„... eine Heimat zu haben…“

Rechenschaftsbericht zum 28. Arbeitsjahr des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza”, 10. Juli 2014 - 5. Juli 2015

Die beiden Enzian-Tanzgruppen sind fester Bestandteil jedes öffentlichen Auftritts des DFBB und des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“

Der Bossert-Spezialist Dr. Cosmin Dragoste aus Craiova und die Kronstädter Schriftstellerin und Hochschullehrerin Carmen Elisabeth Puchianu sind gern gesehene Gäste der „Reschitzaer Deutschen Literaturtage“.

Der griechisch-katholische Bischof Alexandru Mesian aus Lugosch ist einer der Zeugen des plurikulturellen und interkonfessionellen Geistes, der in Reschitza vorherrscht.

Buchveröffentlichungen gehören zum Programm des Vereins: hier die Lancierung, in Bokschan, mit Bürgermeister Eugen Cismăneanţu und Ko-Autor Erwin Josef Ţigla, des dritten Bandes der dreisprachigen Reihe „Visionen“ (nach Reschitza und Anina-Steierdorf diesmal über Bokschan).
Fotos: Werner Kremm (3), E.J. Ţigla (1)

„Wie schön ist es, eine Heimat zu haben, mit der man durch Geburt, Erinnerung und Liebe verwachsen ist“, schrieb der preußisch-deutsche Staatsmann und erste Reichskanzler Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck in einem Brief an seine Braut Johanna von Puttkammer am 1. Februar 1847. Wir wollen es als Motto dieses Arbeitsberichts annehmen.

Vorträge, Videonachmittage, Volkstum und Identität

Am 6. Oktober 2014 feierten wir zehn Jahre Jugend-, Dokumentations- und Kulturzentrum „Alexander Tietz“ in Reschitza. Im 28. Arbeitsjahr gab es 23 Videonachmittage. Wir haben 27 Jahre Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ gefeiert. Veranstaltungen zu je 25 Jahren Demokratisches Forum der Banater Berglanddeutschen und seit dem Erscheinen der ersten Monatsschrift „Echo der Vortragsreihe“ gab es auch.

Identitätsträger bleiben die jeweiligen Kirchweihfeste in unseren Ortschaften.

Auch in diesem Arbeitsjahr galt „Wolfsberg im September“ hauptsächlich als Vorbereitungsetappe zur Kulturdekade. Die Reschitzaer deutschen Enzian-Volkstänzer, unterstützt durch jene aus Tirol/Königsgnad, haben bei der Festveranstaltung in der Theresienbastei von Temeswar/Timişoara zum Nationalfeiertag Österreichs und der Tschechischen Republik deutsche Tänze vorgeführt. Wir sind stolz auf unsere deutsche Enzian-Volkstanzgruppe, die unter der Leitung der Familie Marianne und Nelu Florea beweisen, dass sie den echten Volkstanz weitertragen.

„Deutsche Kulturdekade im Banater Bergland“, Literatur, Veröffentlichungen

Die 24. „Deutsche Kulturdekade im Banater Bergland“ wurde in der Zeitspanne 3. - 12. Oktober 2014 in elf Ortschaften - Bokschan, Deutsch-Saska, Dognatschka, Ferdinandsberg, Franzdorf, Karansebesch, Orawitza, Reschitza, Sekul, Steierdorf - Anina und Wolfsberg - organisiert. Insgesamt gab es in zehn Tagen 46 Veranstaltungen.

Es folgten die „Deutschen Literaturtage in Reschitza“ mit Gästen aus Rumänien, Deutschland, Österreich und Slowenien: Dorel T. Uşvad (Temeswar/Wien), Dumitru Popescu (Temeswar), Nora Iuga (Bukarest), Benjamin Józsa (Hermannstadt), Henrike Brădiceanu-Persem (Temeswar), Dr. Hans Dama (Wien, Österreich), Dr. Carmen Elisabeth Puchianu  (Kronstadt), Univ.-Prof. Dr. András F. Balogh (Klausenburg), Dagmar Dusil (Bamberg, Deutschland), Dr. Annemarie Podlipny-Hehn (Temeswar), Balthasar Waitz (Temeswar), Edith Guip-Cobilanschi (Temeswar), Joachim Wittstock (Hermannstadt), Veronika Haring, Ana Marija Pušnik und Aleš Tacer (alle aus Marburg an der Drau, Slowenien), Robert Gabriel Elekes (Kronstadt) und Dr. Cosmin Dragoste (Craiova). Im 28. Arbeitsjahr erschienen fünf Bücher.

