Ein Banater Vollblutmusiker

Banater Gedenktage 2019: Zum 40.Todestag und dem 80. Geburtstag von Richard Waldemar Oschanitzky

Er starb viel zu früh, 40jährig, doch in seiner kurzen (manche Musiker beenden nicht mal ihre Studien in diesem Alter) aber intensiven musikalischen Laufbahn schrieb und spielte er sich als wohl vielseitigster Musiker seiner Zeit in die neuere Banater und rumänische Musikgeschichte ein: Richard Waldemar Oschanitzky war der Sohn des Hermannstädter Komponisten , Pädagogen und Dirigenten Richard Karl Oschanitzky (1901-1971 gest. in Billed) und wurde am 25. Februar 1939 in Temeswar geboren. Sein Vater war im selben Jahr zum Dirigenten des neugegründeten Temeswarer Symphonieorchesters ernannt worden. Kein Wunder, dass Richard Waldemar im Haus der Musik aufwuchs, sein Vater sollte auch sein erster Musiklehrer sein. Mit 14 komponierte er eine „Gloria“, sie wurde1954 in der Temeswarer Domkirche aufgeführt. Ab 1955 studierte er am Bukarester Konservatorium Musik (Komposition und Dirigieren) mit Mihail Jora, Ion Dumitrescu und Valentin Silvestri. Sein Ausnahmetalent und sein für jene Jahre exzentrisches Wesen ließ seine Lehrer staunen: Er las die Noten, die auf dem Klavier Kopf standen. Er erschien bei einer Prüfung in kurzen Hosen. Er war schon als Student ein Meister der Orchestration und Instrumentation, erhielt mehrere Preise für seine ersten Kompositionen u.a. das bekannte Enescu-Stipendium. Er wurde trotzdem 1959 vom Konservatorium ausgeschlossen, weil er erstens Jazz, „eine dekadente Musik aus dem Westen“, spielte und zweitens bei Musikabenden in den westlichen Botschaften von Bukarest ein beliebter Gast war. Er war darauf als Bandleader und gefragter Pianist in Hotels von Bukarest, Mamaia und Kronstadt tätig. Der begabte Musiker  leitete das Rumänische Rundfunkorchester, das renommierte Orchester der Schallplattenfirma „Electrecord“, Orchester in der DDR und gar bei Radio London. In den 70gern belegte ihn das Regime mit einem Ausreiseverbot.

Oschanitzky war einer der wenigen Musiker seiner Zeit, die in allen Musikgattungen daheim waren, sich gleichzeitig als Komponist, Arrangeur, Pianist mit einer besonderen Klaviertechnik, Dirigent und nicht zuletzt als einer der bekanntesten Jazzmusiker Rumäniens einen Namen gemacht und Bleibendes geleistet haben. Die Konzerte seiner Jazzformation „Freetet“ (mit Dan Mândrilă, Ștefan Berindei, Johnny Răducanu. Wolfgang  Güttler und Eugen Gondi) wurden 1969 zur Geburtsstunde des modernen Jazz in Rumänien. Er nahm an allen wichtigen Jazzfestivals in Ploiești, Costinești und vor allem in Hermannstadt teil. In dieser Zeit entstanden  auch seine sinfonischen Werke, für klassische Orchester, Big Band und Jazzsolisten komponiert. Oschanitzky schrieb auch die Musik für 25 rumänische Spielfilme. Ein Großteil seines umfangreichen Werkes blieb unveröffentlicht. Nach seinem Tode am 5. April 1979 in Bukarest- er starb an Leberzirrhose- entdeckte sein Bruder, der bekannte Dirigent Peter Oschanitzky, einen Schrank voller Kompositionen, die zum Großteil noch auf ihre Aufführung warten. Es waren Lieder, Kammermusik, symphonische Werke, geistliche Musik, Chöre, Messen, Klaviermusik usw. Der vielseitige Komponist hatte auch für das Theater komponiert, dann Lieder, Pop-, Jazz-, Folk- und Unterhaltungsmusik. Erst nach der Wende erfuhr der Musiker teilweise die ihm gebührende Ehrung für sein bemerkenswertes Werk. Seit dem Jahr 1999 wird jährlich ein internationales Jazzfestival „Oschanitzky“ in Jassy veranstaltet. In Temeswar trug die Musikfakultät der Tibiscus-Uni von 2005 bis zu ihrer Auflösung 2010 seinen Namen. Hier funktionierte übrigens auch eine Jazz-Abteilung „Richard Oschanitzky“. In seiner Heimatstadt trägt heute eine Straße seinen Namen.