Dorffest und Jubiläumsfeier in der Banater Heide

Zwei Gemeinden streben Partnerschaft an

Die Urkunde über die Begründung einer Partnerschaft zwischen Kirn-Land und Lenauheim wurde unterzeichnet. (v.l.n.r.): Ilie Suciu, Werner Müller, Ovidiu Ganţ.

HOG-Vorsitzender Werner Griebel im Gespräch mit Ovidiu Ganţ

Die Heimkinder führen einen schwäbischen Tanz vor. Fotos: Zoltán Pázmány

„Aus Kirn-Land, Deutschland, weilt bereits zum zweiten Mal eine Delegation, angeführt von Bürgermeister Werner Müller, in Lenauheim. Anlass dazu ist unser Dorffest. Nach ausführlichen Gesprächen wollen wir nun eine Partnerschaft anstreben, die Patenschaft soll die Heimatortsgemeinschaft übernehmen“, sagte Ilie Suciu, Bürgermeister in Lenauheim. Die Gemeinde Lenauheim feierte am Wochenende die siebente Auflage des traditionellen Festes „Kinder des Dorfes“. Veranstalter waren auch in diesem Jahr die HOG Lenauheim in Zusammenarbeit mit dem Bürgermeisteramt der Gemeinde.

Eröffnet wurden die Festtage im Hof des Heimatmuseums „Nikolaus Lenau“. Gastgeber und Gäste (unter ihnen Ovidiu Ganţ, Abgeordneter der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament) hielten Ansprachen. Danach wurden Kränze am Kriegerdenkmal, vor der orthodoxen Kirche und vor dem Bürgermeisteramt, am Nikolaus-Lenau-Denkmal, niedergelegt. Des bedeutenden Banater Lyrikers gedachten unter vielen anderen vier Bürgermeister: Ilie Suciu, Nicolae Robu aus Temeswar, Werner Müller und Viorel Ilie aus Moineşti im Kreis Bacău.

Einen Tag darauf nahmen die Festteilnehmer (dabei waren auch Prof. Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, und Karl Britz, Vorsitzender des DFD Moineşti) am Gottesdienst in der römisch-katholischen Kirche und anschließenden Friedhofsgang teil. Das am Nachmittag dargebotene Kulturprogramm bestritten die Tanzgruppen „Sonnenschein“ aus Moine{ti und „Warjascher Spatzen“. Mit dem orthodoxen Kirchweihfest, der „Ruga“, klangen die Festtage aus.

„Es ist ein gemeinsames Dorffest der heutigen und ehemaligen Bewohner, in dessen Mittelpunkt der kulturelle Austausch steht. Wir freuen uns, erneut im kommenden Jahr zusammentreffen zu können. Es wird ein Jubiläumsjahr sein, denn wir werden 250 Jahre seit der Ansiedlung der Lenauheimer Schwaben begehen“, sagte Werner Griebel, Vorsitzender der HOG Lenauheim.

 

Seit 20 Jahren „Herz für Kinder“ in Bogarosch

Der Verein „Mitmachen und Teilen e. V.“ (MUT) aus Schwäbisch Hall/Deutschland hat vor vielen Jahren in Bogarosch/Bulgăruş (anrainend an Lenauheim) ein schwäbisches Bauernhaus angekauft und dort das Heim „Herz für Kinder“ eingerichtet. Dieses feierte am ersten Septemberwochenende 2016 sein 20-jähriges Bestehen in Anwesenheit einer 50-köpfigen Delegation aus Schwäbisch Hall, aller jetzigen und ehemaligen Heimbewohner und Mitarbeiter. Nach Ansprachen der Veranstalter und Gäste wurden Lieder und Tänze seitens der Heimkinder und der Lenauheimer rumänischen Tanzgruppe dargeboten.

Im Laufe der Jahre gab es viel Freude und Sonnenschein im Heim. Doch auch dunkle Wolken zogen darüber hinweg. Das Hauptgebäude brannte im Jahr 2000 bis auf die Grundmauern ab, es gab nur Sachschaden, da die Kinder in einem Ferienlager weilten. Dank des prompten Einsatzes des MUT-Vereins wurde das Haus umgebaut und schon nach kurzer Zeit Richtfest gefeiert.

Zwei weitere Häuser - das eine nebenan, das andere „gegenüber dem Garten“ - nebst Grundstücken wurden angekauft, um- und ausgebaut sowie zweckmäßig eingerichtet. Heute bietet das Heim 25 Kindern aus Waisenhäusern oder notdürftigen Familien Liebe und Geborgenheit. Diese werden von dem Ehepaar Iulia und Nicolae Maruşca sowie weiteren neun Angestellten rund um die Uhr betreut.

Gerhardt Stutz, Vorsitzender des Vereins aus Schwäbisch Hall, betonte: „Ziel des Vereins ist, der Einrichtung eine eigenständige, unabhängige Existenz zu sichern. Hierbei wird auf die Landwirtschaft gesetzt, dafür bietet Bogarosch durch seine hervorragende Bodenqualität beste Voraussetzungen. Diese ermöglichen zunächst die Selbstversorgung und darüber hinaus, durch Verkauf, auch ein gewisses Einkommen. Inzwischen wurden Kühe, Schweine, Kaninchen und Geflügel angeschafft, Gemüsegärten angelegt, Felder bearbeitet. Das Leben in dieser Umgebung, der Umgang mit Tieren und Pflanzen, hat die Kinder, die Schweres miterlebt haben, aufblühen lassen. Sie haben gelernt, was das Leben in einer familiären Atmosphäre in gegenseitiger Achtung und Sorge füreinander bedeuten kann“.

Unzählige Hilfstransporte seitens MUT haben den Weg ins Banat gefunden, versorgt wird nicht nur das Kinderheim Bogarosch. Lebensmittel, Medikamente und Kleidung wurden auch im Temeswarer Kinderkrankenhaus „Louis Ţurcanu“, in einem Arader Altenheim sowie im Kinderheim aus Lugosch abgeladen. Der Leiterin des Temeswarer Kinderkrankenhauses, Prof. Dr. Margit Şerban, wird monatlich eine Geldspende übergeben, um die Leiden der an Leukämie oder Krebs erkrankten Kinder zu lindern.