Wir setzten unsere Herausgeber-Tätigkeit mit Ton- und Bildträgern fort: „Die Banater Berglanddeutschen“, Nr. 12, und die CD-ROM „Suche nach Spuren der deutschen Vergangenheit in Sekul”. Der Katalog 2015 der Dokumentationsstelle „Rumäniendeutsche Bücher - Bücher der Rumäniendeutschen, 1990 - 2014“ ist pünktlich zu den Literaturtagen komplett erschienen, mit 2.157 Buchtiteln.

Das „Echo der Vortragsreihe“ erschien im Juli 2015 zum 307. Mal.

Das Periodikum „împreună, miteinander, együttesen“ erschien zum 39. Mal, während das Informationsblatt „Info“ des Rechitzarer Kulturvereins in diesem Arbeitsjahr einmal erschienen ist. Insgesamt erschienen zehn „Infos“. Das DFBB pflegt eine eigene Internetseite unter der Adresse www.dfbb.ro. Ab dem 1. April 2015 besitzen wir eine Facebook-Seite, von Dr. Ing. Christian Paul Chioncel betreut. Wir setzten auch im 28. Arbeitsjahr die Herausgabe von

Sonderbriefumschlägen und Sonderstempeln fort. Diesmal waren es 19 Sonderbriefumschläge und 18 Sonderstempel. Hinzu kommen die neun bei der Rumänischen Münzprägestätte angefertigten Gedenkmedaillen.

 

Musikund Ausstellungen

 

Die Musikgruppen der Reschitzarer deutschen Minderheit, der „Franz Stürmer“-Chor ( Elena Cozâltea), und das „Banater Bergland“-Musikensemble (G. Gassenheimer, K-L. Lupşiasca, V. Cerra, I. Zelko, neueuerdings H. Bouda) bilden den Schwerpunkt unserer musikalischen Tätigkeit.   Das „Musik- und Chortreffen der Banater Berglanddeutschen“, das Steierdorfer Blasmusikfestival, das Projekt „Musik der Minderheiten“, mitfinanziert durch die Bundesdeutsche Botschaft in Bukarest, mit Ioana Raluca Voicu-Arnauţoiu, Manuela Giosa, Corina Răducanu und Eugen Dumitrescu sind wichtig.

Kunstausstellungen organisierten die Kunstkreise „Deutsche Kunst Reschitza“ und „Jakob Neubauer“. Fotoausstellungenbestritten Anca Căceu, Lucian Duca, Klaus Fabritius, Luise und Francisc Finta, Zoltan Mikola, Raimondo Mario Rupp und Erwin Josef Ţigla. Es gab auch Dokumentations-Ausstellungen und philatelistische Ausstellungen sowie zweiSonderausstellungen. Die beiden Kunstkreise der deutschen Minderheit in Reschitza waren auch im 28. Arbeitsjahr erfolgreich.

Kindergarten, Schule, Kinder- und Jugendarbeit

Wir pflegten Beziehungen mit Vorschul- und Schuleinheiten, wo Deutsch als Muttersprache (DaM), genauso wie auch mit den verschiedenen Schulen, wo Deutsch als Fremdsprache (DaF) unterrichtet wird. Die „Rolf Bossert“-Schülertheatergruppe (Leitung Ramona Hudak), von uns und vom „Diaconovici - Tietz“-Lyzeum patroniert, feierte am 6. Oktober 2014 ihr 15-jähriges Jubiläum.

Das Herbstfest des Jugendforums Bokschan, Veranstaltungen zum Europatag, „Gruß an dich, Kindheit“, das Festkulturprogramm des Karansebescher „C.D. Loga“-Nationalkollegs innerhalb der Kulturdekade 2014 sind zu verzeichnen.

Unser Dank gilt den Lehrerinnen Y.C. Demenyi, L. Kilvanya, D. Schmiedt, G. Borcean, R. Berar, C. Bugariu sowie S. M. Chwoika (alle DaM), den DaF-Lehrerinnen A. Damşea und D. Weisz, für die Unterstützung im 28. Arbeitsjahr. Einen festen Bestandteil unserer Tätigkeit bildet die Förderung des deutschen Kindergärtnerinnenvereins und des LehrerInnenvereins des Banater Berglands.

 

Kirche, Russlanddeportierte

 

Die 21. Heimatmesse innerhalb der Kulturdekade wurde in der „Maria Geburt“-Kirche in Sekul zelebriert. Heilige Messen waren auf unsere Anregung: eine Danksagungs-Messe in der römisch-katholischen Kirche von Deutsch-Bokschan, zum Martinsfest, zur 27. Gründungstagfeier unseres Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins und zur Feier der heiligen Elisabeth sowie anlässlich der Russlanddeportations-Gedenkveranstaltung.

