Expansionskurs: Automobilzulieferer baut Verwaltungsgebäude

Deutsches Unternehmen winkt mit 500 Arbeitsplätzen

Die Präsenz eines Konzerns wie HELLA könne als Visitenkarte für den Kreis Temesch stehen, sagte der Temescher Kreisratspräsident Titu Bojin (links im Bild) bei der Begrüßung mit Dr. Jürgen Behrend. Foto: Zoltán Pázmány

An die Grenze sei HELLA in Rumänien noch nicht gestoßen, dass das Unternehmen - mit seinen Kerngeschäften Lichtsysteme und Fahrzeugelektronik - sich Sorgen um Facharbeiter machen müsse, denn „unsere Fabriken sind attraktiv für fähige Mitarbeiter“, sagte Dr. Jürgen Behrend, Geschäftsführer der deutschen Hella KGaAHueck&Co mit Hauptsitz in Lippstadt, auf Nachfrage der BZ. Diesmal befand sich Behrend jedoch nicht in Westrumänien, um eine Produktionshalle zu eröffnen, sondern er führte im Beisein von Persönlichkeiten aus der Kommunalverwaltung des Kreises Temesch mit einem dynamischen und die Facetten der HELLA-Tätigkeit abdeckenden Grußwort zur Eröffnung des sogenannten HELLA Corporate Centers.

Dass die Übersetzung ins Rumänische, der auf Englisch gehaltenen Rede ausblieb, ist kaum auf ein Versehen zurückzuführen, sondern eher darauf, dass Behrend die Übersetzerin vor weiteren Peinlichkeiten – die sie sich zuvor geleistet hatte – schützen wollte. Ansonsten: Ein voller Festsaal, mit viel Applaus für eine neue Investition, die Prestige und Arbeitsplätze im Raum der westrumänischen Großstadt Temeswar sichert – wie es aus den Reihen der Behörden hieß. Prestige deshalb, weil HELLA unter Beweis stellt, dass zumindest im Umfeld einer Universitätsstadt längst nicht nur ausländische Unternehmen investieren, die auf Lohnarbeit ausgerichtet sind. „Wir sehen ein hohes Potenzial in Osteuropa“, begründete Jürgen Behrend die Expansion nach und in Rumänien.

Die Arbeitnehmer des Corporate Centers bei Temeswar werden konzernweit Bereiche wie Finanzen, Controlling, Ankauf und Vertrieb, IT- und Personalmanagement, Qualitätskontrolle und Logistik übernehmen. Erbaut wurde das sechste Corporate Center innerhalb der HELLA KG. Dazu kommt, dass in diesem Verwaltungsgebäude die Fäden der HELLA-Rumänienniederlassungen aus Arad, Craiova, Lugosch und Temeswar zusammenlaufen werden. Das vorhandene Grundstück - zwischen den bei Temeswar gelegenen Gemeinden Dumbrăviţa und Jahrmarkt/Giarmata - bietet mit seinen insgesamt 3,5 Hektar ausreichend Baugrund, um in Zukunft sowohl in Sachen Verwaltung, aber auch im Bereich der Forschung und Entwicklung weiter zu expandieren. HELLA ist seit 2006 mit Niederlassungen in Rumänien präsent und hat an ihren sechs Standorten 1400 Mitarbeiter. Im neuen Verwaltungsgebäude werden zunächst etwa 500 Arbeitnehmer einen Job finden, in einer künftigen Ausbaustufe sollen weitere etwa 100 hinzukommen. Bei Temeswar fände HELLA „gute Verkehrsanbindungen und qualifiziertes Personal“, sagte der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu, der erkennen ließ, dass er „bedauert, dass die Niederlassung nicht auf einem Grundstück von Temeswar liegt“.

HELLA ist ein Familienunternehmen, dessen Anfänge in das Jahr 1899 zurückgehen: Damals wurde dessen Vorgängerbetrieb „Westfälische Metallindustrie AG“ gegründet. Zu Beginn stellte das Unternehmen Laternen, Scheinwerfer, Autohupen und Accessoires für Fahrräder und Autos her. Heute hat HELLA 28.000 Arbeitnehmer an 70 Standorten in 30 Ländern.