Gemeinsames Taubenfüttern im Stadtzentrum

Im Zeichen des stillen Protests: Anwesende trugen Armbänder mit „#rezist“

Kinderlieder und gute Laune: Die Kinder fütterten die Tauben und sangen Kinderlieder.
Foto: Die Verfasserin

Temeswar - Sie kamen trotz regnerischem Wetter vor der Oper zusammen: Etwa 20 Eltern brachten ihre Kinder am Samstag ins Zentrum von Temeswar, um gemeinsam die Tauben zu füttern. Der Flashmob, der unter dem Motto „Wir ernähren die Tauben, nicht die Korruption!“ ab 13 Uhr in der Innenstadt stattfand, war als stiller Protest gedacht.

„Ich möchte nicht, dass meine Kinder in einem korrupten Rumänien aufwachsen. Dass sie erleben, wie Jobs nicht jene Menschen bekommen, die wirklich gut in ihrem Bereich sind, sondern die, die Beziehungen haben“, sagte eine Mutter, die ihren Sohn zu dem Treffen mitgebracht hatte. „Wir wollen nicht auswandern. Wir fürchten aber, dass sich das Land jetzt in eine falsche Richtung bewegt“, fügte eine andere Mutter hinzu. Der Temeswarer Sportler [tefan Cojocnean brachte einen Sack mit Weizen- und Maiskörnern, die die Kinder an die Tauben verfütterten, mit. Den Eltern gab er weiße Armbänder mit der roten Aufschrift „#rezist“ (deutsch: ich halte durch). „Wir laden eure Eltern morgen Abend zum Protest am Opernplatz ein“, sagte er. Auch Marilena Mih²ilescu, die die „Balade von Liviu Dragnea“ komponiert hatte, kam zum Kindertreffen, an der Gitarre spielte sie diesmal jedoch ausschließlich Kinderlieder. Die beiden Maskottchen Mickey und Minnie Mouse sorgten für gute Unterhaltung bei den Kleinen.

Das gemeinsame Taubenfüttern im Zentrum von Temeswar war als Reaktion auf die Versuche der Sozialdemokraten (PSD), jene Familien, die ihre Kinder zum Protest mitgebracht hatten, einzuschüchtern, nachdem Staatspräsident Klaus Johannis die Eltern, die mit dem Nachwuchs zu den Demos gekommen waren, beglückwünscht hatte. Das Landesamt für Kinderschutz sorgte diesbezüglich für Klartext: Laut Gesetz darf das Image von Kindern tatsächlich nicht benutzt werden, um politische Entscheidungen zu beeinflussen. Beim Kinderschutzamt in Bukarest wurden diesbezüglich mehrere Beschwerden eingereicht, doch in Temeswar war dies bisher nicht der Fall gewesen.