Kirchweihfeste: das 282. in Orawitza, das 273. in Dognatschka, das 263. in Deutsch-Saska, das 164. in Tirol/Königsgnad, das 154. in Franzdorf, das 151. in Russberg, das 143. in Wolfsberg, das 135. in Bresondorf, das 85. in Sigismund-Steierdorf sowie in der Reschitzaer „Maria Schnee“-Pfarrkirche, in den römisch-katholischen Kirchen von Slatina Temesch und Neuwerk bei Bokschan, wie auch in der Kapelle von Neu-Karansebesch.

Einmalig der 3. August 2014 in Wolfsberg. Nach einem Festgottesdienst in der kleinen römisch-katholischen Kirche folgte die Weihe des neuen Kreuzwegs, der im Laufe der ersten sechs Monate des vergangenen Jahres auf Privatinitiative errichtet wurde.

Zum Volkstrauertag, am 16. November 2014, fand eine einzige Gedenkveranstaltung im Banater Bergland statt: am Heldengrab am Sigismunder Friedhof von Steierdorf-Anina. Das Temeswarer Deutsche Konsulat war durch Vizekonsul Siegfried Geilhausen vertreten. Der Opfer des Ersten Weltkriegs wurde am Heldenfriedhof in Baru Mare, Kreis Hunedoara, gedacht, wie auch vor den Denkmälern in Tirol/Königsgnad und in Bresondorf.  Im Januar 2015 haben sich 70 Jahre seit dem Beginn der Russlanddeportation erfüllt und im Sitzungssaal des Kreisrates Karasch-Severin gab es ein Symposium in rumänischer Sprache. Am Requiem und an der Gedenkfeierlichkeit beteiligten sich ehemalige Russlanddeportierte und deren Nachkommen und Vertreter aus Bokschan, Diemrich/Deva, Dognatschka, Eisenmarkt/Hunedoara, Ferdinandsberg, Kalan, Lugosch, Reschitza, Steierdorf-Anina und Tannendorf/Brad.

 

Außenstellen, Veranstaltungen in anderen Ortschaften, Unterhaltungen und Ausflüge

 

Außenstellen der „Deutschen Vortragsreihe Reschitza“ gab es in Bokschan, Dognatschka, Ferdinandsberg, Orawitza und Russberg. Wir organisierten vier Veranstaltungen in Bokschan, drei in Dognatschka, zwei in Ferdinandsberg und zwei in Orawitza. Der Großteil davon wurde innerhalb der Kulturdekade 2014 veranstaltet.

Insgesamt wurden 22 Veranstaltungen im In- und Ausland verzeichnet, in Darowa, Detta, Nadrag, Temeswar, Bresondorf, Deutsch-Saska, Franzdorf, Karansebesch, Sekul, Steierdorf - Anina, Tirol/Königsgnad und Wolfsberg, in Neumarkt und Deutschlandsberg in der Steiermark, in Linz/Oberösterreich und in Marburg an der Drau.  Faschingsfeste sowie Osterfeste für Jung und Alt standen im Mittelpunkt des Unterhaltungsgeschehens in diesem 28. Arbeitsjahr. Elf Ausflüge haben wir im 28. Arbeitsjahr organisiert.

„Alexander Tietz”-Preis, Ehrenmitglieder, Kulturaustausch, Zusammenarbeit

Der „Alexander Tietz”-Preis, wurde zweimal verliehen: erst im Rahmen der Kulturdekade, an Mag. Udo Peter Puschnig (Klagenfurt) und im Frühjahr an Univ.-Prof. Dr. Karl Singer (Temeswar), für 2015. Ehrenmitgliedschaftsurkunden wurden an Lucian Duca, Dr. Julius Gálfy, Peter Krier, Dr. Ada Cruceanu-Chisăliţă und Dr. Klaus Fabritius (Bukarest) verliehen.

Kulturaustausche und freundschaftliche Beziehungen hatten wir mit Temeswar und Nadrag, Petroscheni, Bukarest, Bacău und Piatra Neam] oder Suczawa. Freundschaftlichen Beziehungen mit den deutschen Minderheiten in Slowenien und in der Ukraine.

Die Bukarester Botschaften der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich, das Konsulat Deutschlands in Temeswar, das Goethe-Institut in Bukarest, das Rumänische Ministerium für Kultur in Bukarest, das Departement für Interethnische Beziehungen innerhalb des Generalsekretariats der Rumänischen Regierung, der Rumänische Philatelisten-Verband, das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien mit seinen Gliederungen sowie der Temeswarer Banatia-Wirtschaftsverein sind unsere treuen Partner.

Schlussgedanken

Insgesamt haben wir im 28. Arbeitsjahr 225 Veranstaltungen organisiert oder mit-organisiert. Seit November 1987 waren es 3.754 Veranstaltungen. „Heimat ist nicht der Ort, sondern die Gemeinschaft der Gefühle“, sagt ein Sprichwort.

(Gekürzt und bearbeitet von Werner Kremm)