Hornvipern tauchen in Städten auf

Wild Karasch-Severin wiederholt Ratschläge zum Verhalten beim Treffen auf Giftschlangen

Reschitza/Herkulesbad - Dass man in Herkulesbad auf die Gemeine Viper (Vipera berus) oder auf die Banater Hornviper (Ammodytes ammodytes) treffen kann, wenn man durch die umliegenden Kalksteingebirge wandert, gehört zum Allgemeinwissen eines Ausflüglers. Dass aber Vipern auch in der Stadt auftauchen, war bisher eher etwas Seltenes. Doch die seit Anfang Mai anhaltende Regenzeit scheint die Vipern auf Wanderschaft und die Suche nach trockeneren Plätzchen gezwungen zu haben – in die Ortschaften, meinen die Freiwilligen der Tierschutzorganisation Wild, Filiale Karasch-Severin.
Infolge der Tatsache, dass das Banater Bergland das ausgedehnteste Karstgebiet Rumäniens umfasst, dass hier ein dem Submediterranen ähnliches Klima herrscht und dass der Klimawandel zu zunehmenden Erwärmungen führt, haben die Vipern im südlichen Banater Bergland ideale Lebensbedingungen: „Anzutreffen sind sie im Donaudurchbruch beim Eisernen Tor und bis auf die Bergeshöhen, die im Banater Bergland nicht allzu hoch sind“, heisst es bei Wild Karasch-Severin. „Und zunehmend sind sie in Städten anzutreffen. Wir haben dafür Signale aus Herkulesbad, Orawitza und Reschitza. Stärkere Vipernpopulationen, sowohl der Banater Hornviper als auch der Gemeinen Viper, gibt es im Donaudurchbruch, in der Karasch-Klamm flussauf- und abwärts der Kroatengemeinde Kraschowa/Carașova, in der Gârliște-Klamm, in den Tälern der Cerna ober- und unterhalb von Herkulesbad bis Topletz und des Bei-Bachs südlich Orawitza, im Raum um die Gemeinde Ciudanovița.“
Laut Wild Karasch-Severin sind die jungen Exemplare die gefährlichsten, weil sehr aggressiv und voller Hämotoxine. „Bezüglich der Gefährlichkeit der Gifte hat die Hornviper gegenüber der Gemeinen Viper einen `Vorsprung`, obwohl die Konzentration ihrer Gifte geringer ist: die flößt beim Zubeißen größere Mengen Gift in die Wunde. Die Gemeine Viper, im Gegenteil, hat hochkonzentrierte Gifte in ihren beiden Hohlzähnen, flößt dafür aber weniger ein. Ausgewachsene Vipern kann man als `ausgeglichen` bezeichnen, denn sie vermeiden in der Regel den Zubiss, weil sie wohl intuitiv wissen/fühlen, dass ein Biss gegen größere Lebewesen ihr nachmaliges Töten bedeuten kann.“
Grundsätzlich dürfe und sollte man aber davon ausgehen, dass Vipern, ganz allgemein, nach Möglichkeit den Kontakt mit größeren Lebewesen vermeiden und dass sie nur in Extremsituationen – zur Verteidigung – angreifen und zubeißen. Eine entsprechende Kleidung für Wanderungen – solides Schuhwerk, lange Hosen, feste Socken, ein Wanderstab - seien in Gegenden mit Vipernpräsenz Teil einer elementaren Vorbeugung. Unbedingt empfehlenswert ist auch, jemand vor dem Start über die beabsichtigte Wandertrasse zu informieren. Antiviperin-Spritzen sollen grundsätzlich nur von Ärzten oder zumindest unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden.
Die schlechte Nachricht: im gesamten Banater Bergland gibt es zur Stunde in den Krankenhäusern eine einzige Dosis Gegengift, die im Notfallkrankenhaus von Reschitza aufbewahrt wird. Die vorletzte Dosis ist vergangene Woche einem Mann verabreicht worden, der mit Schlangenbiss ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Auch die anderen Krankenhäuser des Banater Berglands haben noch Gegenserum für Vipernbisse auf Vorrat (Karansebesch neun Phiolen, Neumoldowa zwei). Nur sind diese abgelaufen… Hingegen gibt es beim Rettungsdienst der Feuerwehr, SMURD, ausreichend gültiges Gegenserum.