In drei Sälen und im Freien

Das Doppelfestival FEST-FDR erobert Temeswar

Die Mitglieder der Éva-Duda-Tanzkompanie in „overDOSE“. Foto: Daniel Domolky

Temeswar steht mitten im Theaterfestival. „Sechs Tage mit einem straffen Programm an Theateraufführungen“ hat Ada Lupu Hausvater, die Intendantin des Nationaltheaters Temeswar, in der Eröffnung des Festivals der Europäischen Theaterkunst und des Festival der rumänischen Dramatik FEST-FDR, am Sonntag versprochen, und: „Die Stadt wird ein Theatersaal“. Das ist auch so, denn mit drei bis vier Aufführungen pro Tag, Treffen und guten Gesprächen mit Theaterleuten sowie einer Filmvorführung im Rahmen der ersten Zusammenarbeit mit „Cinema City“ ist auch einem anspruchsvollen Publikum Genüge getan.

Den Auftakt hat die Tanzkompanie Éva Duda aus Budapest gemacht: Mit „Mesh/overDOSE“ hat die Tanzkompanie, die sich in der Spielsaison 2009/2010 zu einem selbstständigen Ensemble herausgebildet hat, eine Aufführung dargeboten, wie sie nur selten auf den Temeswarer Bühnen zu sehen ist: Moderner Tanz, Akrobatik und eine perfekte Abstimmung aufeinander – das Ensemble, das Auftritte in mehreren Ländern Europas hatte und mehrmals preisgekrönt wurde, ist auch in Temeswar bejubelt worden. Die Bewegungen, mit denen Themen wie Liebe oder Gewalt wiedergeben wurden, zogen die Blicke des Publikums hypnotisch an.

Das Festival, das gewöhnlich im Mai stattfindet, musste in diesem Jahr aus finanziellen Gründen für Herbst verschoben werden, allerdings: „Es ist frühlingshaftes Wetter, vielleicht auch für dieses wunderbare Festival“, so Ada Lupu Hausvater.

Es ist auch das erste große Theaterfestival mit Tradition, das nach dem Erringen des Titels einer Kulturhauptstadt Europas 2021, in Temeswar organisiert wird. „Das größte Geschenk, das wir der Zukunft machen können, ist die Kultur, denn nur die Kultur kann den Dschungel in Zivilisation umwandeln“, so die Intendantin in der Eröffnung.

FEST-FDR ist ein Doppelfestival, mit einer europäischen Komponente, wobei Theater aus dem Ausland eingeladen werden, und mit einer Komponente, die der rumänischen Dramatik gewidmet ist, letztere hat auch eine längere Tradition.

Oana Borş, die die Auswahl der Vorstellungen durchgeführt hat, erklärte, „dass sich vielleicht nicht alles in dem Programm wiedefinde, was man sich gewünscht hat, dafür aber gäbe es eine qualitätsvolle Selektion“. Die Theaterwissenschaftlerin, die seit 2009 die Geschäftsleitung für die Produktion des Nationalen Theaterfestivals in Bukarest übernommen hat, erklärte auch, dass die rumänische Dramatik, „von Jahr zu Jahr gewachsen ist und langsam auf Bühnen im Ausland Einzug hält.“

Noch drei Tage lang können sich die Temeswarer an den Theatervorstellungen erfreuen, die ihnen im Rahmen des FEST-FDR präsentiert werden: Für heute ist die Vorstellung „Sprich zu mir“, Text und Regie von Ion Ardeal-Ieremia, eine Produktion des Nationaltheaters Temeswar ab 17 Uhr im Studio-Saal „Uţu Strugari“ programmiert. Um 19 Uhr beginnt die Vorstellung „Die Ruhe“ nach dem Roman von Attila Bartis, in der Regie von Radu Afrim. Damit präsentiert sich das Nationaltheater Neumarkt – die Kompanie Tompa Miklós. Die Vorstellung findet im Saal Nr. 2 statt.

Morgen sind mehrere Aufführungen vorgesehen, zwei Vorstellungen auf Texten unserer Kollegin Elise Wilk werden vorgeführt: Es handelt sich dabei um „Die grüne Katze“, in der Regie von Bobi Pricop, eine Produktion des Theaters „Luceaf²rul“ aus Jassy, die um 17 und dann um 21 Uhr im Saal Nr. 2 präsentiert wird, sowie um „Papierflugzeuge“, eine Produktion des Nationaltheaters Temeswar. Regie führt Ion Ardeal-Ieremia, die Vorstellung beginnt um 19 Uhr und findet im Studiosaal „Uţu Strugari“ statt.

Am Spätabend können die Temeswarer der Vorstellung „Die Möwe“ nach Anton Tschechow beiwohnen, die das „Voskresinnia Theater“ Lwiw (Ukraine) ab 22 Uhr auf der Mărăşeşti-Straße darbietet.

Das Doppelfestival endet am Freitag mit den Vorstellungen „Antisozial“ von Bogdan Georgescu (Radu-Stanca-Theater Hermannstadt), die für 17 Uhr im Saal Nr. 2 vorgesehen ist, „Salon Nr 6 / Underground“, Choreographie Radu Poklitaru (Modernes Ballett Kiew, Ukraine) sowie noch eine Aufführung der „Möwe“ (Uhrzeit und Aufführungsort wie am Vortag).

Das Festival wird vom Nationaltheater Temeswar organisiert und vom Kulturministerium und dem Stadtrat Temeswar unterstützt.