompaktierungs- und Verpackungsanlage des Mülls, ohne welche nirgends mehr Müllwirtschaft betrieben werden könne.

Bezüglich der Beschuldigungen, man verrechne mehr Müll als tatsächlich in Reschitza anfalle, sagte P²durean: „Unsere Buchhaltung hat klare Rechnungen. Keine Buchhaltungskontrolle hat bisher jemals Unregelmäßigkeiten nachgewiesen. Und auch der Vorwurf mancher Besserwisser, wir würden einen Teil des Mülls nach Turnu-Severin transportieren (weil das näher sei), kann nicht bewiesen werden. Weil es nicht geschieht. Nicht zuletzt die Müllbrände: die Alteisensammler, die immer wieder unseren Zaun zerfetzen, suchen Altreifen. Sie zünden sie an, um daraus dann die Drahtverstärkungen herauszuholen. Daher die stickigen Brandwolken, wenn das Gummi brennt. In der Tat haben wir das noch nicht in Griff. Diese Reifenbrände zünden manchmal größere Mengen Müll an. Die Verursacher laufen weg, schuldig bleiben wir. Und für das Löschen der zahlreichen Schwelbrandherde, die oft übrigbleiben, haben wir noch nicht die entsprechenden Lösungen gefunden. Wasser ist es sicher nicht. Vielleicht das winterliche Streugut. Wir testen es gerade.“

Letztendlich klagte Pădurean einmal mehr über die Kommunen, die zwar keine eigenen Mülldeponien mehr unterhalten können, sich auch gern von Ecosal ihren Abfall abtransportieren lassen, aber regelmäßig die Bezahlung der Dienstleistung schuldig bleiben. „Es gibt leider erst ganz wenige, die sich bewusst sind darüber, wie wertvoll Müll ist, wenn der Abfall richtig selektiert und bearbeitet wird, bis praktisch nichts Wegwerfenswertes mehr übrigbleibt. Müll ist ein Reichtum.“