Heimattage der Banater Schwaben: Diesmal mussten alle fern bleiben

Digitale Schadensbegrenzung für Jubiläumveranstaltung in der Pandemie

Am Einwandererdenkmal beim Heimattag 2018 in Ulm. Peter Dietmar Leber (links) und der Ulmer Bürgermeister Gunter Czisch. Archivfoto: der Verfasser

Es war eine klein wenig Ersatz für ein ausgefallenes Fest, was am vergangenen Sonntag die Landsmannschaft der Banater Schwaben und die Deutsche Banater Jugend in Deutschland über das Internet bot, um, wie der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Peter Leber, es formulierte, wenigstens ein Zeichen zu setzen und „um in Zukunft wieder dabei zu sein“. Die Heimattage der Banater Schwaben, zu Pfingsten in Ulm vorgesehen, mussten wegen der Covid-Krise abgesagt werden. So blieb den mehreren Tausend Banater Schwaben, die sonst aus vielen Ländern und von gleich mehreren Kontinenten zu diesem Großereignis in die Donauhalle reisen, die Möglichkeit verwehrt, dabei zu sein. Und gerade zum 70. Jahrestag seit der Gründung der Landsmannschaft der Banater Schwaben musste das geplante Großereignis abgesagt und durch eine digitale Variante ersetzt werden.

Durch das Online-Angebot mit einfachem Zugang konnten die Interessenten weltweit jedoch zusehen. Temeswarer weckten ihre Verwandtschaft in den USA auf, andere, die noch nie dabei waren, saßen wehmütig vor den Monitoren und sahen Tänze, die sie aus ihrer Jugend kannten. Ja, die Ereignisse der Vergangenheit hatte sie aus dem Alltagsgeschehen herausgerissen. Hüben wie drüben wussten alle – so wie es mal war wird es nie mehr sein, ganz einerlei, ob die einen die Genugtuung wirtschaftlichen Wohlstandes erreicht haben, oder die anderen sich daran erfreuen, dass sie das Abschied nehmen von daheim nicht mitgemacht hatten und im Banat geblieben sind. Deshalb sind diese Treffen, im Turnus alle zwei Jahre in Ulm bzw. in Temeswar, nicht nur Kulturträger, sondern ein wiederholter Blick zurück in die Geschichte, verfrachtet in moderne Zeiten und in neues Umfeld, ein  Bild, dass diesmal über die Monitore in die Wohnzimmer kam.

Grußbotschaften aus Rumänien und Deutschland, Archivaufnahmen mit Musik und Tanz bei zurückliegenden Heimattagen aufgenommen, vervollständigten ein Programm, das, wie Eingangs betont, ein kleiner Ersatz ist, für ein Fest, das jedes Jahr Brücken baut, ganz einerlei, ob diese von Ulm oder von Temeswar aus ihre Bogen schlagen.     

 

Grußwort des DFDB-Vorsitzender Dr. Johann Fernbach zu den Heimattagen 2020 in Ulm:

Lieber Herr Bundesvorsitzender Peter Leber,

Liebe Landsleute,

 

Der Heimattag der Banater Schwaben in Ulm und der Heimattag in Temeswar sind die großen Feste unserer Gemeinschaft, die wir jedes Jahr, abwechselnd in Deutschland und in Rumänien feiern. Freunde, alte Bekannte, Nachbarn treffen - davon lebt der Heimattag. Der Heimattag lässt uns alle eine große Familie sein. Diese Nähe brauchen wir, die Freude des Wiedersehens, des Erzählens, des Erinnerns, des Nachdenkens über Vergangenheit und Zukunft. 

 

In diesem Jahr ist all das nicht möglich, und das ist für uns alle sehr schmerzhaft, denn für die Landsmannschaft der Banater Schwaben ist es auch das 70. Jubiläum der Gründung. Es ist ein so wichtiger Anlass, ein Zeichen der Einheit zu setzen und diese gemeinsam zu feiern. Ulm ist dazu der ideale Ort, denn diese Stadt steht symbolisch für den Ursprung der Reise der Banater Schwaben vor 300 Jahren in eine neue Welt und eine neue Zeit. Ulm bleibt der Ort unserer Sehnsucht, wo wir immer gerne zusammenkommen.  Die Pandemie ist für uns, unsere Familien und für die große Familie der Banater Schwaben/Deutschen ein tiefer Einschnitt. In unserer Geschichte hat es aber immer wieder tiefe Einschnitte gegeben. Die Banater Schwaben haben die Herausforderungen gemeistert. Wir werden auch diese Zeit überstehen.

 

Ich freue mich, dass wir dennoch die Möglichkeit haben, uns im virtuellen Raum zu treffen und so aus der Distanz nahe zu sein. Ich grüße Sie alle sehr herzlich aus Temeswar, aus der Heimat, dem Ort unserer Erinnerungen, dem Ursprung unserer Gemeinschaft. Ich hoffe sehr sie im nächsten Jahr beim Heimattag in Temeswar begrüßen zu können, als Europäische Kulturhauptstadt und Hauptstadt unserer Gemeinschaft. Ich wünsche Ihnen allen und Ihren Familien beste Gesundheit, Gottes Segen und viel Kraft in dieser schwierigen Zeit!