Gemeinschaft für die Gemeinschaft im 30. Bestehensjahr

Rechenschaftsbericht des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza”, vorgelegt von Erwin Josef Țigla

Gruppenfoto mit allen Teilnehmern an der Abschlussveranstaltung des Arbeitsjahrs 2016-17. Rechts der Berichterstatter E.J.Tigla
Foto: Charlotte Raca

Zurückblickend auf 30 Jahre Tätigkeit des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ können wir zufrieden sein. Wir sind stets in unserem Werden aufrecht weitergegangen. Insgesamt haben wir im 30. Arbeitsjahr 320 Veranstaltungen organisiert oder mitorganisiert, die höchste Zahl seit der Gründung. Seit November 1987 waren es insgesamt 4.351 Veranstaltungen.

1. Vorträge, Videonachmittage, Volkstum und Identität

Zwei Standbeine hat die Reschitzaer deutsche Gemeinschaft: das Jugend-, Dokumentations- und Kulturzentrum „Alexander Tietz“ und den Forumssitz in der Oituz-Straße Nr. 6. An diesen beiden Stätten wurden auch die meisten Veranstaltungen organisiert. Hinzu kommt das „Frédéric Ozanam“-Sozialzentrum der Vinzenzgemeinschaft Reschitza. Die Veranstaltungen haben zum Erhalt unserer sprachlichen und kulturellen Identität beigetragen. Sie sind Brücken zur multiethnischen und multikonfessionellen Gesellschaft im Banater Bergland. Hier fanden im 30. Arbeitsjahr u.a. Videonachmittage statt, Faschings-, Ostern- und Adventsveranstaltungen, Begegnungen der Mitglieder und des Frauenkränzchens, auch mit Gästen aus dem In- und Ausland.

„Reschitzaer Deutscher Herbst“, 14. Auflage, „Reschitzaer Deutscher Frühling“, Veranstaltungen am Europatag und am Muttertag, Kulturprogramme im Kulturpalais im Stadtzentrum, wo alle deutschen Kulturgruppen aus Reschitza und auch eine Delegation der Landler aus Neppendorf bei Hermannstadt dabei waren. Veranstaltungen zum Tag der deutschen Sprache, zum Europäischen Tag der Sprachen, zum Bundesdeutschen Vorlesetag, zum nationalen Tag der Minderheiten in Rumänien, zum Tag der Rumänischen Kultur, zum Internationalen Tag des gemeinsamen Lesens, zum Internationalen Tag der Muttersprache, zum Welttag der Poesie und zum Welttag der kulturellen Vielfalt wurden organisiert. Frauen- und Muttertags-Feiern im März und Mai 2017, zum internationalen Kindertag schafften Möglichkeiten, Gemeinschaftssinn bei Jung und Alt zu fördern.

500 Jahre Reformation wurde in Reschitza bereits am 6. November 2016 gestartet. Weitere Veranstaltungn folgen bis Ende 2017. Den 300. Geburtstag von Maria Theresia würdigten Gäste erstes Ranges. Monatliche Begegnungen mit Dipl.-Ing. Dan Perianu finden zur Industrie- und Ortsgeschichte von Reschitza statt. Zehn Begegnungen 2016-17. Im Beisein des bundesdeutschen Botschafters in Bukarest, Cord Meier-Klodt, wurden 60 Jahre seit der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gefeiert.

Vorgetragen haben u.a. Erich Wörister, Udo Peter Puschnig (beide Österreich), Ágnes Szauer (Ungarn), Dr. Franz Metz, Peter Kneipp (beide Deutschland), Ovidiu Victor Ganț, Damian Vulpe und Claudiu Sergiu Călin.

Das „Reschitzaer Deutsches Trachtenfest“, 22. Auflage, wurde organisiert. 286 Trachtenträger aus fünf Ländern kamen: Österreich, Slowenien, Ukraine, Ungarn und Rumänien. „Wolfsberg im September“ fand statt, die Vorbereitung zur Kulturdekade. Die Kleinen und Großen der deutschen „Enzian“-Volkstanzgruppe haben echten Volkstanz weitergetragen. Eine Leistung war die Gründung der Erwachsenenvolkstanzgruppe. Auch sie wird von der Familie Marianne und Nelu Florea geleitet.

