Disput in Wolfsberg und Weidenthal

Neuer Bürgermeister wird des Amtsmissbrauchs beschuldigt

In Wolfsberg herrscht derzeit Unruhe. Fotos: Zoltán Pázmány

Umstrittenheit herrscht derzeit in den beiden Ortschaften am Fuße des Semenik-Gebirges im Banater Bergland. Die Gemeinde Weidenthal/Brebu Nou und das Dorf Wolfsberg/Gărâna haben seit Juni einen neuen Bürgermeister. Gabriel Bordea (Bauernpartei PNŢCD) ist mit insgesamt 120 Stimmen gewählt worden. Der ehemalige Bürgermeister, Karl Rank (Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien), hat um knapp elf Stimmen weniger als Bordea erhalten und die Wahlen verloren. Insider meinen jedoch, dass die Wahlen nicht gerecht abgelaufen sind. Fast hundert Wähler, die für Bordea gestimmt haben, seien Angestellte der AGIL-Firma aus Temeswar/Timişoara. Gabriel Bordea ist Mitbesitzer des Temeswarer Wurstwarenproduzenten.

Der neue Bürgermeister hätte seinen Amtsantritt schon seit einiger Zeit vorbereitet, meinen Insider. Davor war der jetzige Bürgermeister Mitglied des Deutschen Forums und Kreisrat in Wolfsberg. Dann hätte er sich mit der Forumsleitung gestritten und wurde Mitglied der Bauernpartei. Das rumänische Gesetz sieht vor, dass jeder, der eine Aufenthaltsgenehmigung in einer gewissen Ortschaft hat, wählen darf. Die befristete Aufenthaltsgenehmigung muss jedoch älter als drei Monate sein. In den letzen zwei Jahren habe Bordea etwa 97 Aufenthaltserlaubnisse ausgereicht. 40 davon seien laut Quellen aus der ehemaligen Gemeindeleitung beim Drei-Wässer-Badeort eingeschrieben worden. Der Bürgermeister Gabriel Bordea meint andererseits, dass es normal ist, dass einige Häuserbesitzer auch eine Aufenthaltsgenehmigung haben. „Wolfsberg und Weidenthal sind Feriendörfer. Die Leute haben das Recht, eine Aufenthaltserlaubnis zu beantragen und zu wählen. Dies ist nicht etwas, was nur jetzt vorgegangen ist“, klagt der neue Bürgermeister.

„Das Einzige, was die ehemalige Verwaltung derzeit stört, ist, dass sie die Macht verloren hat“, sagt Gabriel Bordea. Die Streitigkeiten in der Kommunalverwaltung in Wolfsberg starteten unmittelbar nach den Wahlen. Der ehemalige Bürgermeister Karl Rank wurde Vizebürgermeister, doch er wurde nach einer Weile seines Amtes enthoben. Nun ist Ilie Emanuel, ein anderes Forumsmitglied, Vizebürgermeister der Gemeinde.

Dem neuen Bürgermeister Bordea wird das missbräuchliche Management vorgeworfen. Maria Ţugmeanu, Kommunalrat der Gemeinde seitens des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, meint, dass Gabriel Bordea sogar einer eigenen Angestellten von der AGIL-Firma in seiner Abwesenheit die Macht überlassen hat. „Sein Amt trat der Bürgermeister mit einem Urlaub in Griechenland an. In seiner Abwesenheit durfte eine Firmenangestellte von AGIL Dokumente unterschreiben und den Gemeindestempel benutzen“, behauptet die ehemalige Vizebürgermeisterin Ţugmeanu.



Dies seien jedoch nicht die einzigen Unstimmigkeiten derzeit in der Gemeinde am Fuße des Semenik-Gebirges. Anfang Juli ist bei der Polizei in Reschitza/Reşiţa eine Anzeige eingegangen: Knapp über 20 Tannenbäume, die den römisch-katholischen Friedhof in Weidenthal umringen, wurden gefällt. Die Tannen sollten für etwa 8000 Euro verkauft werden. Die Polizisten konnten insgesamt 24 Tannenstämme zählen. Diese hatten eine Höhe von über 30 Metern. Beim Fällen wurden auch einige Gräber geschädigt – drei Stämme fielen auf drei Grabsteine. Die Streitigkeiten zwischen der ehemaligen und der jetzigen Kommunalverwaltung gehen auch in diesem Fall weiter.

Der ehemalige Bürgermeister meint, dass Schuld daran der neue Bürgermeister sei und umgekehrt. Gabriel Bordea seinerseits behauptet, dass einer der Kommunalräte, Heinrich Hausner, ein Dokument gezeigt hätte, in dem die deutsche Gemeinschaft in Weidenthal die Instandhaltung und Reinigung dieser Bäume beantragt. „Für Gelände innerhalb der Ortschaft braucht man keine Genehmigung vom Forstamt. Man braucht nur eine Genehmigung seitens des Bürgermeisteramtes. Als ich mein Amt antrat, waren die Bäume schon gefällt“, sagt Gabriel Bordea.

Der neue Bürgermeister meint, dass in der ganzen Gegend der Gemeinde etwa 3600 Bäume illegal gefällt wurden. Das bedeutet ein Schaden von etwa 100.000 Euro. „Ich habe die Gemeinde samt Schulden übernommen. Diese betragen nun um die 200.000 Lei“, sagt Bordea. Das Problem des Trinkwassers soll demnächst auch gelöst werden. Das Wassernetz ist mittlerweile älter als 40 Jahre. Gabriel Bordea hat sich als neuer Bürgermeister zum Ziel gesetzt, die Gemeinde als auch die Gegend um Weidenthal und Wolfsberg zu fördern. Mehrere Events sollen hier demnächst veranstaltet werden.