Ein Leben für die Musik

Walter Hans Griebel verstorben

45 Jahre sich der Musik liebevoll zu widmen, ist nicht jedem gegönnt. Walter Griebel ist einer, der sich schon so lange mit Musik befasste. Er begann damit bereits in der Kindheit in Lenauheim. Dann besuchte er das Musiklyzeum in Temeswar und setzte sein Studium an der Musikakademie in Bukarest fort. Das Konservatorium Ciprian Porumbescu beendete er mit dem Examen zum Diplom-Musiker. Die langjährige Mitgliedschaft in der Herrmannstädter Philharmonie, sein Wirken als Musiklehrer und Instrumentalist haben sein Leben bis zuletzt geprägt.

Walter Griebel widmete sein Leben der Musik.

Walter Griebel wurde am 24. Dezember 1956 als zweiter Sohn von August und Katharina Griebel, geborene Heckl, in Lenauheim geboren. Die ersten Stücke auf dem Akkordeon spielte er im Alter von sieben Jahren in der Musikschule von Johann Maser, in der etwa die Hälfte aller Jugendlichen des Ortes ein Instrument erlernte. Blechblasinstrumente folgten im Alter von zehn Jahren. Als Jugendlicher spielte er zuerst in einer Gruppe in Lenauheim. Nach dem Zusammenschluss mit einer anderen Band wurde die Gruppe unter dem Namen „Septima“ bekannt. Die Jugendlichen spielten unter der Leitung des jungen Musiklehrers Nikolaus Meinhardt. In Temeswar fand Walter Griebel bald musikalischen Anschluss in mehrere Richtungen. Eine davon war die Blaskapelle des Temeswarer Pionierpalastes unter der Leitung von Anton Renye. Mit dieser Kapelle hat er unter anderem mehrere Konzerte bestritten. Der Höhepunkt war aber die musikalische Begleitung der olympischen Fackel, die durch Rumänien getragen wurde, in Temeswar und Morawitz, anlässlich der Olymiade 1972 in München. In die Temeswarer Zeit fällt das Mitwirken in einer Blaskapelle des Musiklyzeums, in der „Pipatsch-Kapelle“ der Temeswarer Philharmoniker, und sein erster Auftritt beim Fernsehen mit den „Rosmareinern“, dem noch viele andere folgen sollten. Nach der Ausbildung in der Musikfachschule in Temeswar kam anschließend das Studium an der Musikhochschule in Bukarest. Dort studierte er das Fach Tuba und war nebenbei freier Mitarbeiter im Radio- und Fernsehorchester sowie in der Philharmonie „George Enescu“. Auf Anregung der Fernsehredaktion gründete Walter Griebel gemeinsam mit Studienkollegen des Konservatoriums von neuem ein Oberkrainerquintett mit dem Namen „Rosmareiner“, also eine Umgestaltung der vorhergehenden Formation. In dieser Zeit war er auch Mitglied in der „Karpatenshow“ unter Leitung von Stefan Bretz; eine renommierte Blasmusikkapelle, die 1977 eine Langspielplatte einspielte und mehrere Ausfahrten ins Banat und nach Siebenbürgen unternahm. Nach Beendigung seines Studiums kam Walter Griebel zur Hermannstädter Staatsphilharmonie als Tuba-Bläser. Im Oktober 1980 gründete er in Hermannstadt von neuem die „Rosmareiner“, überwiegend aus Mitgliedern der Philharmonie. Die Gruppe bereiste Dörfer und Städte unserer alten Heimat. Auftritte beim Fernsehen blieben nicht aus. 1989 wurde er zum Dirigenten der Seniorenblasia gewählt: eine Tätigkeit, die er bis zu seiner Ausreise mit seiner Frau – einer gebürtigen Hahnbacherin – und seinem Sohn im Sommer 1990 ausübte.

In der neuen Heimat begeisterte er seine Zuhörer als Akkordeon und Keyboardspieler beim „Schwabenland-Quintett“ und dem „Rietenauer Sound-Express“ sowie als Alleinunterhalter. Mit dem „Schwabenland-Quintett“ spielte er sieben Jahre lang und hatte jährlich an die fünfzig Auftritte. Drei CD-Aufnahmen erinnern an diese Zeit. Der „Rietenauer Sound-Express“ war die nächste Gruppe, in der Walter Griebel seinen geliebten Oberkrainer Stil für vier Jahre fortsetzen konnte. Auch mit dieser Gruppe entstanden mehrere Tonaufnahmen.

