Highway zur Hölle

Schulbeginn an der Nikolaus-Lenau-Schule mit Baustelle

Déjà-vu für Schüler und Eltern: Das neue Schuljahr am Nikolaus-Lenau-Lyzeum beginnt erneut auf einer Baustelle. Das historische Gebäude in der Gheorghe-Lazar-Straße Nr. 2 wird seit fast zwei Jahren saniert.

Der Schulbeginn für die neunten Klassen wurde mit einer Festlichkeit im Festsaal des Nikolaus-Lenau-Lyzeums gefeiert. Anwesend waren die Schulleiterin Helene Wolf (links) sowie der Dekan der Hochschule für Elektronik und Telekommunikation Ivan Bogdanov und die neue Leiterin der Deutschen Spezialabteilung. Fotos: Zoltán Pázmány

Das neue Schuljahr am Nikolaus-Lenau-Lyzeum beginnt genau wie das Vorherige: mit einer großen Baustelle. Laut der Schulleiterin Helene Wolf steht ein schweres Jahr bevor. Der Grund ist der Verzug der Sanierungsarbeiten am alten Schulgebäude in der Gheorghe-Lazar-Straße Nr. 2. Vor genau zwölf Monaten stand noch Bürgermeister Nicolae Robu der Schulleiterin zur Seite und versuchte die Verzögerungen zu entschuldigen. Schon damals waren die Arbeiten in Verzug. Diesmal kam Robu gar nicht, obwohl er es angekündigt hatte. Schuld dürfte der infernalische Stau in der Innenstadt gewesen sein, der den zahlreichen Baustellen verschuldet ist.

Den Bürgermeister wirklich vermisst, haben nur die Journalisten, die bis kurz vor halb elf ausharrten, in der Hoffnung Robu würde noch auftauchen. Denn er ist inzwischen für sein Zuspätkommen berühmt berüchtigt. 

Die Schüler waren von der Abwesenheit des Bürgermeisters kaum betroffen. Ihnen heizte die Teenie-Musikgruppe „All Friends Band“ so richtig ein: Gespielt wurden Bob Dylans „Knockin’ on Heaven’s Door“ und AC/DCs „Highway to Hell“. Ihre Musik brachte den alten Festsaal der Schule zum beben und stimmte den einen oder anderen Schüler nachdenklich. Schließlich meinte auch Helene Wolf, dass jeder es mit sich selbst vereinbaren muss, ob der Schulanfang nun etwas himmlisches oder höllisches ist.

Auch Ivan Bogdanov, der Leiter des Fachbereichs Elektronik und Telekommunikation an der Polytechnik, nahm an der Eröffnungsfeier der Neuntklässler teil. Bogdanov, der selber einen Sohn an der Nikolau-Lenau-Schule hat, konnte es sich nicht verkneifen, diese Tatsache in den Raum zu werfen. Er fuhr dann damit fort, sowohl die Polytechnik als auch die Nikolaus-Lenau-Schule hoch zu schätzen. 

Schließlich sei die Technische Universität „Politehnica Timi{oara“ das Aushängeschild der Stadt. Kaum jemand der Temeswar/Timi{oara kennt, würde nicht auch die „Poli“ kennen. Den Ruf würde sie auch ihren Absolventen verdanken. Viele hätten internationale Karrieren eingeschlagen. Bogdanov nannte als konkreten Beispiel den Institutsleiter Alin Olimpiu Albu-Schäffer. Er ist am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt für den Bereich Robotik und Mechatronik zuständig.

Albu-Schäffer ist auch Absolvent der Nikolaus-Lenau-Schule. Das trifft auch auf die anderen Kinder Bogdanovs zu. Darum sei es nur eine logische Abfolge, nach dem Abitur an die Polytechnik zu gehen. Der Dekan zeigte sich auch vom Auftritt der „All Friends Band“ begeistert und versprach den Mitgliedern, nach dem musikalischen Vortrag, Karten für das „Progressive TM“- Konzert, das Anfang Oktober in der Banater Philharmonie stattfinden wird. Bogdanov lud gleichzeitig auch die anderen Schüler zum Konzert ein. Die Band sei nach Phoenix das Beste, was die Temeswarer Rockszene vor der Wende hervorbrachte und der Frontmann Ilie Stepan ein Lokalheld.

Nur drei neunte Klassen starten ab diesem Herbst an der Nikolaus-Lenau-Schule. Erstmals in Jahren gibt es keine Philologische Fachrichtung. Neben einer Klasse mit Spezialisierung auf Naturwissenschaften gibt es zwei deutsche Spezialklassen (Fachrichtungen Mathematik-Informatik und Sozialwissenschaften). Es haben sich insgesamt 86 Schüler eingeschrieben. Am „Colegiul Na]ional B²n²]ean“, wo es eine weitere deutschsprachige Mathe-Info-Klasse gibt, haben sich für dieses Schuljahr 11 Schüler eingeschrieben. In Lugosch/Lugoj am „Colegiul National C.Brediceanu“ haben sich für die Sonderklasse mit Unterricht in deutscher Sprache (Fachbereich Naturwissenschaften) 12 Personen angemeldet. Das Nikolaus-Lenau-Lyzeum besuchen gegenwärtig 296 Schüler.

Diese werden in den nächsten zehn Monaten zum Teil in einem Gebäude lernen, das momentan keine Fenster auf den Fluren hat und wo konstant gearbeitet wird. Schuld trägt das Bürgermeisteramt, weil es kein neues Bauunternehmen gefunden hat, nachdem das Ursprüngliche in Insolvenz ging.