2. Kulturdekade, Literatur, Veröffentlichungen

Die 26. Auflage der „Deutschen Kulturdekade im Banater Bergland“ wurde in 10 Ortschaften organisiert. In zehn Tagen gab es 63 Veranstaltungen, auch den 23. Heimattag der Banater Berglanddeutschen mit Heimatmesse, zelebriert von Dr. Wilhelm Krautwaschl, Bischof der Diözese Graz - Seckau, das „22. Reschitzaer Deutsche Trachtenfest“, 25 Jahre Zusammenarbeit zwischen dem Kultur- und Erwachsenenbildungsverein und der Europäischen Föderalistischen Bewegung in der Steiermark, das 14. Musik- und Chortreffen der Banater Berglanddeutschen, das 12. Steierdorfer Blasmusikfestival und das 12. Herbstfest des Jugendforums Bokschan.

Die „Deutschen Literaturtage in Reschitza“, 27. Auflage, vereinten Interessenten und Gäste aus Rumänien, Deutschland, Österreich und Slowenien. In diesem Rahmen wurde die Reschitzaer Ehrenbürgerschaft post mortem an Msgr. Josef Gerstenengst und die Ehrenbürgerschaft an Dr. Volker Wollmann durch Bürgermeister Ioan Popa verliehen. Im Alten Theater „Mihai Eminescu“, Orawitza, kam „Das neue Stück”, von und mit Carmen Elisabeth Puchianu und Robert Gabriel Elekes, alias „Duo Bastet“ zur Aufführung.

Im 30. Arbeitsjahr erinnerte man sich des 200. Geburtstags von Friedrich Bach, an den 105. Geburtstag von Anton Breitenhofer und an Julius Meier-Graefes 150. Geburtstag.

Zur selben Zeit erschienen sieben Bücher. Ton- und Bildträger. Die Monatsschrift „Echo der Vortragsreihe“ erschien bisher 331 Mal, mit 97 Sonderbeilagen. „Info“, das Informationsblatt des Rechitzarer Kulturvereins kam im Dezember 2016 und im April 2017 heraus. Insgesamt bis jetzt 15 mal.

Unsere Webseite ist seit 2006 abrufbar. Sie ist gut besucht, auch die Facebook-Seite, die Dr. Ing. Christian Paul Chioncel betreut. Die Sendung in deutscher Sprache von Radio Reschitza wird jeden Donnerstag ausgestrahlt und von Gerhard Chwoika betreut.

  1. 3.                 Musikund Ausstellungen

Der „Franz Stürmer“-Chor (Leitung: Elena Cozâltea), das „Banater Bergland“-Musikensemble, sowie die „Intermezzo“-Musikgruppe (um Lucian Duca) und das „Duo Gassenheimer“, sowie Vincenzo Cerra sind Schwerpunkte musikalischer Tätigkeit.

Erstmals wurde ein musikalischer Sommer-Nachmittag im Freien organisiert. Zweimal gastierte die Musikschule „Filaret Barbu“ aus Lugosch bei uns. Mehrere Veranstaltungen des „Harmonia Sacra“-Kirchenchors der „Maria Schnee“-Pfarre (Dirigent: Georg Colţa) gab es. Gedacht haben wir dreier musikalischer Persönlichkeiten Reschitzas: Peter Rohr, Ladislaus Hunyadi und Emil Kummergruber.

86              Ausstellungen haben wir im In- und Ausland organisiert oder mit-organisiert, Kunstausstellungen, Fotoausstellungen, Dokumentations-Ausstellungen, Philatelistische Ausstellungen. Im Ausstellungsmonat Juni gab es 13 Ausstellungen: Kunst, Fotografie, Philatelie. Die Exponate der 13. Auflage des internationalen Zeichenwettbewerbs „Kinder malen ihre Heimat“  kamen als Wanderausstellung in fünf Ortschaften.

  1. 4.                 Kindergarten, Schule, Kinder- und Jugendarbeit

Wir pflegten Beziehungen mit Vorschul- und Schuleinheiten, wo Deutsch-als-Muttersprache unterrichtet wird, auch mit Schulen, wo man Deutsch-als-Fremdsprache unterrichtet. Kindergärten und Schulen waren Teil unserer Tätigkeit, in der Kulturdekade 2016, zum Kindertag oder in der Projektwoche „Mehr zu wissen, um besser zu sein“.

