Geflüster

Marion Kräutner überrascht mit ihrem ersten Album „Murmur“

Zwischen Wolken ein sanftes Säuseln: Marion Kräutners erstes Album wurde von der Grafikerin Ana Kun gestaltet.

Im Haus der Künste gab Marion im Sommer ein Konzert zum ersten Album „Murmur“.

Vielleicht war es ein Wink des Schicksals oder auch nur purer Zufall, dass Marion Kräutners Erstling den gleichen Namen trägt, wie das erste komplette Album der Post Punk- und späteren Alternative Rock-Band R.E.M. Viel mehr als das Wort „Murmur“ verbindet die beiden Werke auch kaum und zudem liegen dreißig Jahre und musikalische Welten dazwischen. Somit kann man mir ruhigem Gewissen diesen Scheineklat als Zufall abstempeln und R.E.M. aus dem Gedächtnis streichen. Denn wer sofort an die Veteranen-Rockband verweisen möchte, tut niemandem damit einen Gefallen, schon gar nicht sich selbst. In erster Linie ist „Murmur“ ein Statement und ein Synonym. Marion Kräutner hätte genauso gut mit „Susur“ debütieren können, dann aber eben auf Kosten der persönlichen Aussage: Sie schreibt und singt zweisprachig. Darum suchte sie nach einem einmaligen Wort, das Brücken schlagen kann. So wurde also aus einem rumänischen „Susur“ ein englisch-rumänisches „Murmur“. Und der Rest ist Semantik und zweitrangig, weil erstmals ihre eigens komponierte Musik im Mittelpunkt stehen sollte, die als Sprache ja allgemein ist gemäß Hugo und die Kraft hat, den babylonischen Fluch aufzuheben.

Darum dürfte es niemanden wundern, dass sich ein Bekannter aus der Schweiz, in das Lied „Umbra Mea“ verliebt hat. Es sei sein absoluter Favorit, gestand er der Sängerin, obwohl er der rumänischen Sprache nicht mächtig ist. Sie selbst bleibt unentschlossen, was ihre Wahlsprache betrifft. Wenn sie an ihren rumänischen Liedtexten arbeitet, achtet Marion mehr auf die Feinheiten, auf Englisch ist sie dafür direkter.

Sollte sie die Karriere einer Rockband wie R.E.M. anstreben wollen, müsste sie allerdings auf Rumänisch verzichten. Oder man vertraut einfach auf die Musik hinter den Texten, was ja auch gehen kann und da verweist sie auf den Schweizer mit der Vorliebe für „Umbra Mea“.

Ihr musikalischer Werdegang ist lang: Mit sechs fing sie an, Klavier zu spielen. Mit 14 Jahren hatte sie davon genug. Zwei Jahre später kriegte sie dann eine Gitarre zu Weihnachten geschenkt und davon konnte sich Marion nicht mehr trennen. Aber auch das Klavierspielen vermisste sie. Grund weshalb sie nicht das eine Instrument für das andere aufgab, sondern sie ergänzte. Wäre es nach ihrer Mutter gegangen, hätte Marion Geige gelernt. Allerdings kriegte ihr Vater seinen Willen und überredete die Familie, dass das Klavier angemessener wäre. Netter Nebeneffekt: Der Papa lernte von und mit seiner Tochter ebenfalls Klavierspielen.

Auch ihr Debütalbum „Murmur“ hat lange gebraucht und war mehr oder weniger ungeplant. Acht Tracks haben es auf die Platte geschafft – eine Auswahl der zahlreichen Lieder, die sie über die Jahre geschrieben und komponiert hat. Das Album ist bei dem Temeswarer Musiklabel „Tape 6 Recording Studio“ erschienen. Produzent ist Sebastian Bayer.

Die Songs sind persönlich, das hört man nicht nur aus den Texten heraus, das merkt man auch während den Auftritten. Im Haus der Künste gab sie das erste Konzert zum Album. Ein großer Erfolg für die aus Lugosch gebürtige Sängerin. Am fünften September soll ein zweites folgen. Im Rahmen der Showcase-Veranstaltung „Made in TM“ wird sie neben anderen Musikgruppen und Musikern aus Temeswar auftreten. Mihai Pascu, Dani Biru, Victor Micl²u{ und Levi Molnar stehen ihr als Begleitband zur Seite.

Die Frage nach der Schublade, in die man heutzutage jeden Künstler irgendwie stecken muss, wurde auch Marion mehrmals gestellt. Sie kann und will sie nicht einordnen, weil verschiedene Richtungen einfließen. Ihre Musik ist Alternative. Man kann aber auch Jazz-Einflüsse heraushören.

„ Meine Lieder müssen in erster Linie mir gefallen“, so die Sängerin. „Und ich muss gefallen daran finden, sie zu spielen. Ich kann mit Glück behaupten, dass das bisher auf alle meine Lieder zutrifft.“

An ein zweites Album hat Marion noch nicht gedacht. Dafür fehlt ihr die Zeit. „Ich werde mich irgendwann entscheiden müssen, was ich weiter machen möchte“, sagt sie. „Obwohl meine Tage voll sind, finde ich immer eine halbe Stunde Zeit, um meine Musik zu machen. Ich spiele den meist meine Lieder oder Teile davon, weil viele sich noch im entstehen befinden.“

Es mangelt auf jeden Fall nicht an weiteren Songs, die vielleicht irgendwann das zweite Album bilden werden. Das alles liegt noch in den Sternen.

Und zwar genauso wie die Frage, ob sie sich irgendwann einer Band anschließen oder eine Band gründen möchte. „Es stellt eine große Genugtuung dar, wenn man sich mit anderen Musikern koordinieren kann“, so Marion. „Wenn schon fünf Leute zusammenkönnen und zusammen harmonieren können, das gibt mir ein Gefühl von Glück.“