„Ich bin beeindruckt von dem großen Einsatz und der Vielfalt der Projekte.“

Interview mit Dr. Peer Gebauer, dem deutschen Botschafter in Bukarest

Der neue deutsche Botschafter Dr. Peer Gebauer wurde beim Besuch im AMG Haus durch den DFDB-Vorsitzenden Dr. Johann Fernbach (Foto: rechts) empfangen. Foto: Zoltán Pázmány

Seinen ersten Besuch im Banat hat S. Exz. Dr. Peer Gebauer, der neue deutsche Botschafter in Bukarest, vor einer Woche abgestattet. Treffen mit den Vertretern des DFDB sowie der Lokalforen, bei der Stadt- und Kreisverwaltung sowie mit Vertretern der Wirtschaft standen dabei auf dem Programm. Über die Gesprächsthemen während der zahlreichen Treffen sowie über einige Zukunftspläne sprach Dr. Peer Gebauer mit der BZ-Redakteurin Ștefana Ciortea-Neamțiu

Exzellenz, Sie haben Gespräche mit den Vertretern der deutschen Gemeinschaft geführt. Welche Themen wurden dabei angesprochen?

Ich bin das erste Mal in Temeswar und freue mich riesig, in dieser wunderbaren Stadt zu sein, die mich durch ihre Schönheit und durch die interessanten Gesprächspartner beeindruckt hat. Der Termin im Forum war einer, auf den ich mich ganz besonders gefreut habe. Wir hatten die Gelegenheit, uns über das vielfältige Engagement des Regionalforums und der Lokalforen auszutauschen. Ich bin beeindruckt von dem großen Einsatz und der Vielfalt der Projekte, die hier implementiert werden. Wir haben auch darüber gesprochen, dass wir die intensive Kooperation zwischen dem Forum und seinen Lokalforen mit dem Konsulat und mit der Botschaft fortführen und dass wir gemeinsam auch einen besonderen Blick darauf richten wollen, wie die Arbeit zukunftsgerichtet weiterentwickelt werden kann, wie man insbesondere die junge Generation stärker einbinden kann.

Bitte nennen Sie uns einige Beispiele!

Ich habe mir jetzt zum Beispiel schildern lassen, dass es eine Reihe von Angeboten gibt, wie die Tanzkurse, die sich explizit an ein breiteres Publikum wenden, nicht nur an die Angehörigen der deutschen Minderheit, sondern an alle, die hier leben und die Interesse an der deutschen Kultur haben. Ich glaube, das ist genau der richtige Ansatz und ich bin mir sicher, dass es weitere Felder geben wird, die Kooperation zu vertiefen. Ein zentrales Element sind dabei die Schulen, die in deutscher Sprache unterrichten, das Lenau-Gymnasium etwa und andere, die auch offen sind für Kinder aus rumänischen Familien. Durch den Besuch der Schule werden diese an die deutsche Kultur und die deutsche Sprache herangeführt und auf diese Weise entstehen Verbindungen, die für uns alle in Zukunft viel Nutzen bringen werden.

Weil Sie die Lenauschule erwähnt haben: Haben Sie sich schon einen weiteren Termin vorgenommen in Temeswar, bei dem Sie auch die Bildungsinstitutionen besuchen werden?

Absolut! Es war mir schon vor dem Besuch klar, dass es nur der Auftakt zu weiteren Besuchen wird. Ich freue mich, bei der nächsten Gelegenheit das Lenau-Gymnasium zu besuchen und eine Reihe von anderen Einrichtungen, sowie die Lokalforen, ob jetzt in Arad oder im Bergland, um die Vielfalt noch einmal besser kennenzulernen. Ich habe auf der einen Seite gemerkt, dass Temeswar auf der Landkarte weit weg ist, aber doch durch eine gute Flugverbindung wieder sehr nah. Wir sind heute Morgen aufgebrochen und um 07:30 Uhr in den Flieger gestiegen und fliegen heute Abend zurück, aber haben einen vollen Tag hier zur Verfügung. Ich finde es wunderbar, diese Gelegenheit zu haben, hierherzukommen. Und das wird, wie gesagt, nicht nur ein einmaliger Besuch sein sondern der Auftakt zu vielen, vielen Besuchen.