„Stunde der Märchen“ mit Elvira Teresia Szlovig lief weiter. Sie bringt Alexander-Tietz-Märchen den Kindern näher. Der „Rolf Bossert“-Schülertheatergruppe fehlt weiterhin ein schulischer Leiter. Zum Martinsfest und zu Advent, zur Faschingszeit und zum Osterfest, am Frauen- und Muttertag, am Kindertag haben wir zusammengearbeitet.

Wir feierten mit dem „Diaconovici - Tietz“-Nationalkolleg Reschitza den Tag der Schule. Erwähnenswert die Schreibwerkstatt und der Aufsatzwettbewerb, „Alexander Tietz“, im Januar 2017 (zum 6. Mal). „Nitzkydorf stellt sich vor“, durch Rumänisch-Lehrer Tiberiu Buhnă-Dariciuc und „SPIELEND lernen“ des „Deutschen SPIELEmuseums“ der Stadt Chemnitz seien erwähnt.

Die Lehrerinnen Yvonne Christa Demenyi, Loredana Kilvanya, Daniela Schmiedt, Gabriela Borcean, Ramona Berar, Constanţa Bugariu sowie Sonia Maria Chwoika, Alexandra Damşea und Dolores Weisz verdienen Lob für gute Zusammenarbeit.

Die deutsche „Enzian“-Volkstanzgruppe bildet den Kern unserer Jugendarbeit.

  1. 5.   Kirche, Russlanddeportierte

Wir pflegen gute Beziehungen zur römisch-katholischen und zur evangelisch-lutherischen Kirche, auch zu orthodoxen und protestantischen Kirchen, im Sinne der Ökumene.

„Beten in der Sprache des Herzens“ war das Motto der 23. Heimatmesse (Dr. Wilhelm Krautwaschl, Bischof von Graz). Heilige Messen wurden auf unsere Anregung oder mit unserer Unterstützung/Teilnahme organisiert: zum Martinsfest, zur 29. Gründungsfeier unseres Vereins, zur Feier der heiligen Elisabeth, eine Adventsmesse, anlässlich des Russlanddeportations-Gedenkens, in Erinnerung an Msgr. Josef Gerstenengst und an Msgr. Paul Lackner. An Wallfahrten nach Deutsch-Tschiklowa („Maria Fels“) und Radna („Maria, Mutter der Gnade“) haben wir teilgenommen, auch am Fronleichnamsfest.

Das 284. Kirchweihfest in Orawitza, das 275. in Dognatschka, das 265. in Deutsch-Saska, das 156. in Franzdorf, das 153. in Russberg, das 145. in Wolfsberg, das 137. in Bresondorf, das 87. in Sigismund-Steierdorf, in der Reschitzaer „Maria Schnee“-Kirche und das 240. in Deutsch-Tschiklowa wurden gefeiert.

Das Projekt „Allerseelen 2003“ fand (nach 2005, 2006, 2008, 2011, 2013, 2014, 2015) auch im Herbst 2016 seine Fortsetzung auf den deutschen Friedhöfen in Bokschan, Deutsch-Saska, Dognatschka, Ferdinandsberg, Steierdorf und in Reschitza.

  1. 6.     „Alexander Tietz”-Preis, Ehrenmitglieder, Kulturaustausch, Zusammenarbeit

Der „Alexander Tietz”-Preis wird im Herbst an Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer aus Graz überreicht. Ehrenmitgliedschaftsurkunden verliehen wir an Ignaz Bernhard Fischer, an Pfr. Petru Berbentia, an Botschafter Werner Hans Lauk, an Dagmar Dusil und an Dr. Simion Dănilă. Die Tätigkeit des Frauenkränzchens in Reschitza bleibt ein Anhaltspunkt. Deshalb Dank für die Ausdauer, sich zu treffen.

Mit der deutschen Minderheit in Rumänien und in Mittel- und Osteuropa pflegen wir Kulturaustausche und freundschaftliche Beziehungen. In Temeswar, Nadrag und Hatzfeld, in Petroschen, mit Bukarest, Bacău und Piatra Neamţ, in Suczawa und Kimpolong, zu den deutschen Minderheiten in Slowenien und in der Ukraine.

Unsere Tätigkeit erfreut sich standhafter Unterstützer im In- und Ausland. Ihnen sei im Namen aller Banater Berglanddeutschen für die Unterstützung im 30. Arbeitsjahr gedankt.

Am 19. November 2017 feiern wir 30 Jahre seit der Gründung des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“. (Bearbeitung: Werner Kremm)