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Karl-Franz Szélhegyi-Windberger stellte in seiner Geburtsstadt Reschitza aus

Homorvoll-belehrend führte der 89jährige Karl-Franz Szélhegyi-Windberger in seine zweite Eigenausstellung ein. Foto: Werner Kremm

Er wude 1923 am 14. Januar in der Reschitzaer Szíves-Gassn geboren, auch „Kiss-ti-Hand“-Gassn genannt, heute – „aba ich wert die Gassn nie so nennen!“ – die Furnalelor-Gasse in der Reschitzaer Altstadt. Der 89jährige Karl-Franz Szélhegyi-Windberger, lange Jahre, auch als Rentner (bis die zunehmenden Augenprobleme – „meini Glurn“ – ihm das Fotografieren unmöglich machten) in der Temeswarer deutschsprachigen Presse als Fotograf unter dem Namen Karl Windberger aktiv, zeigte am vergangenen Dienstag im Austellungs- und Begegnungsraum des Sozialzentrums „Frédéric Ozanam“ seine zweite Ausstellung.

Geistig frisch und launig wie immer ließ er sich erst von Erwin Josef }igla  vorstellen, der auch sein im reschitzarerischen Dialekt geschriebenes Erinnerungsbuch erwähnte, um dann in freier Rede („altreschitzarerisch“ und mit dem ihm spezifischen Humor, der ihn selber von keiner Ironie ausnahm) erst über jenes Reschitza zu sprechen, an das sich keiner mehr im Saal – außer ihm – aus Selbsterlebtem erinnern konnte und nach der Nostalgieepisode ging er auf die Fotos ein, die er in dieser Ausstellung auf 19 Schautafeln gruppiert hat.

Schon diese Anordnung, das Thematische suggerierend, aber nicht strikt einhaltend, untermauerte, was er betonen wollte: „Es geht mir um die Menschen – vor allem um die Kinder, die ich immer am liebsten fotografierte – und um das, was die Menschen in einem bestimmten Augenblick stumm aussagen, in jenem Augenblick, den ich mit dem Fotoapparat einzufangen versucht habe. Wenn die Botschaft, die ich spürte, wenn ich fotografierte, auch auf den Betrachter des Fotos wirkt, hab ich mein Ziel erreicht.“

Der „umgekehrte Weg“, der schwierigere, sei, sich Motive auszudenken, zu finden und fotografisch festzuhalten, die man aufgrund einer vorher gefassten Idee sucht. Beides will Karl-Franz Windberger-Szélhegyi in seiner Ausstellung dokumentieren.

Übrigens: „Das einzige Ungarische an mir ist, dass mein Großvater, ein Nachkomme eines aus Österreich eingewanderten Josef Windberger, 1898 als Lokführer im ungarischen Teil der Doppelmonarchie gezwungen wurde, seinen Namen zu magyarisieren, da er sonst seinen Posten verloren hätte – andrerseits aber war es in meiner Jugend Ehrensache, die drei Banater Hauptsprachen, deutsch, ungarisch, rumänisch, zu sprechen!“

Dabei hat die Ausstellung einen Doppel- oder gar Dreifachcharakter. Denn die Bilder werden erstens von reschitzarerisch und rumänisch („wenn ich den Banater rumänischen Dialekt kennen würde, hätt ich sie banatrumänisch geschrieben!“) gehaltenen Texten begleitet – nicht erklärt, eher vervollständigt!

Der Ausstellende gab für die Betrachter bei der Eröffnung folgende Anweisung (Karl Windberger fühlt sich immer verpflichtet, belehrend zu wirken): „Lesen Sie auch die Texte, wenigstens einige. Mein Rat: schaun`S sich zuerst mal das Bild an und lassen sie es auf sich wirken. Lesen sie dann den dazugehörigen Text. Und schauen Sie sich nachher nochmal das Bild an. So, als Bild-Text-Bild, hab ich diese ganze Ausstellung konzipiert, als Zusammenspiel von Bild und Wort und schließlich einprägsamem Eindruck.“

Seine erste Ausstellung, von der BZ angeregt, zu seinem 80. Geburtstag im Winter 2003, war da noch lapidarer und nahezu exklusiv bildorientiert. Außer dem Namen von Porträtierten war kein zusätzliches Wort zu lesen. Karl-Franz Szélhegyi-Windberger verließ sich ausschließlich auf die Botschaft der Fotos. Zudem: die Fotos waren als Einzelfotos zu sehen, nicht gruppiert, wie jetzt, und nicht auf recht gezielte (und durch die Bild-Text-Bild-Methode gelenkte) Botschaften aus.

Grundsätzlich könnte aus seinem Fotofundus und mit seinen reschitzaererischen Kommentaren dazu ein angenehm zu lesendes Buch gemacht werden. Dieser Mensch hat noch die Kraft, zu seinem 90.Geburtstag im Januar 2013 so etwas zusammenzubringen. Allerdings sollte man dann nicht erwarten, dass er, wie diesmal, die gesamte Ausstellung auf eigenem Drucker ausdruckt, wobei der Drucker zudem nicht die volle Bildschärfe garantierte. Der Aussteller versuchte zwar, aus der Unschärfe des Druckers künstlerische Effekte herauszuarbeiten, aber nicht das ist in diesem Fall Sinn und Zweck der Sache.

Der Mann verdient schon etwas mehr.