Walter Griebel ließ seine Verbindung zur alten Heimat nicht abreißen. Er nahm 2002 am Lenau-Fest in seiner Heimatgemeinde teil und machte Ton- und Filmaufnahmen im Temeswarer Radiound Fernsehstudio. Die deutsche Sendung von Radio Temeswar widmete dem Musiker auch eine schöne Porträtsendung. Als Musiklehrer an der städtischen Musikschule Ellwangen hat er in der neuen Heimat eine ideale Wirkungsstätte zur Weitergabe seines Könnens gefunden. Über Jahre hindurch bildete er dort erfolgreich Musikschüler im Fachbereich Akkordeon und Blechblasinstrumente aus. Desgleichen beteiligte er sich auch hier an regelmäßigen Konzerten des Lehrkörpers in einem Kammerorchester. Als langjähriger Dirigent des Musikvereins „Trachtenkapelle Pfahlheim“ engagierte er sich ebenfalls für die Musik. Der Blasmusikverband Baden-Württemberg würdigte diese Tätigkeit im Jahre 2002 mit der Verleihung der Dirigentennadel in Bronze mit Urkunde an Walter Hans Griebel. Im Jahre 2005 wurde Walter Griebel Dirigent des „Fanfaren- und Musikzugs“ West hausen-Lippach. Bis 2009 war er auch zuständig für die Jugendkapelle Lippach. Als Akkordeon- und Keyboardspieler fand er 2003 zu Hans Eichinger und seinen Original Donau-Franken. Die Erfolge mit dieser Gruppe sind auf wei CD-Aufnahmen festgehalten. 2007 wurde Walter Griebel Leiter des Akkordeonorchesters „Harmonika-Club Aalen-Hofen“. Für unsere Lenauheimer Landsleute wurde Walter Griebel ein willkommener Gast bei den Heimattreffen. Zusammen mit seinen Musikfreunden umrahmte er immer wieder die Veranstaltungen der HOG. Er begleitete auch den Gottestdienst an der Orgel. Er freute sich immer wieder, seinen Landsleuten gute Livemusik zu präsentieren.

Walter Griebel ist am 22. April 2012 in seiner Wahlheimat Ellwangen nach schwerer Krankheit verstorben. An der Trauerfeier in der Kirche Sankt Wolfgang fanden sich ehemalige Schüler, ein Teil des Lehrerkollegiums der Musikschule Ellwangen, Verwandte, Bekannte und zahlreiche Landsleute ein. Ehrende Worte für den Verstorbenen und ein letzter musikalischer Gruß der Kollegen gaben der Feier eine besondere Würde. Der Oberbürgermeister von Ellwangen, Karl Hilsenbeck, richtete aufbauende Worte an die trauernde Familie und hob Walter Griebels kompetentes Wirken in der Musikschule und in der Stadt Ellwangen hervor. Musikerkollege Hans Eichinger, mit dem der Verstorbene in den letzten Jahren musikalisch eng verbunden war, würdigte besonders die menschlichen Werte von Walter Griebel und sprach der Familie Trost zu. Helmfried Klein, stellvertretender Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Lenauheim, brachte noch einmal die schönen Stunden in Erinnerung, die die Landsleute anlässlich der Heimattreffen zusammen mit Walter Griebel erleben durften. Die Streichergruppe der Musikschule Ellwangen unter der Leitung von Ulrich Widdermann, eine Blechbläsergruppe mit seinem ehemaligen Tuba - Studienkollegen Alfred Sutter, die Blechbläsergruppe mit Hans Eichinger und Josef Probst und die Trachtenbläsergruppe aus Röhlingen würdigten den Verstorbenen mit Instrumentalbeiträgen in Erfüllung des letzten Wunsches von Walter Griebel. Im Namen der Heimatortsgemeinschaft Lenauheim sprechen wir der trauernden Familie unsere Anteilnahme aus. Uns allen wird das Andenken an einen hilfsbereiten, vorbildlichen Mann bleiben, auf den wir stolz sind. Gott möge den trauernden Hinterbliebenen mit Trost, Kraft und Frieden beistehen.

Der Vorstand der HOG Lenauheim