„Grundsätzlich schlummert in jedem von uns ein Künstler“

Gespräch mit dem Unternehmer und Fotograf Stephan K. Rambacher

Stephan K. Rambacher leitet seit mehr als zehn Jahren den Betrieb Werzalit Lemn Tech in Lugosch. In seiner Freizeit widmet er sich der Fotografie. Foto: Zoltán Pázmány

Der Geschäftsführer des Holzverarbeitungsbetriebs Werzalit Lemn Tech aus Lugosch/Lugoj, Stephan K. Rambacher, überraschte vor Kurzem seine Freunde, als er mit Unterstützung des Deutschen Kulturzentrums Temeswar/Timişoara seine erste Fotografieaustellung eröffnete. Die Ausstellung, die bis vor Kurzem in der Calpe Gallery zu sehen war, umfasste 50 Fotografien, die Stephan K. Rambacher im Laufe der Jahre geschossen hatte (wir berichteten). Raluca Nelepcu war bei der Vernissage dabei und unterhielt sich mit dem deutschen Unternehmer über seine Liebe zur Fotografie.

Wir kannten Sie bisher nur als Unternehmer und durften Sie heute auch als Fotograf kennenlernen. Wann haben Sie denn die Fotografie für sich selbst entdeckt?

Das liegt ganz weit zurück. Die ersten Bilder, die ich hier ausstelle, habe ich vor über 40 Jahren geschossen, damals in Schwarz und Weiß. Seither faszinieren mich die Möglichkeiten, mit der Schwarz-Weiß-Fotografie die Dinge so zu reduzieren, dass sie einen neuen, ganz klaren und sehr prägnanten Ausdruck haben.

Ihre Ausstellung trägt den Titel „Ein halbes Leben – Eindrücke in Schwarz und Weiß“. Wie ist denn diese Ausstellung überhaupt zustande gekommen?

Wie so oft im Leben spielen da Zufälle eine Rolle. Wenn man 50 Jahre alt wird, da sagt man so langläufig, man hat jetzt die zweite Lebenshälfte erreicht, das halbe Leben liegt jetzt noch vor oder hinter einem. Das sind eigentlich allgemeine Phrasen. Ich habe den Begriff aber aufgenommen und habe mir überlegt, ein halbes Leben als eine fotografische Zwischenbilanz in Schwarz und Weiß zu erstellen. Mit der 50 kommt dann auch die Zahl 5 Themen zu je 10 Bildern. Was eine neue Herausforderung ist, nicht so sehr, was die Themen betrifft, sondern, nur zehn Bilder zu wählen, das macht die Sache sehr schwierig. Die fünf Themen, die mich ein Leben lang begleitet haben und die in der Ausstellung auftauchen, sind: Wege, Zeichen, Türen, Zeit und Augenblicke.

Warum gerade Schwarz-Weiß- und keine Farbfotografie?

Das war auch wieder Zufall. Schwarz-weiß waren die Bilder, die man selbst entwickeln konnte. Ich habe den Film gekauft, ich habe die Negativfilme selbst entwickelt und dann aus den Negativen Vergrößerungen in der Dunkelkammer gemacht. Und das über einen relativ langen Zeitraum. Je mehr ich mich mit diesem Thema befasst habe, umso mehr ist dann auch die Liebe zu dieser Form der Darstellung gewachsen.

Womit fotografieren Sie heute?

Ich fotografiere nach wie vor noch mit Negativfilm zu bestimmten Anlässen. Das ist also, wenn ich mich sehr ausgeglichen fühle. Ich muss da in einer gewissen Stimmung, in einem Equilibrium sein, dann fotografiere ich mit einem herkömmlichen Negativfilm, mit einer Leica-Kamera. Alllerdings muss ich zugeben, dass ich auch mit einer Digitalkamera fotografiere und eben im Schwarz-Weiß-Modus sehr viel aufnehme.

Was fotografieren Sie am liebsten?

Die Form der Fotografie, die ich gewählt habe, ist eigentlich eine klassische Form der Fotografie. Man kann sie weitläufig als Leica-Fotografie bezeichnen. Das sind Aufnahmen, die bei auf gut Deutsch „available light“, also ohne Blitz, mit vorhandenem Licht, aus der Hand, ohne weitere Hilfsmittel gemacht werden und Stimmungen wiedergeben. Da interessieren mich Themen wie Vergänglichkeit, Strukturen und Menschen. Ich war ganz überrascht, als ich zu dem Thema „Augenblicke“ - das letzte Thema, das ich gewählt habe - einen relativ großen Fundus an Bildern vorfand, auf denen Menschen in den verschiedensten Situationen und Stimmungslagen abgebildet sind und die auch in der Ausstellung gut ankommen.

Heutzutage nennen sich alle, die irgendein Gerät besitzen, mit dem sie Fotos schießen können, Fotografen. Was meinen Sie dazu?

Grundsätzlich schlummert in jedem von uns ein Künstler. Ich würde jetzt hier nicht despektierlich über andere Leute reden, die vielleicht im Schnappschuss- oder im Schnellverfahren fotografieren. Da gibt es viele Zugänge zur Fotografie. Was mich an der Fotografie fasziniert, ist, dass sie nicht nur den künstlerischen Aspekt umfasst, sondern auch einen technischen, optischen, chemischen und elektronischen Aspekt. Die Fotografie ist ein sehr komplexes Hobby. Ich sammle, zum Beispiel, alte Kameras. Das ist auch ein Aspekt der Fotografie. Wie jeder den Zugang zur Fotografie findet, bleibt ihm überlassen und solange er Spaß damit hat, ist es eine tolle Sache.

Wann haben Sie denn überhaupt noch Zeit, zu fotografieren?

Zeit ist ein Thema meiner Ausstellung, weil wir in der Theorie alle Zeit haben, es ist nur eine Frage der Prioritäten. Ich glaube, dass man sich als Unternehmer Refugien schaffen muss, wo man etwas anderes tut. Es ist ganz wichtig, Zeit zu finden für Dinge, die ganz anders sind, als das, womit man sich täglich beschäftigt. Natürlich hätte ich gerne mehr Zeit, aber ich bin glücklich und zufrieden, wie ich es derzeit einrichten kann.