IWF-Darlehen: Ein notwendiges Risiko

Ein Gastbeitrag

Die Notwendigkeit eines Darlehens der Rumänischen Regierung gerade vom Internationalen Währungsfonds, IWF, der sehr strenge  Auflagen hat, rief zuletzt Unmut in Rumänien hervor und ließ Kritik an der Orban-Regierung aufkommen. Für die Banater Zeitung erklärte der Temeswarer Wirtschaftsanalytiker Nicolae Țăran:

Rumänien wir derzeit mit zwei erheblichen Risiken konfrontiert. Zum einen hat das Haushaltsdefizit eine extrem risikovolle Schwelle von 4,6 Prozent des BIP erreicht, zum anderen ist das Haushaltsdefizit in den letzten Jahren erheblich gestiegen. So betrug dieses Defizit zwischen 2013 – 2018 ganze 66,2 Milliarden Lei. Dazu ist die öffentliche Verschuldung in der gleichen Zeitspanne um 110,7 Milliarden Lei gestiegen. Nehmen wir nun  mal  an, die Verschuldung wäre bloß durch Wertpapiere der Regierung finanziert worden, die auf dem Binnenmarkt verkauft worden wären: Dies hätte zur Folge gehabt, dass die vorhandene Geldmasse stark geschrumpft wäre und folgerichtig wäre die rumänische Währung, der Leu, aufgewertet worden. Ein starker Leu hätte jedoch die ausgeführten Güter verteuert, die Importe wären billiger geworden und das Haushaltsdefizit wäre so nicht mehr tragbar gewesen. Wäre dieses Defizit aber durch Geldemissionen von der Nationalbank finanziert worden, hätte dies zu Inflation geführt, die außer Kontrolle geraten wäre. Eine solche Hyperinflation hätte zu einer raschen und drastischen Reduzierung der Importe geführt, aber auch zu Inflation. Der Ausgleich des Haushaltsdefizits durch Darlehen aus dem Ausland in Euro oder US-Dollar gilt also als einzige Finanzpolitik die derzeit weder dazu beiträgt, dass sich der Leu in den Risikobereich aufwertet, noch ein Inflationsniveau im Gefahrbereich ansteht. In Rumänien müssen solche Darlehen von der Regierung beantragt werden. Wenn dies nicht so getan wird, wird die Nationalbank ihre Währungsreserven aufbrauchen müssen und der Leu ist seinem Verfall preisgegeben. Durch die hohen Haushalts- und Handelsdefizite bedeutet das Darlehen der Regierung beim IWF die derzeit bestmöglichste Lösung, um eine gewisse Preisstabilität und Wirtschaftswachstum zu gewährleisten. Dies ist jedoch nur eine kurzfristige Lösung. Mittelfristig ist es nämlich unbedingt notwendig, dass die Wettbewerbsfähigkeit der rumänischen ausgeführten Waren zunimmt. Vor allem aber muss das Haushaltsdefizit unter der Wachstumsrate der Wirtschaft bleiben und auf jeden Fall unter der kritischen Schwelle von drei Prozent des BIP. Werden diese Ziele verfehlt, besteht das Risiko, sehr hoher Verschuldung oder akute Rezessionsgefahr für Rumänien.