Sie haben Gespräche mit Bürgermeister Dominic Fritz und dem Kreisvorsitzenden Alin Nica geführt. Was wurde besprochen?

Es waren interessante und wichtige Gespräche. Wir haben über das Thema Energie und Herausforderungen bei der Energieversorgung gesprochen, wir haben über das Thema Kulturhauptstadt 2023 diskutiert und die Möglichkeit, hier gemeinsam Projekte anzuschieben. Auch die innenpolitische Lage, sowohl in Deutschland als auch die Lage hier in Rumänien, war Gegenstand unserer Gespräche; das ist, wenn man unter politischen Experten diskutiert, immer ein spannendes Feld. Wir haben uns gemeinsam überlegt, wie wir auch den Bereich der Wirtschaft noch stärker fördern können, was die deutsche Wirtschaft benötigt und was gut läuft. Das waren wichtige und sehr gute Gespräche.

Weil Sie die Kulturhauptstadt angesprochen haben: Werden Sie 2023 dabei sein in Temeswar?

Ich hoffe sehr, dass ich häufig hier dabei sein kann. Ich hoffe auch, dass wir mit Blick auf die Kulturhauptstadt viele deutsche Delegationen nach Temeswar bringen können. Das macht diese Stadt noch zusätzlich bekannt und attraktiv. Und das Programm, das dann hoffentlich realisiert werden kann, wird sicherlich dazu führen, dass viele Besucher auch aus Deutschland kommen, die ich dann hoffentlich hierher begleiten kann. Ich freue mich darauf.

Es gab heute auch ein Treffen mit den Vertretern des Deutschen Wirtschaftsclubs. Temeswar war vor Jahren ein Magnet für deutsche Investoren, heutzutage ist eigentlich der Zuwachs an deutschen Firmen nicht mehr so rapide wie vor ein paar Jahren. Wie kann man den Standort Temeswar und Banat attraktiver gestalten?

Ich glaube, der Standort ist enorm attraktiv und hat an Attraktivität auch nichts eingebüßt. Sie werden recht haben, dass zu Beginn, wenn es gar nichts gibt, die Zuwachsraten immer erst mal höher sind. Wenn eine Reihe von Unternehmen da sind, dann wird es natürlich schwer, dieses Zuwachstempo zu erhalten. Aber noch immer stellen wir fest, dass neue deutsche Unternehmen sich ansiedeln, dass Unternehmen, die schon vor Ort sind, ihre Investitionen ausbauen. Ich werde gleich Gelegenheit haben, zu Continental zu gehen. Mit dem hiesigen Geschäftsführer habe ich vorher gesprochen, er sagte, das Unternehmen baut im Grunde fast jedes Jahr noch ein neues Gebäude dazu und erhöht die Anzahl seiner Arbeitsplätze hier vor Ort deutlich.

Deswegen glaube ich, dass Temeswar weiterhin ein exzellenter Standort ist. Natürlich muss man schauen, diesen Standort attraktiv zu halten; dazu gehören weitere Infrastrukturmaßnahmen, dazu gehört auch das ausreichende Vorhandensein von Fachkräften. Der Mangel an solchen ist ein Thema, das viele Unternehmen hier und in ganz Rumänien, aber auch in Deutschland ansprechen. Deswegen ist es richtig, den Fokus auf den Bildungsbereich zu richten. In Deutschland gibt es die Tradition der sogenannten dualen Ausbildung, der Berufsausbildung sowohl an einer Berufsschule als auch „on thejob“, in einem Unternehmen. Ich habe mit Freude vernommen, dass Vertreter der Unternehmen dieses duale Ausbildungsmodell hier einführen und zumindest in Ansätzen umsetzen können. Ich glaube, da besteht Raum für eine Vertiefung und Verbesserung und das nutzt dann auch dem Standort.

Wir danken für das Gespräch!