Gemeinsam zu einer Gesellschaft für alle

Gesellschaft „Speranta“ ist auf ausländische Spenden angewiesen

Cornelia Cojanu leitet die Gesellschaft “Speranta” in Temeswar. Foto: die Verfasserin

"Damals war die Welt hier ganz anders...", beginnt Cornelia Cojanu zu erzählen. "Societatea Româna Speranta" nennt sich der Verein, der nun schon seit dem Jahr 1990 in Temeswar/Timisoara besteht und sich für Kinder mit geistigen Behinderungen und deren Familien einsetzt. „Diese Kinder wurden damals in der Familie versteckt oder in Heime abgeschoben”, antwortet Vereinspräsidentin Cornelia Cojanu auf die Frage, warum die Gründung dieses Vereins so wichtig war. „Es war ein Pilotprojekt”, sagt sie weiterhin, „das erste seiner Art.” Während am Anfang rund 40 Familien betreut wurden, ist die Zahl mittlerweile auf über 1000 gestiegen.

Tagesstätten, ein Ferienhaus und eine Wohngemeinschaft gehören zu den Leistungen der weder gewinnorientierten, noch regierungsgebundenen Organisation. Vor allem das Ferienhaus in den Südkarpaten, welches den Sponsoren Adi und Kim Holzer aus Dänemark zu verdanken ist, bietet den Kindern mit geistigen Behinderungen eine tolle Chance, um dem Alltag zu entfliehen und die Berge - oft zum ersten Mal - zu sehen.
„Wir kämpfen wirklich ums Überleben”, gibt Cornelia Cojanu zu, die hauptsächlich durch Spenden aus dem Ausland (vor allem Deutschland, Österreich, Dänemarkt und England) ihre Kosten decken kann. Wenn es um finanzielle Unterstützung vom Staat geht, wird der Aufwand dem Ergebnis nicht gerecht. „Der Staat in Rumänien hat immer kein Geld” und während der Staat die Dienstleistungen übernimmt, bleiben die sonstigen Rechnungen auf der Strecke, wie Strom und Wasser.

Diese beiden Grundbedürfnisse sind ebenfalls in vielen Dörfern ein Problem und bleiben vielen Familien verwehrt, die so in totaler Isolation leben. Auch dort gibt es viele Familien mit behinderten Kindern, denen eine kleine Hilfe durch Paten in Hamburg gewährleistet wird, um bei der Beschaffung von Schulmaterialien zu helfen. Doch in diesem Fall geht es ebenfalls um die Geschwister von behinderten Kindern. In den meisten Fällen wird die Aufmerksamkeit der Eltern von dem behinderten Kind eingenommen und so kommen die Geschwister oft zu kurz. Durch diese Patenschaften aus Hamburg soll mitgeholfen werden. Jedes Kind hat einen Steckbrief, mit dem es einen deutschen Paten sucht, welcher dann das Kind mit 10 Euro im Monat unterstützt. Dieses Projekt nennt sich „Schülerpatenschaften" und unterstützt die Eingliederung geistig behinderter Kinder und ihrer Geschwister in Schuleinheiten. Manche Paten schicken auch zum Geburtstag des Kindes oder zu Weihnachten ein Paket und bereiten somit den Kindern eine unvergessliche Freude. Dies alles dank der Zusammenarbeit mit der Hamburger Organisation TEMAH.

Doch die Gesellschaft “Speranta” will nicht nur das Leben der betroffenen Familien verbessern, sondern ebenfalls die Mentalität in der rumänischen Gesellschaft verändern. „Gemeinsam zu einer Gesellschaft für Alle” ist das Motto des Vereins, der das Ziel hat, eine neue und behindertenfreundlichere Sozialpolitik zu fördern und durchzusetzen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn Geld und Zeit sind immer knapp. „Ich habe kein Privatleben mehr”, sagt Cornelia Cojanu lächelnd. Was die Zukunft bringt, ist ungewiss, doch solange sich Menschen weiterhin für „Speran]a” engagieren, könnten diese Ziele bald Realität werden.