„Eine verstörend schöne Musik“

Banater Gedenktage 2020: Zum 75. Todestag des Banater Komponisten Béla Bartók

Bartók-Statue vor dem Kastell, dem städtischen Kulturhaus, in Großsanktnikolaus. Foto: Zoltán Pázmány

Seine aufrichtige Bewunderung für den Banater Komponisten Bela Bartók, bekundete kürzlich in einem Interview der in Temeswar gebürtige Dirigent Cristian M²celaru: „Von einem emotionalen Standpunkt ist seine Musik verstörend schön!“ Des weiteren befand der junge Dirigent von internationalem Renomee auch, dass dieser „Magier der Musik“ nie so verstanden worden sei, wie er es wahrlich verdient hätte!

Der Komponist, Pianist und Musikethnologe, einer der bedeutendsten Vertreter der Musik des XX. Jahrhunderts, Béla Bartók, wurde am 25. März 1881 in Großsanktnikolaus, als Sohn eines Lehrerehepaars - die Mutter geborene Voit war Deutsche -  geboren.

Nach dem frühen Tod des Vaters übernahm die Mutter allein die Erziehung. Sie gab Bartók den ersten Klavierunterricht. In seiner Autobiographie schrieb er: „Mit drei fing ich an zu trommeln, mit vier Jahren Klavier zu spielen und mit acht zu komponieren.“ Mit neun, also 1903, komponierte Bartók sein erstes großes Orchesterwerk, das symphonische Poem „Kossuth“ über den ungarischen Helden der Revolution von 1848, ganz im Stil der ungarischen Romantik gehalten. Mit neun gab er auch sein erstes Konzert in seiner Heimatstadt.

Ab 1893 erhielt er Musik- und Kompositionsunterricht in Pressburg/Bratislava. 1899 begann Bartók Klavier und Komposition in der Meisterklasse der Budapester Musikhochschule zu studieren. Seinen ersten beruflichen Plänen nach wollte er ein erfolgreicher internationaler Konzertpianist werden. Als er jedoch1907 eine Stelle als Lehrer an der Budapester Königlichen Akademie „Franz Liszt“ erhielt, ließ er  davon ab. 1908 komponierte er sein 1.Violinkonzert, zu einer Uraufführung kam es jedoch erst nach Bartoks Tod, 1958.

„Als ich 22 Jahre alt war,“ bekannte Bartok, “war ich ein neuer Mensch - ein Atheist“. Der junge Bartok, ein Anhänger Nietzsches, wurde als Student in Budapest Unitarier.“Wenn ich mich jemals bekreuzige, dann im Namen der Natur, der Kunst und der Wissenschaft,“ bekannte er.

1909 heiratete er Márita Ziegler, diese Ehe wurde 1923 geschieden, im selben Jahr heiratete er  dann seine Klavierstudentin Ditta Pásztory. Aus beiden Ehen wurde je ein Sohn geboren. 1915-1918, während des I. Weltkriegs, war Bartok, für den Kriegsdienst untauglich,  in der Musikabteilung des Kriegsministerium tätig und gab ein Liederbuch der Soldaten heraus. In der Nachkriegszeit setzte er mehr seine Beschäftigung mit der Sammlung von Volksliedern fort.

Als sich die politische Lage in ganz Europa verschlechterte, verurteilte Bartok von Anfang an entschieden den Nationalsozialismus in Deutschland. Er unterschrieb gar mit 61 Prominenten Ungarns einen Protest gegen die „Judengesetze“ im NS-Deutschland. Bei ständig steigender Gefahr, bedroht von den ungarischen Rechtsradikalen, entschied er sich 1940  über die Schweiz nach Amerika auszuwandern. In den USA fühlte sich Bartok nicht wohl, er konnte kaum komponieren und für seine Werke gab es nur ein geringes Interesse. Bartok und seine Frau gaben Klavierunterricht, dann  unterrichtete er an der Harvard-University. Er hatte auch ständig Fieber wegen seiner fortschreitenden Leukämie.

Kurz vor dem Tode erhielt er noch einige Auftragsarbeiten, die meisten konnte er nicht mehr vollenden. Bela Bartok starb am 26. September 1945 an Leukämie in Manhattan (New York). Er wurde hier auch beigesetzt, erst 1988 konnte er in Budapest beigesetzt werden.

Neben dem Komponieren befasste Bartók sich wesentlich mit dem systematischen Sammeln von Volksliedern. Er unternahm dafür Reisen durch Ungarn, Rumänien, die Slowakei, Siebenbürgen und den Vorderen Orient und sammelte dabei über 10.000 Lieder, darunter vor allem die ungarischen und rumänischen Volkslieder. Bartok nannte dieses Liedgut einfach „Bauernmusik“. „Singe und ich nenne dich Bruder!“,war in jener Zeit seine Devise.

Seine Musik widerspiegelte anfänglich das gesteigerte Nationalbewusstsein des jungen Musikers, das  völlig mit dem Fühlen und allgemeinen Streben der ungarischen Bevölkerung übereinstimmte. Bela Bartok war auf der Suche nach einem nationalen Stil. In der ersten Zeitspanne seines Schaffens hatte vor allem die Musik von Richard Strauss und selbstverständlich die von Franz Liszt einen großen Einfluss. Besonderen Einfluss übte die Volksmusik bzw. das Volkslied, bei dem er vor allem von dessen Schlichtheit und Direktheit begeistert war.

Bartók gilt als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er verwertete wie kein anderer seiner Epoche die Volksmusik. Bartok, der auch ein bemerkenswerter Pianist war, machte schon in den 20ger Jahren Konzertreisen durch das westliche Europa. Als Pianist konzertierte er auch während seiner Rumänien-Tournee in Temeswar und zwar in den Jahren 1906, 1924, 1926 und 1936. 1924 wurde er vom rumänischen Komponistenverband in Bukarest geehrt. Dabei konzertierte er gemeinsam mit George Enescu. Seine Kammermusik (Streichquartette, Violinsonaten) zählt zu dem Besten der Musik des XX. Jahrhunderts. Höchst wertvoll sind auch heute für das Musikstudium seine didaktischen Werke. Ab 1950 wurden immer mehr seiner Werke als Filmmusik verwendet.1984 erhielt er postum einen Grammy. 1961 wurde ein Gletscher in der Antarktis nach ihm benannt,1989 ein Asteroid.

Zu seinen Werken gehören außer seiner beliebten Kammermusik Bühnenwerke: u.a. „HerzogBlaubarts Burg“ und „Der holzgeschnitzte Prinz“, das Ballet „Der wunderbare Mandarin“, Orchesterwerke, Konzerte, Klavier-,Violinkonzerte und u.a. sein berühmtes Bratschenkonzert,  Klavierwerke u.a. „6 rumänische Volkstänze“ und „ 15 ungarische Bauerntänze“, Vokalwerke sowie geschätzte Schriften über das ungarische und rumänische Volkslied.