Drittes vorbereitendes Museumstreffen

Jubiläumsausstellung 2012 zur Ostmigration der Deutschen und deren Folgen nimmt Konturen an

In Temeswar wurden in vielen Einzelgesprächen – hier Christian Glass aus Ulm (links) und Dr. Peter Hügel aus Arad – Details geprüft und ausdiskutiert. Foto: wk

Temeswar – Beim dritten vorbereitenden Treffen der Museen, die an der Ausstellung mit dem Arbeitstitel „1712-2012 – Schwaben an der Mittleren Donau“ und mit dem Untertitel „Die Kolonisation im 18. Jahrhundert und ihre Folgen“arbeiten, fehlten in Temeswar/Timişoara nur die Vertreter der Museen der serbischen Vojvodina.

 

Dort hatte plötzlich die Grippe zugeschlagen. Vorsorglich hatten sie aber dem Initiator der Ausstellung, Christian Glass vom Donauschwäbischen Zentralmuseum (DZM) in Ulm, die schriftliche Versicherung zukommen lassen, dass sie nach wie vor am Projekt interessiert sind und auf alle Fälle weiterhin mitmachen wollen.

 

Die Projektbegegnung fand in den wunderschön hergerichteten Räumen der Temeswarer Bastion statt. Anscheinend läßt sich der Temescher Kreisrat auch sonst hinsichtlich des Banater Museums nicht lumpen und alles, was man bis jetzt beim neuen Hauptsitz des Museums bereits sehen kann - die Räume sind noch nicht für Ausstellungen oder Tagungen eingerichtet – ist funkelnagelneu. Angesichts der Tatsache, dass das Museum einige Jahre lang wegen der Renovierungsarbeiten auf das Hunyadi-Schloß im Temeswarer Stadtzentrum verzichten muss, darf man gespannt sein, wie die „Übergangslösung“ Bastion letztendlich auf das Publikum wirken wird.

 

Im Rahmen der Begegnung wurde es praktisch: die beiden Vertreter des DZM stellten den Rahmenplan der Ausstellung vor, die etwa 200.000 Euro (bei 90.000 Euro EU-Finanzierung) kosten wird und die am Wochenende des 11.-13. Mai 2012 im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten des „Auswanderungsjahrs 2012“ ihre Vernissage erleben soll – übrigens wird auch der Museumskomplex Sathmar und der dortige Kreisrat sein "Immigrationsjubiläum der Sathmarschwaben“ 2012 am 16.-18. Mai mit einer Ausstellungseröffnung begehen, kündigte Museumsleiter Liviu Marta in Temeswar an.

 

Die Ausstellung von Ulm – sie wird als Wanderausstellung anschließend „an weiteren sechs-sieben Standorten“ gezeigt – wird laut Andrea Vandor, der Projektleiterin, aus zwei großen Teilen bestehen und setzt sich (auch) als Ziel, mit alten „Ansiedlungsmythen“ und „Kolonisierungsklischees“ aufzuräumen, hieß es in Temeswar. Die acht am internationalen Kooperationsprojekt beteiligten Museen aus Deutschland, Rumänien, Serbien und Ungarn „stellen ausgewählte Aspekte des Kolonisationsprozesses im 18. Jahrhundert“ für die Betrachtung und das Urteil der Ausstellungsbesucher bereit.

 

Im zweiten Teil wird der Versuch unternommen, heute sichtbare Folgen dieser Emigrationsbewegung und der Ansiedlungen des 18. Jahrhunderts bewußt zu machen, beispielsweise in der Landschaft und Architektur, und auf ein gemeinsames kulturelles Erbe entlang der Donau hinzuweisen.

 

Im historischen Teil sollen Einzelaspekte von Emigration und Immigration im 18. Jahrhundert anhand aussagekräftiger Beispiele behandelt werden, "um sowohl jenen, die keine Ahnung haben von der Ostmigration“, als auch („realen oder vermeintlichen“) „Kennern die Erkenntnisse neuerer Forschungen“ bekannt zu machen. Im zweiten Teil, der die (bewusste und unbewusste) Aktualität der Migrationsbewegungen entlang der Donau behandelt, geht es um aussagekräftige Beispiele zu „Errungenschaften des gemeinsamen europäischen Kulturerbes“ und deren Zukunftsaussichten.

 

In beiden Teilen haben die Partner viele spannende neue Elemente identifiziert, die es zu illustrieren und in einem Ausstellungsduktus unterzubringen gilt, wobei die neueren Forschungsergebnisse, vor allem junger und vorurteilsfreier Forscher, viele Überraschungen und Mythenniederrisse versprechen. Einzelheiten bleiben aber den Ausstellungsbesuchern vorbehalten.

 

Nicht zuletzt sollen die Ausstellungsstationen – Ulm, Sathmar/Satu Mare, Arad, Temeswar, Reschitza/Reşiţa, Pécs, Neusatz a.d.Donau/Novi Sad stehen auf einer vorläufigen Liste – auch touristische Angebote nach dem Prinzip „Routes to the Rootes“ (Routen zu den Wurzeln) ausarbeiten in Form von (geführten oder individuellen) Kurzausflügen rund um die ausstellenden Museen, aber auch von Eintagesausflügen in die Region der jeweiligen Museen, an Orte, die Spuren der Ostmigration beinhalten, wobei aus den einzelnen, vor Ort ausgearbeiteten Ein-Tages-Ausflugsrouten letztendlich ein Sonderreiseführer für (bis zu) Zehn-Tagesreisen „Auf den Spuren früher Migrationsbewegungen entlang der Donau“ entstehen soll.